" Werk Verle "

Kriegstagebuch  des Werkskommandanten 

Entnommen aus dem Roman 
"Sturm über den Werken"
von Albin Kühnel

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Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist
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Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

 

 
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Baugeschichte  

Die vom k.u.k. Kriegsministerium im Frühjahr unter dem Vorsitz des General-Genieinspektors Feldzeugmeister Graf Geldern entsandte fortifikatorische Lokalkommission schlug u.a. die Befestigung des Basson di sopra (1.491 m), rechts der über den Vezzenapass führenden Straße, vor, während Conrad von Hötzendorf, der k.u.k. Generalstabschef, das Werk lieber auf dem westlich davon liegenden Costálta-Rücken errichten lassen wollte. Letztendlich wurde beschlossen, das Werk links von der Vezzenastraße in 1.504 m Höhe, westlich der Malga Busa di Verle, zu errichten.  



In diesem Plan ist die entdeckte Poterne noch nicht eingezeichnet, auch in keinem Originalplan ist sie vorhanden.

Seinen Namen erhielt es von dieser Malga. Bei den Planungen und dem damit zusammenhängenden Schriftverkehr lief es meist unter der Deckbezeichnung „TV“ (T = Trient, V = Verle). Planung und Bauausführung oblagen - wie bei den anderen Werksbauten auf den Hochflächen von Lavarone und Folgaria - der k.u.k. Geniedirektion in Trient. Das Werksprojekt stammte vom Hauptmann des Geniestabs Karl Edler von Lehmayer, der auch als Erbauer fungierte.  

Die Errichtung des Werks „Verle“ wurde am 22. August 1908 von der Abteilung VIII des k.u.k. Kriegsministeriums genehmigt. Die veranschlagten Kosten beliefen sich auf 1.400.000 Kronen; in den Kosten war die Panzerung enthalten, nicht aber die Armierung mit Geschützen und Maschinengewehren. Die Bauarbeiten begannen am 22. Oktober 1908. Die friedensmäßige Bewachungsmannschaft stellte das 2. Regiment der Tiroler Kaiserjäger, sie bestand aus zwei Unteroffizieren, zwei Gefreiten und fünfzehn Mann.  

Am 30. März 1913 waren die Bauarbeiten lt. Rapportplan beendet. Die Kosten beliefen sich auf 1.834.685 Kronen und 74 Heller.  

 

Werksbeschreibung  

Das Werk „Verle“ besteht aus einem Kasematt- und einem Batterieblock, die durch eine an der rechten Flanke angeordnete Traditorenanlage miteinander verbunden sind. Der unterkellerte Kasemattblock ist zweigeschossig und dient der Unterbringung der Besatzung.  



 

In der Verlängerung des linken Flügels des Kasemattkorpus befindet sich eine besondere Nahkampfanlage, die mit ersterem durch eine oberirdische Poterne verbunden ist.  



Der in der Front und der linken Flanke vorhandene tiefe, beiderseits revertierende Graben wird aus einer durch eine unterirdische Poterne mit dem Batterieblock verbundenen Flankierungsanlage in der Kontereskarpe bestrichen.

Sämtliches aufgehendes Frontmauerwerk ist teils durch Fels-, teils durch Erdvorlagen gedeckt. In den übrigen Fronten, rechter Flanke und Kehle frei stehendes Mauerwerk hinter einem flachen Vorgraben. Das aufgehende Mauerwerk der Traditorenbatterie kann vom ca. 3,5 km entfernten Costesin unter einem Winkel von 66,50 getroffen werden.  

Die Decken sämtlicher Werksteile bestehen aus einer 2,5 m dicken Stampfbetonschicht auf 40 cm hohen, Mann an Mann liegenden I-Trägern.  

Im Erdgeschoß des Kasemattblocks befinden sich die Räume für die Maschinenanlagen, Küche, Verbandlokale, Mannschaftszimmer, Artillerie- und Geniematerialdepots, im ersten Stock das Telephon-, das Kommandanten-, das Offiziers- sowie die Mannschaftszimmer, im unterkellerten Teil die Brennstoffkammer und Depots.

 

Bewaffnung  

Vier 10 cm-Turmhaubitzen Modell 9

Zwei 8 cm-Minimalschartenkanonen Modell 5/9

Vier 6 cm-Kasemattkanonen Modell 10

Fünfzehn Maschinengewehre Modell 7/12  

Die Turmhaubitzen wirken in die Frontgegenstellungen und gegen die Mure Levico-Selva. Die Minimalschartenkanonen haben ein 800 umfassendes Wirkungsfeld von der Malga Polesina bis Costàlta. Für den Nahkampf im Vorfeld sind 13 Maschinengewehre eingestellt. Auf dem Deck des Kasemattblocks und auf der oberirdischen Poterne zur Nahkampfanlage ist je eine geschlossene Infanterielinie angeordnet.  

 

Festungsbesatzung  

1          Festungskommandant (Oberleutnant Albert Giebermann)

3          Festungsartillerieoffiziere (Leutnant Papak, Fähnr. Weber, Fähnr. Wolf)

1          Werksarzt (Oberarzt Dr. Wunderer)

187      Artilleristen, darunter 32 Sappeure als Besatzung für die 
            Batterie Monte Rover)

1          Infanteriekommandant (Oberleutnant Partik)

50        Landesschützen

3          Telefonisten

2          Telegrafisten

 

Das Werk ist für eine Besatzung von fünf Offizieren und 130 Mann erbaut. Notbelegung: 190 Mann; davon finden 135 Mann Unterkunft und 35 Mann Unterstand.  

 

Beobachtung  

Für die Haubitzbatterie aus dem fixen, bombensicheren Beobachtungsstand, für die Traditorenbatterie und die allgemeine Beobachtung durch den Werkskommandanten aus dem drehbaren, ebenfalls bombensicheren Beobachtungsstand auf dem Kasemattblock. Zwei fixe, bombensichere Beobachtungs- und Maschinengewehrstände befinden sich auf der Nahkampfanlage. Die artilleristische Beobachtung für das Werk wird vom Posten „Cima di Vezzena“ ausgeführt.



Sturmfreiheit  

Vor der Front und der linken Face liegt je ein an den Flanken ins Terrain auslaufender, sechs Meter tiefer und acht Meter breiter, beiderseits revertierender Graben. Er wird durch vier 6 cm-Kasemattkanonen M 10 und zwei Maschinengewehre M7/12 bestrichen. an den übrigen Fronten befindet sich ein flacher Vorgraben. Am Front- und linken Faceglacis  breitet sich ein 12 bis 20 m breites, hohes und permanentes Drahthindernis aus, im flachen Vorgraben ein niederes permanentes Drahthindernis von 20 m Breite.  



Kontereskarpe-Grabenstreiche


Zugangspoterne

 

Verbindungen:  

Optisch ist das Werk „Verle“ durch eine Festungssignalstation (Blinkzeichen) mit dem Werk „Lusern“, dem Beobachtungsposten „Cima di Vezzena“ und dem Kavernenwerk „Busa Grande“ auf der gegenüberliegende Seite des Val Sugana verbunden.  



Festungstelefonverbindung besteht mit Monte Rover und dem Beobachtungsposten „Cima di Vezzena“, Artillerietelefonverbindung mit dem Werk „Lusern“ und dem Beobachtungsposten „Cima di Vezzena“.  

 

Wasserversorgung  

Eine im Werk befindliche Trinkwasserzisterne enthält einen fünfundvierzigtägigen Vorrat und wird mittels einer Druckrohrleitung von einer im linken Kehlterrain gelegenen Quelle gespeist. Eine weitere Kühlwasserzisterne ist für die Maschinenanlage im Werk bestimmt. Zwischen der Maschinenanlage und dem Pumphaus besteht eine Verbindung, so dass das nachfüllen der Zisterne im Kriegsfall vom Werk aus erfolgen kann.  

 

Blitzschutzanlage  

System Faraday.  

 

Aufgabe des Werkes  

Sperrung der in unmittelbarer Nähe des Werkes über den Vezzenapass aus dem Assatal nach Lavarone führenden Straße.

Die Ergebnisse der italienischen Spionage gegen das Werk „Verle“  

Das Panzerfort Verle gehört zur ersten Werksgruppe, die auf den Hochflächen errichtet worden ist. Die Bauarbeiten begannen 1908 und waren 1913 abgeschlossen, aber das Werk konnte bereits ein Jahr zuvor als einsatzbereit betrachtet werden. Die italienischen Kommandostellen hatten die Baufortschritte aufmerksam verfolgt und hatten seine Bewaffnung richtig eingeschätzt: vier 10 cm-Panzerhaubitzen unter drehbaren Panzerkuppeln, zwei 8 cm-Kanonen in Kasematten auf der dem Werk Lusern zugewandten Seite, ein paar 6 cm-Kanonen und 15 Maschinengewehre für den Nahkampf. Die Sturmfreiheit wurde durch einen tiefen Graben und drei Streifen Drahtverhau, die es umgaben, sichergestellt. Das Werk steht auf einer flachen, grasbewachsenen Anhöhe südwestlich des Varagnawaldes, gegenüber dem Macai-Rücken und hatte die Aufgabe, Angriffe aus dem Assatal durch Beschießung der Vezzenastraße abzuwehren. Das Bauwerk war dem Geländeprofil durch einen geradezu mustergültig stufenförmig verlaufenden Kasemattblock angepasst worden. Für denjenigen, der ihn von der anderen Seite der Grenze betrachtete, schien er aus zwei Baukörpern zu bestehen, von denen der vordere, der Batterieblock, sich als Querbau aus Beton darstellte, auf dem fünf Stahlkuppeln saßen, vier drehbare für die Panzerhaubitzen und, auf der linken Seite, eine fixe, in der kleinkalibrigen Geschütze oder Maschinengewehre Aufnahme fanden.

Hinter dem Batterieblock entdeckte man den Kasemattblock mit den Unterkünften der Besatzung und den Wirtschaftsräumen; auf dem Verdeck eine Beobachtungskuppel. Alle Teile, die aus dem Wiesenland emporragten, waren zur Tarnung mit grün/rötlicher Farbe angemalt. Die beiden ersten, vermutlich im Sommer 1914 von Camporosato aufgenommenen Telephotographien, verdanken ihre Entstehung den Arbeiten zur Freimachung des Schussfelds; man hatte die Vegetation, die den Anblick auf einen Teil des Werkes behinderte, entfernt. Auf beiden Aufnahmen sieht man die vier Kuppeln der Turmhaubitzen, die Beobachtungskuppel auf dem Batterieblock, eine weitere Beobachtungskuppel auf dem Verdeck des Kasemattblocks. Nur auf der zweiten Aufnahme kann man indes in der rechten Flanke eine Metallkasematte mit zwei fixen Panzertürmen erkennen: die Flankierungsanlage. Die dritte Photographie, gleichfalls von Camporosato, aber während des Krieges aufgenommen, zeigt das Werk, wie es nach den schweren Beschießungen des Sommers 1915, die es auf eine harte Probe gestellt hatten, aussah. Lediglich eine von den Turmhaubitzen war noch in der Lage, zu feuern, und in den Reihen der Besatzung zählte man zwanzig Gefallene. Das Werk „Verle“ wurde von italienischen 280 cm-, 210 cm- und 30,5 cm-Geschützen von Verena und der Porta Manazzo aus beschossen.

 

 

Werk „Verle“ im Weltkrieg  

Vorbemerkung  

Wie schon im Vorwort zu diesem Buch ausgeführt, besitze ich für das Werk „Verle“ nur die Aufzeichnungen des Werktagebuchs für die Zeit vom 15. bis einschl. 25. August 1915. Das Geschehen vor und nach dieser relativ kurzen, wenn auch sehr ereignisreichen Zeitspanne habe ich daher zwangsläufig aus der vorhandenen deutschen und italienischen Literatur sowie aus den sonstigen, mir vom Kriegsarchiv in Wien zur Verfügung gestellten Unterlagen zusammengestellt.  

Die erste Beschussperiode (23. Mai bis 25. J uli 1915)  

Obwohl die Südtirol umfassende 1. italienische Armee einen streng defensiven Auftrag hatte, waren Teilangriffe, die den Schutz der Grenze besser gewährleisteten, nicht ausgeschlossen. Das zwischen dem Gardasee und dem Ceredapass dislozierte italienische V. Armeekorps erhielt daher folgenden Befehl: „Auf ..... den Sieben Gemeinden hat unter Ausnutzung unseres starken Abwehrsystems bei Beginn der Feindseligkeiten ein heftiger Artillerieangriff auf die Stellungen und Werke des Gegners zu erfolgen.“ Nach der Niederkämpfung der k.u.k. Infanteriestellungen und Werke sollte durch einen Infanterieangriff die Linie Cima di Vezzena-Costàlta erreicht und größerer Manövrierspielraum für künftige Angriffe geschaffen werden.  

Am 24. Mai 1915 um 04.00 Uhr früh eröffnete das italienische Panzerwerk auf dem Monte Verena mit seinen vier 14,9 cm-Kanonen die Feindseligkeiten auf der Hochfläche von Lavarone und feuerte u.a. auch 20 Granaten auf das Werk „Verle“ ab. Mit vierundzwanzigstündiger Verspätung setzte auch das Feuer der italienischen Feldartillerie ein. Allerdings bedurfte es dazu des persönlichen und sehr energischen Eingreifens des Kommandanten der italienischen 1. Armee, Generalleutnant Brusati, weil der für die Abschnittsartillerie zuständige General Aliprindi das Artilleriefeuer erst dann eröffnen wollte, wenn alle zur Verfügung stehenden Geschütze auch feuerbereit gewesen wären, was nicht der Fall war. Vor allem waren von den elf für den Einsatz auf den Hochflächen vorgesehenen 280 mm-Batterien noch nicht alle einsatzbereit.  

Von der italienischen schweren Artillerie feuerten ab dem 25. Mai 1915 auf den Abschnitt Cima di Vezzena - Costàlta folgende Batterien:  

- die 280 mm-Batterie (2 Haubitzen) bei Spelonca di Neve;

- die 280 mm Batterie (2 Haubitzen) im Bosco Arzari;

- die 210 mm-Batterie (4 Mörser) auf der Porta di Manazzo;

- die 149 mm-Batterie (4 Kanonen) des Forts Verena.

Als besonders gefährlich erwiesen sich die Haubitzen der beiden 280 mm Batterien. Diese - vom Modell her sehr plumpen - Geschütze waren ursprünglich für die Küstenverteidigung vorgesehen gewesen. Da den Italienern etwas Besseres fehlte und dem Mangel an schweren Geschützen, die in der Lage waren, die k.u.k. Werke wirkungsvoll unter Feuer zu nehmen, auf jede erdenklich Weise abgeholfen werden musste, wurden diese Geschütze mit Hilfe einiger Kunstgriffe den neuen Bedürfnissen entsprechend angepasst. Das Ergebnis war einerseits die leichtere Bedienbarkeit, andererseits aber angeblich eine mangelnde Zielgenauigkeit.




Die Wiesen sind durch die Sprengtrichter gewellt

Das Werk „Verle“ musste in der ersten Beschussperiode vor allem unter diesen Haubitzen schwer leiden. Bereits am 26. Mai 1915 wurde die Turmhaubitze Nr. II durch einen Treffer in den Vorpanzer mit anschließender Innenexplosion unbrauchbar gemacht. Luis Trenker schreibt darüber in seinem Buch „Sperrfort Rocca Alta“: „...Die Granate ist knapp unter der Kuppel durch den Vorpanzer gegangen, hat ein kreisrundes Loch in ihn geschlagen und ist dann unter dem Geschütz krepiert. Die Haubitze steht schief, das Podium ist aufgerissen, der Schacht mit zerfetzten Eisenteilen und Betonbrocken angefüllt... 
Zwei Artilleristen wurden dabei getötet, vier weitere schwer verwundet. Bereits einen Tag später wurde die Turmhaubitze Nr. IV, gleichfalls durch einen Treffer in den Vorpanzer, außer Gefecht gesetzt.

Am 28. Mai 1915 ereignet sich ein Zwischenfall, der - wenn er so ausgegangen wäre, wie es beabsichtigt war, schwerste Folgen für die k.u.k. Abwehrfront auf der Hochfläche von Lavarona gehabt hätte: Das Werk „Verle“ sollte geräumt und aufgegeben werden!  

Der seinerzeitige Hauptmann im Geniestab und spätere Feldmarschallleutnant Schneider hat nach Unterlagen, die im Kriegsarchiv in Wien aufliegen, den Vorgang untersucht und darüber folgenden Bericht verfasst:  

„Seit dem 24. Mai 1915, fünf Uhr früh, lag Werk Verle unter starkem 28 cm-Haubitzenfeuer einer bei Porta di Manazzo in Stellung befindlichen Feindbatterie. Auf Befehl des Werkskommandanten Oberleutnant Giebermann schweigt die Werksartillerie und versucht nicht, die erkannte Feindbatterie zu bekämpfen. In beiden vorangegangenen Tagen wurden täglich über 100 Schuß Achtundzwanziger auf Werk Verle verfeuert, wodurch am 26. und 27. Mai vorübergehende Beschädigungen durch Vorpanzertreffer an den Turmhaubitzen II und IV entstanden und Mannschaftsverluste zu verzeichnen waren.

Obwohl Werk Verle in diesen ersten drei Beschußtagen gegen einhundertdreißig 28 cm-Treffer sowohl auf die Decke des Kasemattblocks als auch des Batterieblocks erhielt, waren nirgends Anzeichen zu erkennen, die den Schluß gerechtfertigt hätten, daß die Werksdecken dem Dauerbeschuß nicht standhalten würden.  

Bis Mittag den 27. Mai war kein einziger Deckendurchschlag erfolgt, da die Achtundzwanziger bei günstigem Auftreffwinkel höchstens 70 bis 75 cm tief in den Beton eindrangen. Im Werksinneren waren um diese Zeit überhaupt keine Schäden entstanden mit Ausnahme der beiden Turmhaubitzen, die vorübergehend nicht feuerbereit waren.  

Wie es immer zu Beginn einer schweren Beschießung bei einer noch kriegsungewohnten Besatzung mehr oder weniger Selbstverständlichkeit ist, wurde das anfänglich drückende Gefühl, welches die Detonationserscheinungen hervorrufen, von der Besatzung bald überwunden, als sich zeigte, daß absolut keine Gefahr eines Deckendurchschlags bestand.  

Die Mannschaften waren in bester seelischer Verfassung, keine Mutlosigkeit oder Depressionserscheinungen waren erkennbar, was das Offiziersprotokoll vom 28. Mai 1915 einstimmig bestätigt (ohne Werkskommandant).  

Besonders wird vermerkt, daß zeitweise die Luft im Innern des Werks Verle, da alle Stahlblenden wegen Splitterwirkung geschlossen waren, durch Achtundzwanziger-Einschläge, die im Kehlgraben, wo auch die Frischluft angesaugt wurde, detonierten, schlecht war. Der Exhauster saugte bei jeder im Kehlgraben erfolgten Achtundzwanziger-Detonation auch den Rauch und die Explosionsgase an und drückte diese ins Werksinnere, wodurch die Raumluft sehr verpestet wurde. Aber trotzdem zeigten sich bei der Besatzung keine Erscheinungen, welche zu irgendeiner Beunruhigung hätten Anlaß geben können.

 

Das Offiziersprotokoll sagt weiter:  

„Gegen 11 Uhr vormittags beorderte der Werkskommandant Oberleutnant Giebermann die Offiziere des Werke, Oberleutnant Partik, Leutnant Papak und Oberarzt Dr. Wunderer (die beiden Fähnriche wurden nicht zugezogen) zu sich und machte diesen die Eröffnung, daß er (der Werkskommandant) beim Sperrkommando bereits vorstellig wurde, das Werk Verle zu räumen, da es ausgeschlossen sei, noch länger in diesem ausharren zu können. Es sei schade um jeden Mann, der bewußt dem Untergang geweiht sei, da das Werk in Kürze sowieso in die Luft fliegen werde. Er (der Werkskommandant) erwarte nur noch die schriftliche Zustimmung des Sperrkommandos.“  

„...trotz des Protestes der anwesenden drei Offiziere und deren Vorstellungen (Oberleutnant Partik), daß doch derzeit überhaupt keine Veranlassung für einen solchen Schritt gegeben sei und dies einem Verrat gleichkomme, blieb der Werkskommandant unbeugsam bei seinem gefaßten Beschluß, Werk Verle zu räumen.“  

Im Protokoll stellt Oberarzt Dr. Wunderer ausdrücklich fest, daß der Werkskommandant zur Zeit der Besprechung einen völlig verstörten und geistig derouten (veralteter Ausdruck für abwesend) , deprimierten Eindruck machte.

Um 15 Uhr 20 rief der Werkskommandant erneut die drei Offiziere zu sich. Er legte diesen einen schriftlichen Befehl des Sperrkommandos Lavarone zur Einsicht vor, nach welchem laut Anordnung des Landesverteidigungskommandos Werk Verle bis auf eine Besatzung von einem Fähnrich, vier Unteroffizieren und 50 Mann sofort zu räumen sei. Er, der Werkskommandant, habe diese für 8 Uhr abends vorgesehen. Alle Proteste und Vorstellungen der drei Offiziere blieben ergebnislos, da der ausdrückliche Befehl des Sperrkommandos befolgt werden mußte.  

Der Abzug der Besatzung fand dann im Laufe der Nacht statt, da das Langrohrfeuer der Verenabatterie bei Tag jeden sichtbaren Verkehr unmöglich machte.

 

Das Protokoll trägt die Unterschriften:  

Oberleutnant Partik, Batteriekommandant des Werkes Verle
Leutnant Papak des Festungsartilleriebataillons Nr. 6
Oberarzt Dr. Wunderer, Werksarzt im Werk Verle
die beiden Fähnriche Weber und Wolf  

Gegengezeichnet vom Sperrkommandanten.  

Soweit der Bericht Schneiders.

 

Den Protokollen der späteren Gerichtsverhandlungen kann man wiederholt entnehmen, dass das Sperrkommando der ganzen Lage in keiner Form gewachsen und sich der Tragweite des gegebenen Befehls überhaupt nicht bewusst gewesen war. Giebermann hatte das Sperrkommando bewusst völlig falsch informiert und dort den Eindruck erweckt, dass Werk „Verle“ bereits halb zerstört sei und jeden Augenblick in die Luft fliegen würde. Das Sperrkommando wiederum hatte es unterlassen, sich persönlich von der tatsächlichen Lage zu überzeugen oder den einen oder anderen Offiziere der Werksbesatzung über die Lage, wie es um das Werk „Verle“ wirklich stand, zu befragen. Das Landesverteidigungskommando schließlich, das vom Sperrkommando völlig falsch unterrichtet worden war, schenkte - weit weg von der Front - dem Bericht offensichtlich Glauben, denn sonst wäre der Befehl zur Räumung von Werk „Verle“, der gleichbedeutend mit der Räumung von Lavarone gewesen war, niemals erteilt worden.  

Erst, als sich die Offiziere nach der erfolgten Räumung des Werks „Verle“ beim Sperrkommandanten meldeten und diesem die tatsächlichen Verhältnisse, die im Werk „Verle“ herrschten, berichteten, erkannte dieser - leider zu spät - dass er den Phantasien oder der Feigheit eines Nervenkrüppels zum Opfer gefallen war.  

Auf Anordnung des mittlerweile gleichfalls aufgeklärten Landesverteidigungskommandos wurde der Räumungsbefehl sofort rückgängig gemacht. Da sich Oberleutnant Giebermann weigerte, mit der Besatzung ins Werk „Verle“ zurückzukehren, wurde er auf Befehl des Sperrkommandos verhaftet und dem Kriegsgericht in Trient überstellt. Er wurde allerdings nicht angeklagt, vermutlich, weil das Sperrkomando ebenfalls versagt hatte. Später wurde Giebermann von einem als  Sachverständigen  eingeschalteten  Arzt sogar  attestiert, er sei infolge der Pulvergase im Werk zeitweise unzurechnungsfähig gewesen, und zu guter Letzt wurde er sogar noch mit einem Orden bedacht.  

Der Sperrkommandant, Oberst Terboglav, wurde seines Postens enthoben und in den Ruhestand versetzt. Er strengte übrigens nach dem Krieg gegen den General der Infanterie Alfred Krauss, der seinerzeit als Feldmarschall-Leutnant Generalstabschef des für die Italienfront zuständigen Kommandos der Südwestfront gewesen war, offensichtlich wegen seiner Ruhestandsversetzung, die er als ungerechtfertigte Maßregelung ansah, ein Verfahren nach dem „Gesetz über die Feststellung und Verfolgung von Pflichtverletzungen militärischer Organe im Krieg“ an, über dessen Ausgang nichts bekannt ist.  

Am 28. Mai 1915 wurde Oberleutnant Partik zum neuen Kommandanten von Werk „Verle“ ernannt. Gleichzeitig wurden alle Maßnahmen ergriffen, um das Werk wieder voll zu besetzen, was bereits in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 1915 auch geschah.
 

Bis zum 31. Mai 1915 feuerten die Italiener achthundertsiebzig 28 cm-, dreihundertzwanzig 21 cm- und 14,9 cm-Granaten auf das Werk „Verle“ ab; 883 davon schlugen in das Werk ein. Die Trefferquote lag bei 54 v.H. (vgl. Anlage 1). Bis auf die beiden durch Vorpanzertreffer außer Gefecht gesetzten Turmhaubitzen war die gesamte übrige Werksartillerie noch intakt.

Die Italiener hingegen waren der Meinung, dass sie die Kampfkraft der gegnerischen Werke erheblich beeinträchtigt hatten. Schließlich reagierte das Werk „Cima di Vezzena“ schon seit Tagen nicht mehr auf ihr Feuer. Man hielt daher die Zeit für gekommen, auch infanteristisch anzugreifen und setzte den Angriffstermin auf die ersten Morgenstunden des 30. Mai 1915. fest. Angriffsziel auf der Hochebene von Lavarone war das Erreichen einer Linie Cima di Vezzena-Costàlta, die im Rücken der Werke „Verle“ und „Lusern“ lag. Angreifen sollte das Alpinibataillon „Bassano“, und zwar die 63. Kompanie in zwei Kolonnen das Werk „Cima di Vezzena“ und die anderen drei Kompanien (die 62., die 74. und die 94.), begleitet von der Musikkapelle, das Werk „Verle“.

Der Angriff scheiterte auf der ganzen Linie. Die 63. Kompanie, der man Gartenscheren zum Durchschneiden der Drahthindernisse mitgegeben hatte, blieb im Maschinengewehr- und Gewehrfeuer der Verteidiger vor dem 2. Drahtverhau liegen, verlor zwei Offiziere und 25 Soldaten an Toten und Verwundeten und musste den Rückzug antreten.

Wie es den anderen drei Kompanien, die das Werk „Verle“ angriffen, ergangen ist, beschreibt Fritz Weber in seinem Buch „Granaten und Lawinen“ recht anscha uli ch. 
Gegen Mitternacht des 30. Mai wird das Werk alarmiert. Seit zwei Stunden heult es hoch über uns hinweg, kracht auf die Anmarschstraßen nieder. Unsere Artillerie antwortet. Der Raum ist von Blitzen, Bersten und Dröhnen erfüllt, nur über den vordersten Linien liegt unheimliche Ruhe

Wolf und ich stehen nebeneinander in der Nahkampfanlage. Unsere Maschinengewehre sind hochgekippt, die Gurten eingezogen. Wir rauchen ununterbrochen. immer wieder sehen wir nach, ob alles griffbereit liegt: die Verschläge, die Patronenzieher, die Reserveläufe. Dann horchen wir in das Blitzen und Brodeln des Feuers.

Da saust auf dem Hügel Costesin eine grüne Rakete hoch. Aus den Stützpunkten knattert Gewehrfeuer, Schrapnells heulen von Lusern herüber und krepieren über unserm Drahtverhau. Ein Leuchtschirm schwebt plötzlich in der Luft und gießt blendende Helle ins Vorfeld.

Wolf hält die Leuchtpistole durch die Scharte und drückt ab. Wir sehen Menschen laufen, grün übergossen von dem Licht der langsam sinkenden Zündmasse. Sie haben Gewehre in den Händen und hasten aus der Mulde vor dem Werk den Hang herauf. Immer mehr quellen aus dem Wald...  

Das Auge sucht die erste Reihe der Angreifer, der Daumen tastet nach der Abzugsklappe. Es flammt aus dem Lauf, hämmert mit gleichmäßigen Schlägen. Leere Hülsen klirren an die Panzerwand, immer weiter frißt das Gewehr die Patronengurte in sich hinein.  

Aus. Die Hände suchen die Lederlasche der nächsten Gurte, der Verschlußblock gleitet zurück, schnellt vor, der Daumen drückt auf die Klappe, wieder beginnt das Gewehr zu bellen. Gellende Schreie antworten von unten, man hört sie abgerissen durch das Knattern, Dröhnen und Heulen.  

Auf einmal sprüht eine ganze Reihe schmetternder Explosionen hoch. Sie sind in unser Minenfeld geraten. Ein Knäuel von Menschen wälzt sich gegen den Waldrand, Schrapnells platzen über ihren Köpfen. Da und dort taumelt einer, rollt ins Gras. Aus dem Haufen zerfetzter Menschenleiber vor dem Drahtverhau, aus Trichtern und hinter Steinblöcken hervor kriechen einzelne, bleiben liegen, zucken unter aufklirrendem Eisen, kriechen weiter. Manche laufen wie irre zwischen den drehenden Lichtbündeln der Scheinwerfer hin und her, schießen in die Luft, fuchteln mit den Armen, bis sie plötzlich vornüberkippen und liegen bleiben.  

...Das Feuer setzt aus. Da schreit es durch die Finsternis, schreit hundertstimmig, gellend, fürchterlich, schnarcht und röchelt. Schrapnellfeuer peitscht dazwischen und erstickt mit heißem Blei langsam die Marter der Getroffenen...  

Der Tag graut, wieder schrillen die Alarmklingeln in der Nahkampfanlage. Rotes Licht zuckt an der Wand.  

Wir schütteln stumpfen Schlaf von uns und hasten die Eisenstufen hinauf, stehen an den Scharten. Dichter Nebel hüllt das Vorfeld ein, nur wenige Reihen Hindernisstäbe sind sichtbar. Aber da unten knackt und klirrt es. Sie sind am Drahtverhau.  

Schon hämmert ein Maschinengewehr los, ein zweites. Wir schrauben an den Lafetten, feuern hinunter. Aufschreie antworten, aber es ist nichts zu sehen. Sie sind an der äußersten Zone, arbeiten sich mit Drahtscheren durch das Hindernis.  

Einige Kaiserschützen kommen aus der Kontereskarpe durch den Vorgraben. Sie schleppen Bündel von Handgranaten. Die erste saust rauchend über den Grabenrand und krepiert.  

’Zu kurz!’ rufen wir. ‘Sie sind ganz unten!’  

Es ist nicht leicht, von der Wand wegzutreten, überall liegen Knäuel von Stacheldraht und verbogene Eisenstangen. Aber sie stampfen das Zeug nieder und werfen, dahin, dorthin. Matt leuchtend blitzt es durch die Nacht, kracht unter die Angreifer. Schrapnellfeuer heult heran, Bleigarben sausen.  

Da tauchen die ersten aus dem schützenden Dunst. Es sind Alpini. Sie stehen ratlos, verzweifelt zwischen der durchbrochenen Zone und den neuen Eisenstäben. Einer ruft etwas, gestik uli ert, rollt getroffen hinunter. Ein zweiter sackt zusammen, hängt schaukelnd im Draht.

Um 07.30 Uhr befahl das Kommando der italienischen 34. Division, dem das Bataillon „Bassano“ angehörte, die Einstellung des Angriffs und den Rückzug in die Ausgangsstellungen. General Oro, der Divisionskommandeur, rechtfertigte seine Entscheidung mit dem Hinweis auf mangelnde Erfahrung, fehlende Mittel und Orientierungsschwierigkeiten im Gelände.  

Der erste Angriff war abgeschlagen. Den Italienern war es lediglich gelungen, in einen unbesetzten österr. Stützpunkt am Vezzenahang einzudringen. Man fand dort später zahlreiche Musikinstrumente. Der Fund bestätigte die Meldung des Werkskommandanten von „Cima di Vezzena“, dass die Italiener unter den Klängen von Marschmusik zum Sturm angetreten waren.  

In den nächsten Wochen beschränkten sich die Italiener darauf, das Werk „Verle“ täglich nur zwei bis drei Stunden unter ihr Artilleriefeuer zu nehmen. Das geschah meist um die Mittagszeit. Insgesamt wurden im Juni 1915 auf das Werk „Verle“ 1.340 Schuss des Kalibers 28 cm, 458 Schuss des Kalibers 21 cm und 14,9 Schuss des Kalibers 14,9 cm abgegeben. Davon trafen 1.146 Schuss das Werk direkt. An Werkstreffern durch 28 cm- und 21 cm-Granaten wurden 1.150 erzielt; damit lag die Trefferquote bei 64 v.H. Am 06. Juni wurde eine dritte Turmhaubitze außer Gefecht gesetzt. Ein mittlerweile ins Werk geschickter Monteur der Skodawerke konnte jedoch alle Schäden an den Panzern vor Ort mit den vorhandenen Mitteln beheben, so dass ab 13. Juni 1915 meist alle vier Turmhaubitzen feuerbereit waren.  

An eigener Munition verfeuerte die Werksartillerie im Juni 1915 insgesamt 868 Schuss 10 cm-Haubitzmunition, 45 Schuss 8 cm-Kasemattkanonenmunition und 25.000 Schuss Maschinengewehr- und Gewehrmunition.

Hoch waren die Verluste, die das Werk „Verle“ im Juni 1915 zu beklagen hatte: 34 Tote und 46 Verwundete, davon 8 Tote und 11 Verwundete der Werksbesatzung. 26 Tote und 35 Verwundete gab es in den Reihen der Landsturmarbeiter, die das Werk mit allem Nötigen versorgten und an der Behebung der Schäden mitarbeiteten. Die Verwundeten wurden auf die hinter der Front liegenden Hilfsplätze und Verwundetensammelstellen abgeschoben, die Gefallenen auf dem Heldenfriedhof Costàlta bestattet.  

Im Juni 1915 wurde auch ernsthaft damit begonnen, die schweren Schäden, die an den Werksdecken entstanden waren (der Batteriegang war fünfmal durchschlagen worden), zu beheben. Die Granattrichter im Verdeck, die man bisher notdürftig mit Sandsäcken und mit Brennholz verschlichtet hatte, wurden freigelegt und mit Eisenbeton verschlossen. Die Ringgalerien der Panzertürme, jene schwachen Stellen zwischen dem Vorpanzer und dem Geschützpodium, wurden ausbetoniert und damit einer der bedrohlichsten Mängel beseitigt.  

Ende Juni 1915 begann man damit, die ausgebesserten Werksdecken durch eine ca. 1,5 m dicke Lage aus mit zerkleinerten Fels- und Betontrümmern angefüllten Drahtschanzkörben zu verstärken, eine Maßnahme, die bei der schweren Beschießung im August 1915 ihre Bewährungsprobe bestehen sollte.  

Nacht für Nacht schuftete die ganze Werksbesatzung und eine Abteilung bosnischer Landsturmarbeiter, um das Werk „Verle“ wieder kampffähig zu machen. Alle Arbeiten mussten im Angesicht eines Feindes, der nur dreihundertfünfzig Schritte entfernt lag, und unter dem Feuer der leichten und mittleren Artillerie durchgeführt werden. Ihm fiel, wie bereits weiter oben ausgeführt, manch braver Mann zum Opfer, der sich vor den anheulenden Geschossen nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte.  

Das italienische Panzerwerk auf dem Monte Verena, von den Werksangehörigen „Bestie“ genannt, weil es für die ganze Gegend zu einer argen Plage geworden war, schwieg seit dem 12. Juni 1915; es war durch einen der berühmten k.u.k. 30,5cm Motormörser ausgeschaltet worden und nur noch ein harmloser Trümmerhaufen, auf dessen Verdeck keine Posten mehr hin- und hergingen.  

Und noch ein Ereignis wirkte sich positiv auf die Moral der Verteidiger aus. Der für die Hochflächen von Lavarone und Folgaria zuständige Bereich der 180. Infanteriebrigade wurde Anfang Juni geteilt. Für den Abschnitt Lavarone war nunmehr ein eigenes Gruppenkommando zuständig, und zu seinem Kommandanten wurde der Oberst im Geniestab Otto Ellison von Nidlef bestellt, ein Offizier, bei dem militärische Fähigkeiten mit sagenhaftem persönlichen Mut gepaart waren. Sein Erscheinen bedeutete Tatkraft und Widerstand bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone. Batterien, die man bisher ängstlich für die Verteidigung von Trient aufgespart hatte, tauchten auf, die Standschützenbataillone „Sterzing“, „Meran“ und „Reutte“, Tiroler Landsturm und oberösterreichische Jungschützen besetzten die Stellungen zwischen den Werken und eine rheinländische Haubitzbatterie, die berühmte „Batterie Rose“, kam auf die Hochfläche.  

Im J uli 1915 wurden nur noch zehn 28 cm-, fünfzig 21 cm- und zweihundertsiebzig 14,9 cm Granaten auf das Werk „Verle“ abgegeben und dabei 23 Werkstreffer erzielt. Alle Schäden wurden beseitigt, die gesamte Werksartillerie war wieder feuerbereit. In der ersten Augusthälfte 1915 stellten die Italiener das Feuer ihrer mittelschweren und schweren Batterien auf Werk „Verle“ vollkommen ein. Kein einziger Schuss wurde auf die Festung abgefeuert.

Damit war die erste Beschussperiode vorüber. Eine vom Gruppenkommando Lavarone durchgeführte Auswertung zeitigte folgendes Ergebnis:

 

Erhaltene Feindschüsse                   3.048  

davon Kaliber  28 cm                                      2.220

                         21 cm                                         828

                         14,9 cm                                   1.410  

 

Summe der Feindtreffer (nur 28 und 21 cm)  

Werkstreffer                                                   2.052 (= 67 v.H.)

davon Betontreffer                                             866

           Panzertreffer                                              27

 

 

Anzahl der Treffer auf die einzelnen Panzerobjekte  

Turmhaubitzen M 9(vier Stück)

Panzerkuppel                                                  10

Vorpanzer                                                         5

 

Drehbarer Panzerbeobachtungsstand (ein Stück)

Panzerkuppel                                                    2

 

Fixe Maschinengewehr-Panzer (drei Stück)

Panzerkuppel                                                    3

Vorpanzer                                                         1

 

Panzerschilde für 8 cm-Minimalschartenkanonen M 5/9 
(zwei Stück)

Panzerschild                                                      1

 

Panzerschilde für 6 cm-Kasemattkanonen M 10 (zwei Stück)

Panzerschild                                                      1

 

Panzerschilde für Maschinengewehre und Scheinwerfer

Panzerschild                                                      4

zerstört                                                              2  

Deckendurchschläge

Batteriehohlgang                                               5

 

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