Batterien Val Sorda I

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit

 

 

 

Die Stellungen in der Lokalität “La Roccia”-Val Sorda bestanden aus 8 Stück gedeckten Haubitzbatterien a 2 Haubitzen und 10 gedeckten Geschützstellungen mit jeweiliger Munitions-Kasematte aus Beton.  

Von den Haubitzbatterien ist lediglich eine erhalten geblieben. Die anderen fielen der Bonifizierung des Geländes zum Opfer ,um den weiter zurückliegenden kleinen Talgrund des Bergeinschnittes zu erweitern und um einen großen Reitplatz mit 2 Manegen, Stall und Clubhaus anzulegen.  

Dabei wurde laut Auskunft der Ortsansässigen mit schwerem Gerät gearbeitet um den Beton abzutragen und zu zerkleinern (Schredderanlage). Die eigentlichen Planierungsarbeiten wurden dadurch erheblich erschwert. Insgesamt wurde das Planierungsobjekt erheblich verzögert, da man die Masse der Betonstellungen vorher nicht klar erkannte und im Bauprojekt nicht Rechnung trug.  

Die weiterführende Strasse führt zu einem Agritour in dessen Nähe die spärlich erhaltenen Reste von insgesamt 10 betonierten Geschützstellungen liegen. Der größte Teil ist allerdings nicht mehr sichtbar, da zerstört, abgetragen oder unter Erdreich inzwischen verschüttet.
Von dem Agritour (Landwirtschaft) führt dann ein Weg zur oberhalb gelegenen alten Batterie Brusa Ferro.

 

Kurz vor der Lokalität „ La Roccia „ zweigt von der Provinzstrasse eine gut erhaltene KuK-Militärstrasse ab, die auf den Maranza-Rücken führt.

Auf den Begrenzungssteinen sind klar die Insignien der Erbauer eingemeisselt, Teile eines KuK-Pionierbatallions haben diese Strasse angelegt (siehe Fotos).  

Derartiges ist selten im Raum Trento zu finden, da die meisten dieser bezeichneten Steine oder Steinplatten häufig gestohlen wurden .  

Die Stellungen Val Sorda I deckten den Bereich Mattarello-Etschtal mit ihrem Feuer.  

Die KuK Geniedirektion von Trient baute den gesamten Bereich Maranza-Rücken massiv aus, da das vorgelagerte und zu exponierte sowie veraltete Werk Mattarello mit seinen Batterien einem feindlichen Angriff nicht standgehalten hätte.  

Insgesamt bestand die verfügbare Feuerkraft des begrenzten Bereiches zwischen San Rocco (Panzerwerk) unterer Maranza-Rücken und oberer Maranza Rücken bis zum Bivak Maranza aus folgenden gesicherten Stellungen und Batterien.

 

Biwak Maranza:  16 Haubitzstellungen  

Val Sorda I  :      16 Haubitzstellungen

(La Roccia)        10 Geschützstellungen  

Val Sorda II        10 Geschützstellungen
(Roccolo)  

Maranza               4 Geschützstellungen   
(Batterie)  

Maranza              4 Geschützstellungen
(Blockhaus)

 

weitere ca. 20 – 30 gedeckte Stellungen auf dem Maranza-Rücken

 

Dos della Spazzadore  2 Geschützstellungen

(B-Stelle Maranza)  

 

Insgesamt wurden auf diesem relativ begrenztem Verteidigungsraum  62 gepanzerte  Geschützstellungen (größtenteils in Beton angelegt)  und 20-30 weitere offene gedeckte Stellungen konzentriert.  

Mit dieser erheblichen zusätzlichen Feuerkraft der Artillerie konnte der Bereich Mattarello ausreichend geschützt werden.  

Hierbei ist der Anteil der verfügbaren Artillerie der Werke und Batterien San Rocco-Brusa Ferro- Dos Fornas- Mattarello und ihre jeweilige unmittelbare Umgebung (Kavernenbatterien und Panzerhaubitzbatterie Zampetta) nicht mitgezählt.  

Die alten Werke und Batterien wurden 1914-1915 entwaffnet, ihre Bestückung in bombensichere Kavernen verlegt, teilweise durch weitere Kavernenbatterien oder mobile Feldartillerie- Batterien  ergänzt.  

Bei der Auflistung offener oder gedeckter Stellungen der mobilen Feldartillerie im oben beschriebenen Bereiche sind lediglich die heute noch gut erhaltenen und größten Stellungen aufgelistet.  

Es gab aber wesentlich mehr vorbereitete Stellungen, die durch ein gut ausgebautes Straßennetz jederzeit erreichbar waren und durch verschiedene Munitionslager versorgt werden konnten.  

Die erhaltene Haubitzbatterie der Stellungen Val Sorda I ist ein verbliebenes Beispiel der umfangreichen Befestigung der Festung Trient zwischen 1914 und 1915.  

Besonders forciert wurde der Ausbau der östlichen und südlich gelegenen Verteidigungs-Sektionen.  

Nach nunmehr bereits mehrjähriger Aufklärungsarbeit  kann ich hinsichtlich der feldmäßigen Befestigung der Festung Trient die klare Aussage treffen, das die Verteidigungsfähigkeit dieses Festungsplatzes von der bisher durchgeführten Forschung erheblich unterschätzt wurde und noch immer unterschätzt wird.  

Die strategisch wichtigen Verteidigungssektionen wurden durch das Konzept :

gepanzerte/unterirdische Stellungen zusammen mit einer Unzahl von gedeckten Feldstellungen der mobilen Feldartillerie so ausgerüstet, das bei einem feindlichen Angriff in kürzester Zeit eine enorme Feuerkraft gebündelt werden konnte.  

Aufgrund der Panzerung und bombensicheren Ausführung der festen Batterien und der absoluten und schnellen Mobilität der Feldartillerie war die Bekämpfung der Verteidiger durch feindliche Belagerungsartillerie sehr erschwert.  

Die verteidigende Infanterie saß zudem in gut vorbereiteten und ausgebauten Stellungs-Systemen, verfügte über eine Unzahl bombensicherer Kavernen zu ihrem Schutze, die Stellungen und Schützengraben Systeme waren zudem in der Tiefe sehr gut ausgebaut.  

Klar erkennbar, das die früher gemachten strategischen Fehler bei der Anlegung der Festung Trient (offene Einbruchsflanken Val Sorda Tal, Cimirlo-Pass, Val Sugana Taleingang) erkannt wurden und beseitigt wurden.  

Die Schwachstelle und mögliche Durchbruchsstelle des Werkes Mattarello wurde bereinigt. Mit der auf dem wesentlich höher gelegenen Maranza-Rücken verfügbaren Artillerie-Massierung konnten die in vorderster Front liegenden Bereiche Mattarello und Dos Fornas ausreichend verteidigt werden.

 

Villamontagna- Trient 24.10.2004 Volker Jeschkeit

 

 

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