" Werk Lusern "

Kriegstagebuch  des Werkskommandanten 

Entnommen aus dem Roman 
"Sturm über den Werken"
von Albin Kühnel

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Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Das k.u.k. Panzerwerk

„Lusern“


Zur Fotoseite vom Werk Lusern und seiner Vorposten

Das k.u.k. Panzerwerk „Lusern“, von den Italienern „Campo di Luserna“ genannt, erhebt sich auf einer 1.549 m hohen, nördlich der Ortschaft Lusern gelegenen und Cima Campo genannten Anhöhe. Es war das erste der in Auftrag gegebenen sieben Panzerwerke auf den Hochflächen von Lavarone und Folgaria.

Der Grundstückserwerb durch das k.u.k. Kriegsministerium in Wien erfolgte Ende 1904. Die Genehmigung zur Errichtung des Werkes wurde am 31. Mai 1905 erteilt, und am 15. Juli 1908 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Die Planung und die Bauleitung oblag dem Oberleutnant im Geniestab Eduard Lakom, die Fertigstellung lag in den Händen von Hauptmann Franz Halmel. Die veranschlagten Kosten beliefen sich nach einem Voranschlag aus dem Jahre 1907 auf 1.090.000 Kronen ohne, 1.605.400 Kronen mit Bewaffnung, ein Betrag der von vornherein als zu niedrig angesehen wurde. Als das Werk „Lusern“ im Frühjahr 1912 fertig gestellt war, kostete es einschließlich der beiden Stützpunkte „Viaz“ und „Oberwiesen“ 1.728.000 Kronen. In diesen Kosten waren alle Panzerteile, nicht aber die Geschütze und deren Lafetten, die Maschinengewehre und die Munitionsausstattung enthalten, für die zusätzlich 531.648 Kronen aufgewendet werden mussten. Die Gesamtkosten für das Werk „Lusern betrugen also 2.259.648 Kronen.

 Mit einem Bauvolumen von mehr als 200.000 cbm war es eines der größten Bauwerke, welches das Kaiserreich zur Verteidigung der Grenzen seiner alten Provinz Tirol errichtet hatte. Zum Vergleich: Die Baumasse des Werks Gschwent betrug 100.000 cbm, jene des Werks „Verle“ nur 51.000 cbm.


Zeichnung Uli Mößlang
Nr.1 Kasemattenblock,  Nr.2 Batterieblock,  
Nr.3+4 drehbarer Beobachtungsstand + MG
Nr.5 Minimalschartenkanonen,  
Nr.6 2 MG in Panzerkuppel,  Nr.7 Kontereskarpenkoffer
mit 4 MG und 2 Kasemattkanonen,  Nr.8 Kehlkoffer mit MG

 

Werksbeschreibung  

Das Werk „Lusern“ besteht aus einem Kasematt- und einem Batterieblock, die v-förmig zueinander stehen und durch eine an der linken Flanke angeordnete Traditorenanlage miteinander verbunden sind. Der unterkellerte Kasemattblock ist dreigeschossig und dient der Unterbringung und Versorgung der Besatzung.  

Das in Form eines Dreiecks angelegte Werk „Lusern“ ist in der Front, der Kehle und der rechten Flanke von 10 m breiten und durchschnittlich 6 m tiefen Gräben umgeben. Im Scheitelpunkt des Front- und des rechten Flankengrabens befindet sich eine in die Kontereskarpe hineingebaute zweistöckige Grabenstreiche, von der aus sowohl der Front- als auch der rechte Flankengraben mit Kasemattkanonen und Maschinengewehren der Länge nach bestrichen werden können. Sie ist durch eine unter der Grabensole hindurchführende Poterne mit dem Batterieblock verbunden. Der Kasemattblock verfügt über keinen Kehlkoffer, im Kehlgraben ist keine Grabenstreiche vorhanden.  

Sämtliches in der Front und der rechten Flanke aufgehendes Mauerwerk ist teils durch Fels, teils durch Erdvorlagen gedeckt, das freistehende Mauerwerk der Kehle durch den Kehlgraben geschützt.  

Die Decken sämtlicher Werksteile bestehen aus einer 2,15 m dicken Stampfbetonschicht auf 30 cm hohen, Mann an Mann liegenden I-Trägern. Sie sind durch einen Überzug aus Zinkblech vor Witterungseinflüssen geschützt.  

Zum Schutz der rechten Flanke des Werks „Lusern“ dienen zwei Stützpunkte, die Nebenwerke „Viaz“ und „Oberwiesen“.

 

Bewaffnung  

Hauptwerk:

Vier 10 cm-Turmhaubitzen Modell 9
Zwei 8 cm-Minimalschartenkanonen Modell 5/9
Zwei 6 cm-Kasemattkanonen Modell 10
Elf 8 mm-Maschinengewehre Modell 07/12

 

Stützpunkt „Oberwiesen“:

Fünf 8 mm-Maschinengewehre Modell 07/12

 

Stützpunkt „Viaz“:

Zwei 8 mm-Maschinengewehre Modell 07/12

 

Die Turmhaubitzen M 9 wirken in die Räume zwischen der Cima di Vezzena und der Cima Campolongo sowie zwischen dem Passo della Vena und der Baito Casalina (Osteria Fiorentini), die beiden Minimalschartenkanonen M 5/9 als Traditoren in den Intervall zum Werk „Verle“. 
Die beiden Kasemattkanonen M 10 dienen zur Grabenflankierung. Von den Maschinengewehren des Hauptwerks stehen drei unter fixen bzw. drehbaren Panzerbeobachtungsständen, vier in der Grabenstreiche und vier hinter fixen, bombensicheren Panzerständen, von jenen des Stützpunkts „Oberwiesen“ eins unter einem drehbaren Panzerbeobachtungsstand und je zwei hinter fixen, bombensicheren Panzerständen und jenen des Stützpunkts „Viaz“ zwei hinter einem fixen, bombensicheren Panzerstand.

Auf dem Verdeck des Batterieblocks ist eine geschlossene Infanterielinie angeordnet.  

 

Besatzung  

Hauptwerk:

         Festungskommandant (Oberleutnant Emanuel Nebesar)
4          Offiziere (Lt. Schindler, Beleuchtungsoffizier; Lt. Kotzmann,
            Artillerieoffizier, und die   Fähnriche Deutschmann und Wolfrum)
198      Artilleristen
2          Infanterieoffiziere
80        Infanteristen
1          Werksarzt (Dr. Gaspari)
         Sanitäter
12        Telefonisten
6          Offiziersdiener
         Ordonnanzen
         Sappeure

 

Stützpunkte „Oberwiesen“ und „Viaz“:

1          Offizier (Olt. Denaro)
56        Mann (in den Zahlen des Hauptwerks enthalten)  

Das Werk war zur Unterbringung von 6 Offizieren und 218 Soldaten ausgelegt. Für die Unterbringung weiterer 77 Soldaten war ein Unterstand vorhanden.  

 

Beobachtung  

Für die Haubitzbatterie aus einem zwischen den Geschütztürmen II und III befindlichen fixen, bombensicheren Beobachtungsstand; für die Traditorenbatterie und die allgemeine Beobachtung durch den Werkskommandanten aus je einem am linken und am rechten Flügel befindlichen drehbaren und ebenfalls bombensicheren Beobachtungsstand. Für die beiden Stützpunkte aus einem drehbaren, bombensicheren Beobachtungsstand auf dem Stützpunkt „Oberwiesen“.  

 

Sturmfreiheit  

Das Werk „Lusern“ ist allseitig von einem 10 m breiten und bis zu 6 m tiefen Graben umgeben. Der Frontgraben und der Graben in der rechten Flanke wird durch zwei 6 cm-Kasemattkanonen M 10 und vier 8 mm-Maschinengewehre 
M 07/12 bestrichen. Die gesamte Werksanlage (Hauptwerk und Stützpunkte) ist von einem Drahthindernis umgeben.  




Diese Aufnahme wurde nach einem Angriff gemacht, 
die gefallenen Italiener liegen noch im Verhau

 

Verbindungen  

Optisch ist das Werk durch eine Festungssignalstation (Blinkzeichen) mit den benachbarten Werken „Verle“ und „Gschwent“ sowie mit der Zentrale auf dem Monte Rust verbunden. Festungstelefonverbindung besteht mit dem Sperrkommando.

 

Wasser- und Frischluftversorgung  

Wasser wird über eine werkseigene Wasserleitung aus einer nahe liegenden Quelle mit einer Schüttung von 0,6 l/sec. bezogen. Als Vorratsbehälter für das Trinkwasser und das Kühlwasser für die Maschinenanlage sind zwei Zisternen vorhanden.  

In zwei Stockwerken des Kasemattblocks sind, getrennt von den Unterkunftsräumen, Toilettenanlagen mit Wasserspülung vorhanden. Die Versorgung mit Trink- und Brauchwasser erfolgt über Wasserleitungen.  

Eine Zisterne im oberen Stockwerk

Der Kasemattblock wird mit Frischluft aus dem Kehlgraben versorgt.

   

Blitzschutzanlage  

System Faraday

 
Aufgabe des Werkes

Das Werk „Lusern“ bildet den vorgeschobenen Eckpfeiler der Befestigungskette auf den Hochebenen von Lavarone und Folgaria. Seine Aufgabe ist es, zusammen mit dem Werk „Verle“ und den Batterien auf dem Cost’Alta-Rücken die Abschnittsgrenze zu sperren, die durch die Intervalle zu den benachbarten Werken einsickernden und in Richtung Monte Rover vorstoßenden feindlichen Truppen zu vernichten, in den toten Winkel des Werks „Verle“ südlich von Mandriolo zu wirken und die Folgariawerke bei der Beschießung des Passo della Vena zu unterstützen.



Links das Werk Lusern, rechts die Vorposten Viaz und Oberwiesen.

 

 

Die Ergebnisse der italienischen Spionage gegen das Werk „Lusern“  

Das Werk Lusern hatte die Aufgabe, im Zusammenwirken mit dem Werk Verle und den feldmäßigen Befestigungen von Costalta den Pass gegen einen vor allem aus den Gebiet Verena-Campolongo kommenden Angriff auf Monte Rovere und Lavarone zu sperren. Zugleich sollte es die Sperrforts von Folgaria dabei unterstützen, das Gebiet Passo della Vena-Osteria Fiorentini auf der anderen Seite des Asticotales zu beschießen. Ende 1912 konnten die vier Jahre vorher begonnenen Arbeiten als abgeschlossen betrachtet werden, da hatte das Werk bereits seine Probeschüsse abgefeuert. 
Die italienischen Kommandostellen wussten vom Vorhandensein von 7 Kuppeln, 4 als Hauptbewaffnung, die man später als die üblichen 10 cm-Panzerhaubitzen identifizierte, 3 zur Beobachtung und für Schnellfeuerwaffen, die im Nahkampf eingesetzt werden sollten. Im Jahre 1914 entdeckte man, dass zwei 8cm Geschütze, die man am Scheitel des V-förmig angeordneten Batterie- und Kasemattblocks untergebracht hatte, auf Verle gerichtet waren, um flankierend zu wirken. Außerdem erhielt man die definitive Information, dass das Werk insgesamt über 20 Maschinengewehre verfügte. Zur Tarnung hatte man es mit grünen und rötlichen Flecken angestrichen; außerdem sollte die natürliche Vegetation den gleichen Zweck erfüllen. Die toten Winkel gegen das Asticotal und das Werk Gschwent wurden durch die zwei gleichfalls in Beton aufgeführten Stützpunkte Oberwiesen und Viaz geschützt. Ersteres war mit einem Maschinengewehr unter einer drehbaren Beobachtungskuppel und mit in Metallkasematten eingebauten Schnellfeuerwaffen, letzteres mit zwei unter Panzerkuppeln stehenden Maschinengewehren bewaffnet. Die erste Telefotografie wurde von Campomolon aus gemacht. 

 


Werk „Lusern“ im Weltkrieg  

 

Vorbemerkung  

Die Quellenlage über die Kriegsereignisse im Werk „Lusern“ ist besser als jene für das Werk „Verle“. Zum einen sind die Aufzeichnungen aus dem Werkstagebuch für die Zeit vom 10. bis 31. August 1915 vollständig vorhanden, zum anderen liegt eine summarische Zusammenfassung Karl Lipschers über die Ereignisse im ersten Kriegsjahr vor. Schließlich ist die versuchte Übergabe des Werks „Lusern“ an die Italiener am 28. Mai 1915 in der einschlägigen Literatur ausführlich dokumentiert, so dass eine erschöpfende Behandlung auch dieses Vorfalls möglich ist.  

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