Trient

Die Festung verschwindet im Fels

1. Weltkrieg 1914-1918

Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

 

KuK- Geniedirektion in Trient, Ende Oktober 1914 :

Instruktion für die Ausführung von Kavernen bei den feldmäßigen Anlagen..........
Damit beginnt im großen Stile und basierend auf dem immer
wahrscheinlicher werdenden Kriegsfall I (=Italien) eine frenetische
Ausbauaktivität zur endgültigen Modernisierung der Festung Trient. 
Die Instruktion lässt die Festung im Fels verschwinden, die
Presslufthammer arbeiten jetzt Tag und Nacht und Tausende von zivilen
Arbeitern und Soldaten der KuK Armee bauen
Kavernen, Kasematten,
Galerien, bombensichere Artilleriestellungen und
Kavernenbatterien------------
Munitionsmagazine, Truppenunterkünfte, Lagerkavernen,
Verbandslokale, Küchen, Generatorkavernen usw----------alles verschwindet
im Felsgestein der umliegenden Berge: 
Monte Calisio, MonteCelva, Chegul, Marzola, Maranza, Valsorda, Romagnano, 
Calcare, Pale`, Monte
Palon, Monte Cornetto, Monte Bondone, Castellar della Grua,
Monte
Soprasasso.......um nur die wichtigsten topografischen Positionen zu nennen.

Die Festung verschwindet im Fels, wird bombensicher eingegraben, armiert
mit Hunderten von Geschützen aus der Artilleriereserve ,über 70 Mg´s in
den Betonkasematten in Stellung gebracht, die betonierten oder tief in
den Fels gegrabenen Schützengrabensysteme, tief gestaffelt, sind
komplettiert in jedem Abschnitt, enorme Stacheldrahtverhaue werden
angelegt und in den ebenso bombensicheren Bereitschaftskavernen erwartet
die Infanterie den Feind.

Der Krieg mit Italien beginnt im Mai 1915..........

Das Meiste ist bereits fertig gebaut.
Die alten Werke und Stellungen sind bereits grösstenteils
desarmiert, das wertvolle Geschützmaterial und die Munition sind in den
bombensicheren Anlagen verbracht.

Anlagen, die extrem gut getarnt sind, kleine bis kleinste Ziele bilden für
die Feindartillerie, also extrem schwer zu bekämpfen und vor allem: Sie
sind sicher, können nicht zerstört werden.

Der Feind aber kommt nicht.

Das Genie von Trient nutzt die Zeit, baut mit enormen Aufwande unbeirrt
weiter, Anlagen werden vervollständigt, weiter ausgebaut................ 
Feldmäßige Befestigungen werden sie genannt, diese riesigen weitläufigen
Anlagen im Fels, unterirdische Festungen mit enormer Feuerkraft, als
letzte wird im Januar 1916 der Monte Calisio,die bei weitem größte und
stärkste unterirdische Anlage als feuerbereit gemeldet.............

Aber der Feind kommt nicht.

Er will nicht kommen: Im Etschtal stabilisiert sich die Front vor
Rovereto, keine Offensivtätigkeiten der italienischen Armee bis zum Ende
des Krieges.

Vor dieser Festung will man nicht verbluten, Infanterieangriffe, die im
Feuerhagel von Hunderten von Festungsgeschützen bereits im Ansatz
zusammenbrechen sind sinnlos.

Geschütze, die man nicht einmal bekämpfen kann.
Eine weise Entscheidung, man versucht es anderswo.
Wo?

Auf der Hochfläche von Lavarone/Folgaria will man durchbrechen. 
Bleibt im Abwehrfeuer der Hochflächenwerke aber stecken, kommt keinen
Meter weiter.

Wo noch?

Im Abschnitt Riva, vergeblich, auch hier hält die KuK stand, auch hier
blockieren die Festungswerke jeden Vormarsch.
Die Festung Trient wird niemals bedroht, muss nie einen Gewehrschuss, nie
eine Granate gegen den Feind verschießen.

Ab 1916 wird sie nach und nach entwaffnet und aufgegeben, das wertvolle
Material an die Front geschickt, da wo es dringend gebraucht wird.
Verblieben sind bis heute die mit ungeheurem Aufwande und Kosten
angelegten feldmäßigen Befestigungen einer Festung ,die nie gebraucht
wurde, ja sogar von Conrad von Hötzendorf nicht gewollt wurde.

Sie ist zum größten Teile erhalten, man kann sie sehen, begehen und sie
hinterlässt beim Besucher der heutigen Zeit tiefe und sehr nachdenkliche
Eindrücke.

Jedenfalls ist das meine Erfahrung aus den zahlreichen Führungen, die ich
bis heute machte.
Und sie war wesentlich stärker ausgebaut, wesentlich verteidigungsfähiger
als man bisher annahm und heute noch glaubt.

Ihre strategische Lage war einmalig, umgeben von hohen Bergen und alle
diese befestigt, Beton, Stahlbeton, Kavernen, Galerien........zu
Hunderten, auf keiner Karte vermerkt, kein Rapport gibt über den
endgültigen Umfang des Endausbaues einen Bericht.

Und weit im Vorfelde bereits verteidigungsfähig gegen Umgehungsversuche
ihrer inneren Verteidigungssektionen.
Sie hätte den damaligen Kriegsgegner jederzeit aufhalten können.
Aber der kam nicht und versuchte es auch nicht.

VJ

 

 

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