" Werk Lusern " Kriegstagebuch des Werkskommandanten Entnommen aus dem Roman Die Uhrheberrechte bei den Seiten liegen bei Albin Kühnel und sind auszugsweise auch in abgeänderter Form, auf Papier oder Datenträgen verboten. Alle alten Fotos sind Eigentum des Dokumentationszentrum Lusern des Verwenden seiner Fotos zum privaten und gewerblichen Bedarf, bedarf einer gesonderten Genehmigung des Dokumentationszentrum Lusern und des Bürgermeisters Herrn Luigi Nicolussi.
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Das k.u.k.
Panzerwerk „Lusern“
Das k.u.k. Panzerwerk „Lusern“, von den Italienern „Campo di Luserna“ genannt, erhebt sich auf einer 1.549 m hohen, nördlich der Ortschaft Lusern gelegenen und Cima Campo genannten Anhöhe. Es war das erste der in Auftrag gegebenen sieben Panzerwerke auf den Hochflächen von Lavarone und Folgaria. Der
Grundstückserwerb durch das k.u.k. Kriegsministerium in Wien erfolgte
Ende 1904. Die Genehmigung zur Errichtung des Werkes wurde am 31. Mai
1905 erteilt, und am 15. J
Werksbeschreibung Das
Werk „Lusern“ besteht aus einem Kasematt- und einem Batterieblock,
die v-förmig zueinander stehen und durch eine an der linken Flanke
angeordnete Traditorenanlage miteinander verbunden sind. Der
unterkellerte Kasemattblock ist dreigeschossig und dient der
Unterbringung und Versorgung der Besatzung. Das
in Form eines Dreiecks angelegte Werk „Lusern“ ist in der Front, der
Kehle und der rechten Flanke von 10 m breiten und durchschnittlich 6 m
tiefen Gräben umgeben. Im Scheitelpunkt des Front- und des rechten
Flankengrabens befindet sich eine in die Kontereskarpe hineingebaute zweistöckige Grabenstreiche, von der aus sowohl der Front- als auch der
rechte Flankengraben mit Kasemattkanonen und Maschinengewehren der Länge
nach bestrichen werden können. Sie ist durch eine unter der Grabensole
hindurchführende Poterne mit dem Batterieblock verbunden. Der
Kasemattblock verfügt über keinen Kehlkoffer, im Kehlgraben ist keine
Grabenstreiche vorhanden. Sämtliches
in der Front und der rechten Flanke aufgehendes Mauerwerk ist teils
durch Fels, teils durch Erdvorlagen gedeckt, das freistehende Mauerwerk
der Kehle durch den Kehlgraben geschützt. Die
Decken sämtlicher Werksteile bestehen aus einer 2,15 m dicken
Stampfbetonschicht auf 30 cm hohen, Mann an Mann liegenden I-Trägern.
Sie sind durch einen Überzug aus Zinkblech vor Witterungseinflüssen
geschützt. Zum Schutz der rechten Flanke des Werks „Lusern“ dienen zwei Stützpunkte, die Nebenwerke „Viaz“ und „Oberwiesen“. Bewaffnung Hauptwerk: Vier 10 cm-Turmhaubitzen
Modell 9 Stützpunkt „Oberwiesen“: Fünf 8 mm-Maschinengewehre Modell 07/12 Stützpunkt „Viaz“: Zwei 8 mm-Maschinengewehre Modell 07/12 Die
Turmhaubitzen M 9 wirken in die Räume zwischen der Cima di Vezzena und
der Cima Campolongo sowie zwischen dem Passo della Vena und der Baito
Casalina (Osteria Fiorentini), die beiden Minimalschartenkanonen M 5/9
als Traditoren in den Intervall zum Werk „Verle“. Auf
dem Verdeck des Batterieblocks ist eine geschlossene Infanterielinie
angeordnet. Besatzung Hauptwerk: 1 Festungskommandant
(Oberleutnant Emanuel Nebesar) Stützpunkte „Oberwiesen“ und „Viaz“: 1
Offizier (Olt. Denaro) Das
Werk war zur Unterbringung von 6 Offizieren und 218 Soldaten ausgelegt.
Für die Unterbringung weiterer 77 Soldaten war ein Unterstand
vorhanden. Beobachtung Für
die Haubitzbatterie aus einem zwischen den Geschütztürmen II und III
befindlichen fixen, bombensicheren Beobachtungsstand; für die
Traditorenbatterie und die allgemeine Beobachtung durch den
Werkskommandanten aus je einem am linken und am rechten Flügel
befindlichen drehbaren und ebenfalls bombensicheren Beobachtungsstand. Für
die beiden Stützpunkte aus einem drehbaren, bombensicheren
Beobachtungsstand auf dem Stützpunkt „Oberwiesen“. Sturmfreiheit Das
Werk „Lusern“ ist allseitig von einem 10 m breiten und bis zu 6 m
tiefen Graben umgeben. Der Frontgraben und der Graben in der rechten
Flanke wird durch zwei 6 cm-Kasemattkanonen M 10 und vier 8
mm-Maschinengewehre
Verbindungen Optisch ist das Werk durch eine Festungssignalstation (Blinkzeichen) mit den benachbarten Werken „Verle“ und „Gschwent“ sowie mit der Zentrale auf dem Monte Rust verbunden. Festungstelefonverbindung besteht mit dem Sperrkommando.
Wasser- und Frischluftversorgung Wasser
wird über eine werkseigene Wasserleitung aus einer nahe liegenden Quelle
mit einer Schüttung von 0,6 l/sec. bezogen. Als Vorratsbehälter für
das Trinkwasser und das Kühlwasser für die Maschinenanlage sind zwei
Zisternen vorhanden. In
zwei Stockwerken des Kasemattblocks sind, getrennt von den Unterkunftsräumen,
Toilettenanlagen mit Wasserspülung vorhanden. Die Versorgung mit Trink-
und Brauchwasser erfolgt über Wasserleitungen. Eine
Zisterne im oberen Stockwerk Der Kasemattblock wird mit Frischluft aus dem Kehlgraben versorgt. Blitzschutzanlage System Faraday
Das Werk „Lusern“ bildet den vorgeschobenen Eckpfeiler der Befestigungskette auf den Hochebenen von Lavarone und Folgaria. Seine Aufgabe ist es, zusammen mit dem Werk „Verle“ und den Batterien auf dem Cost’Alta-Rücken die Abschnittsgrenze zu sperren, die durch die Intervalle zu den benachbarten Werken einsickernden und in Richtung Monte Rover vorstoßenden feindlichen Truppen zu vernichten, in den toten Winkel des Werks „Verle“ südlich von Mandriolo zu wirken und die Folgariawerke bei der Beschießung des Passo della Vena zu unterstützen.
Links das Werk Lusern, rechts die Vorposten Viaz und Oberwiesen.
Die Ergebnisse
der italienischen Spionage gegen das Werk „Lusern“ Das
Werk Lusern hatte die Aufgabe, im Zusammenwirken mit dem Werk Verle und
den feldmäßigen Befestigungen von Costalta den Pass gegen einen vor
allem aus den Gebiet Verena-Campolongo kommenden Angriff auf Monte
Rovere und Lavarone zu sperren. Zugleich sollte es die Sperrforts von
Folgaria dabei unterstützen, das Gebiet Passo della Vena-Osteria
Fiorentini auf der anderen Seite des Asticotales zu beschießen. Ende
1912 konnten die vier Jahre vorher begonnenen Arbeiten als abgeschlossen
betrachtet werden, da hatte das Werk bereits seine Probeschüsse
abgefeuert.
Werk
„Lusern“ im Weltkrieg Vorbemerkung Die
Quellenlage über die Kriegsereignisse im Werk „Lusern“ ist besser
als jene für das Werk „Verle“. Zum einen sind die Aufzeichnungen
aus dem Werkstagebuch für die Zeit vom 10. bis 31. August 1915 vollständig
vorhanden, zum anderen liegt eine summarische Zusammenfassung Karl
Lipschers über die Ereignisse im ersten Kriegsjahr vor. Schließlich
ist die versuchte Übergabe des Werks „Lusern“ an die Italiener am
28. Mai 1915 in der einschlägigen Literatur ausführlich dokumentiert,
so dass eine erschöpfende Behandlung auch dieses Vorfalls möglich ist. |