KuK- Geniedirektion in Trient, Ende Oktober 1914 :
Instruktion für die Ausführung von Kavernen bei
den feldmäßigen Anlagen..........
Damit beginnt im großen Stile und basierend auf
dem immer
wahrscheinlicher werdenden Kriegsfall I (=Italien)
eine frenetische
Ausbauaktivität zur endgültigen Modernisierung
der Festung Trient.
Die Instruktion lässt die Festung im Fels
verschwinden, die
Presslufthammer arbeiten jetzt Tag und Nacht und
Tausende von zivilen
Arbeitern und Soldaten der KuK Armee bauen
Kavernen,
Kasematten,
Galerien, bombensichere
Artilleriestellungen und Kavernenbatterien------------
Munitionsmagazine, Truppenunterkünfte, Lagerkavernen,
Verbandslokale, Küchen, Generatorkavernen usw----------alles
verschwindet
im Felsgestein der umliegenden Berge:
Monte Calisio, MonteCelva, Chegul, Marzola, Maranza, Valsorda,
Romagnano,
Calcare, Pale`, Monte
Palon, Monte Cornetto,
Monte Bondone, Castellar della Grua,
Monte Soprasasso.......um nur die wichtigsten
topografischen Positionen zu nennen.
Die Festung verschwindet im Fels, wird bombensicher
eingegraben, armiert
mit Hunderten von Geschützen aus der
Artilleriereserve ,über 70 Mg´s in
den Betonkasematten in Stellung gebracht, die
betonierten oder tief in
den Fels gegrabenen Schützengrabensysteme, tief
gestaffelt, sind
komplettiert in jedem Abschnitt, enorme Stacheldrahtverhaue werden
angelegt und in den ebenso bombensicheren
Bereitschaftskavernen erwartet
die Infanterie den Feind.
Der Krieg mit Italien beginnt im Mai 1915..........
Das Meiste ist bereits fertig gebaut.
Die alten Werke und Stellungen sind bereits grösstenteils
desarmiert, das wertvolle Geschützmaterial und die
Munition sind in den
bombensicheren Anlagen verbracht.
Anlagen, die extrem gut getarnt sind, kleine bis
kleinste Ziele bilden für
die Feindartillerie, also extrem schwer zu
bekämpfen und vor allem: Sie
sind sicher, können nicht zerstört werden.
Der Feind aber kommt nicht.
Das Genie von Trient nutzt die Zeit, baut mit
enormen Aufwande unbeirrt
weiter, Anlagen werden vervollständigt, weiter
ausgebaut................
Feldmäßige Befestigungen werden sie genannt, diese riesigen weitläufigen
Anlagen im Fels, unterirdische Festungen mit enormer Feuerkraft, als
letzte wird im Januar 1916 der Monte Calisio,die
bei weitem größte und
stärkste unterirdische Anlage als feuerbereit
gemeldet.............
Aber der Feind kommt nicht.
Er will nicht kommen: Im Etschtal stabilisiert sich
die Front vor
Rovereto, keine Offensivtätigkeiten der
italienischen Armee bis zum Ende
des Krieges.
Vor dieser Festung will man nicht verbluten,
Infanterieangriffe, die im
Feuerhagel von Hunderten von Festungsgeschützen
bereits im Ansatz
zusammenbrechen sind sinnlos.
Geschütze, die man nicht einmal bekämpfen kann.
Eine weise Entscheidung, man versucht es anderswo.
Wo?
Auf der Hochfläche von Lavarone/Folgaria will man
durchbrechen.
Bleibt im Abwehrfeuer der Hochflächenwerke aber stecken, kommt keinen
Meter weiter.
Wo noch?
Im Abschnitt Riva, vergeblich, auch hier hält die
KuK stand, auch hier
blockieren die Festungswerke jeden Vormarsch.
Die Festung Trient wird niemals bedroht, muss nie
einen Gewehrschuss, nie
eine Granate gegen den Feind verschießen.
Ab 1916 wird sie nach und nach entwaffnet und
aufgegeben, das wertvolle
Material an die Front geschickt, da wo es dringend
gebraucht wird.
Verblieben sind bis heute die mit ungeheurem
Aufwande und Kosten
angelegten feldmäßigen Befestigungen einer
Festung ,die nie gebraucht
wurde, ja sogar von Conrad von Hötzendorf nicht
gewollt wurde.
Sie ist zum größten Teile erhalten, man kann sie
sehen, begehen und sie
hinterlässt beim Besucher der heutigen Zeit tiefe
und sehr nachdenkliche
Eindrücke.
Jedenfalls ist das meine Erfahrung aus den
zahlreichen Führungen, die ich
bis heute machte.
Und sie war wesentlich stärker ausgebaut, wesentlich verteidigungsfähiger
als man bisher annahm und heute noch glaubt.
Ihre strategische Lage war einmalig, umgeben von
hohen Bergen und alle
diese befestigt, Beton, Stahlbeton, Kavernen, Galerien........zu
Hunderten, auf keiner Karte vermerkt, kein Rapport
gibt über den
endgültigen Umfang des Endausbaues einen Bericht.
Und weit im Vorfelde bereits verteidigungsfähig
gegen Umgehungsversuche
ihrer inneren Verteidigungssektionen.
Sie hätte den damaligen Kriegsgegner jederzeit
aufhalten können.
Aber der kam nicht und versuchte es auch nicht.
VJ
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