Panarotta- Weitjoch- Fontanelle-
Kesseljoch- Laiten- Frawort

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

Uli Mößlang / Volker Jeschkeit

 

Der Ausflug war für meine angeschlagenen Knie und meiner lädierten rechten Hüfte eine harte Sache. Aber bis zum Laiten-Kesseljoch habe ich durchgehalten.

Die Exkursion ging an die Grenze des Verantwortungsbereiches der Geniedirektion Trient und natürlich interessierten mich die Artilleriestellungen der 2.Kompanie des FsAB Nr.1-Trient (Oberleutnant Hochhauser), also der Kompanie der Tennasperre, die ihre Geschütze aus den alten Werken Tenna und Colle delle Benne ausbaute und zum Teil dort hinaufschaffte. Außer den bereits dokumentierten Batterien am Busa Grande Sattel und am Vetriolo Sattel, wollte ich die Stellungen der Batterien am Weitjoch (12cm/M80) und am Kesseljoch (15cm/M94) auffinden, was auch gelang. Sehr beeindruckend sind die Hauptarmierungstraße vom Panarotta bis zum Kesseljoch (dort ging der Transport dann mit einer Seilbahn auf den Grat und von da aus in die Artilleriestellungen bis zum

Laiten) und die abzweigende Armierungstraße, die vollständig in Deckung hinter dem Grat des Ausläufers des Frawort über die Fontanelle bis zum Weitjoch verläuft. Natürlich die obligatorischen Kavernen. Alle diese sehr gut angelegten Straßen wurden von russischen Kriegsgefangenen gebaut. Dank der guten Straßen konnten die in Stellung gebrachten Geschütze kurz hinter dem Grat Frawort bis Panarotta schnell in Ausweichstellungen verbracht werden, die auch zahlreich vorhanden sind.

Die italienische Artillerie hatte damit die allergrößten Schwierigkeiten, sich auf die KuK Artillerie einzuschiessen. Die Batterien wurden andauernd verlegt. Auf dem Panarotta liegt noch verborgen unter dem Schnee ein italienische 28cm Bombe, sie ist gut versteckt. Mein Freund Marco wollte sie mir zeigen, doch am Ort liegt über dem Versteck noch 1m Schnee. Bei der nächsten Exkursion legen wir sie frei. Sehr schön auch die Reste der Berg- und Talstation der Seilbahn, die vom Kesseljoch auf den Grat zu den Haubitzenstellungen führte. Viele Barackenreste am Straßenrand und einige Kavernen sind noch zu sehen. Der Bau von Kavernen traf in diesem Bereich auf große Schwierigkeiten, das Gestein ist Porphyr, und der ist sehr feinlagig und brüchig, seine Widerstandsfähigkeit ist relativ gering. Unglaublich die Tatsache, das dieser lange Frontabschnitt zu Beginn von einer kleinen Schar von Standschützen verteidigt werden konnte, die hatten im Höchstfall in den ersten Monaten Bataillonsstärke, aber selbst ein Regiment verliert sich hier in den Gräben und Stellungen. Da sie über nur wenige bombensichere Kavernen zu Beginn der Kampfhandlungen verfügten, waren die Verluste wohl auch ziemlich groß. Die italienische Artillerie schoss mit großen Kalibern (28cm), auf den Panarotta und Fontanelle und es finden sich immer noch jede Menge Stahlgussstücke dieser Bomben. Das Glück war, das die italienische Armee von Ospedaletto vormarschierend enorme Zeit vergehen liess, nach 3 Monaten hatte die Geniedirektion Trient baumäßig gesehen die Lage im Griff (dank einer Unzahl russischer Kriegsgefangener), die Stellungen waren fertig, die Kuk Artillerie gab ziemlich Zunder ins Valsugana Tal, geleitet von den B-Stellungen auf dem Panarotta (tiefe Kaverne mit senkrechtem Schacht und B-Kuppel) und auf dem Frawort, also absolut überlegenen Stellungen.

Insgesamt gesehen waren es wenige Geschütze und alte "Bumsrohre" der FS Trient, die deutsche Batterie Rose durfte ja nicht schiessen und war auch nur zeitweilig dort (PS: Es gibt sogar eine Malga Rose!). Trotzdem:

Sie haben wohl gut geschossen aus diesen Stellungen vom Weitjoch bis zum Laiten, und die italienischen Truppen ziemlich festgenagelt, sonst hätten die diese schwach besetzten Stellungen schlussendlich überrannt.

Nicht ohne Grund sah Steinhart den Bau der Bradalinie vor, Hptm. Amorth baute sie dann von Cost´alta bis in Richtung Pergine, sie wurde auch teilweise fertiggestellt. Vom Kesseljoch und Weitjoch sieht man gut die Steilwand des Monte Brada, in der die Kavernenbatterien eingebaut waren.

Es gibt insgesamt 90 Fotos, die ich nach und nach schicken werde. Auf den Gipfel des Panarotta fahre ich das nächste Mal, eine Schneewächte von über 1m Höhe blockiert auch einen agilen 4x4 Panda!

Die Tourismusindustrie hat inzwischen auf dem Panarotta alle originalen Stellungen entweder zerstört oder bis zur Unkenntlichkeit kaputt restauriert, was dort noch fehlt ist ein Hamburger-Schnellrestaurant in Kaverne mit Zugang aus dem Verbindungsgraben vom Parkplatz. Je weiter man sich von den Pisten entfernt, und die Untaten fehlgeleiteter Alpini-Gruppen hinter sich läßt, die versucht haben die "Original"-Baracken wieder auf zu bauen (Typ ANAS-Straßendienst der Provinz, mit Persianen in den Fenstern und Südtiroler Imitationen der Eingangstüren!), kommt man langsam in den Bereich der Originalreste. Man muss auch die Restaurierung einiger Schützengräben auf dem Frawort vergessen (alle 10m auf dem Grabenrand Schießscharten gebaut aus Plastik-Sandsäcken, geradezu absurd!), trotzdem: Man kann es ja rückbauen und die Gräben waren in den Felsen gehauen, kann man also nichts dran kaputt restaurieren! Diese Freiwilligen waren einfach von absurden Architekten fehlgeleitet, der typische Fehler, wenn man Geld freigibt und es in die Hände falscher "Fachleute" gerät, die keinen geschichtlichen Schimmer aber viel Phantasie haben. Die weitere Phase dieses Projektes ist aber inzwischen abgewürgt, dank der Iniziative des Kriegsmuseums in Borgo-Valsugana.

Kurz und gut: Eine beindruckende Armierungsstraße, die Stellungen auf dem Weitjoch, dem Laiten und dem Kesseljoch, Reste von der Seilbahn, jede Menge schöner Fotos. Wo die Kavernen zu weit entfernt sind, zoomt man sie mit dem 12-fach optischen Zoom der Digicam einfach heran, der Bildstabilisator sorgt dann für gute Fotos. Leider war es dunstig, keine klare Fernsicht. Gut zu sehen, die beiden Gendarmen, wie sie hier genannt werden: Der Monte Celva und der Monte Calisio, die eiserne Wache der Festung Trient! Sehr schön auch die Fotos des Redebus-Pass, des Dosso di Cost´alta und des Monte Brada, erstmalig so und unter militärischen Gesichtspunkten fotografiert.

Gruss, VJ

 

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Karte Brada Linie- Linea Brada

 

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