" Werk Lusern " Kriegstagebuch des Werkskommandanten Entnommen aus dem Roman Die Uhrheberrechte bei den Seiten liegen bei Albin Kühnel und sind auszugsweise auch in abgeänderter Form, auf Papier oder Datenträgen verboten.
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Die erste Beschussperiode (24. Mai bis 22. J
24. Mai 1915 Erster
Beschußtag mit 14,9 cm-Kalibern. 25. Mai 1915 Erster
schwerer Beschuß mit 28 cm-Kalibern. Außerdem schwächerer Beschuß
mit 21 cm- und 14,9 cm-Kalibern. Völliges
Versagen der Werksventilation der Be- und Entlüftung. Die ersten
Depressionserscheinungen des Werkskommandanten Oberleutnant Nebesar,
welche sich auf seine Offiziere und die Besatzung übertragen. Decke
im Batteriegang wurde abgeblättert
. 2. und 3. Turmhaubitze Volltreffer. Telephonverbindung „zeitweise“
unterbrochen. 8 Uhr nachm: „Verle“ und „Lusern“ melden, daß sie Der Erbauer hatte mit Recht vielfach im Inneren des Werkes, das ja aus dem gewachsenen Fels herausgeschnitten war, die blanke Felswand stehen lassen, um der Besatzung Vertrauen in die eigene Widerstandskraft zu geben. „Kommißköpfe“ und „Schönheitsfanatiker“ hielten es für nötig, diese Felswände durch Bewurf von Betonmörtel und Kalkanstrich zu verschönern, um sie kasernenmäßiger erscheinen zu lassen. Die erste starke Beschießung bewirkte, dass durch die ungeheuren Erschütterungen alle diese „schönen Dinge“ als Trümmer herunterfielen. Es machte natürlich den schlimmsten Eindruck auf die Besatzung und rief bei manchem Weltuntergangsstimmung hervor. Das hat fraglos mit dazu beigetragen, dass der erste Kommandant am dritten Beschießungstage die weiße Flagge hissen und das Werk nach flüchtiger Zerstörung räumen ließ (J.H.Schaufler in „Österreichische Panzerwerke unter schwerstem Feuer“ in Wilhelm Nußstein: „Militärgeschichtlicher Reiseführer Dolomiten“ S. 73.) 26. Mai 1915 Verstärkter
Beschuß mit 28 cm-Kalibern. Grundlose
Befürchtungen des Werkskommandanten wegen einer möglichen Explosion
des Benzindepots und (eines)
damit verbundenen Untergangs des Werkes „Lusern“. Völliges Versagen
des Werkskommandanten und des Großteils seiner Offiziere. Der
Werkskommandant geht mit schlechtestem Beispiel von Angst und
Pflichtvergessenheit gegenüber seinen Offizieren und (der)
Besatzung voran. 27. Mai 1915 Schwerster
Dauerbeschuß mit 28 cm-Kalibern. Falsche
Lage- und Werkssituationsmeldung an das vorgesetzte Sperrkommando Oberst
Terboglav über Beschußschäden an Beton und Panzern, verbunden mit der
Unmöglichkeit, länger im Werk „Lusern“ ausharren zu können. Das
Sperrkommando gibt, ohne sich vorher über die Richtigkeit der gemachten
Meldungen von der Situation im Werk „Lusern“ zu überzeugen, seine
Zustimmung zur Räumung des Werks „Lusern“. Vorübergehendes
Ausweichen der Besatzung während der Nachtstunden auf Befehl des
Werkskommandanten in die beiden Nahkampfanlagen „Viaz“ und
„Oberwiesen“. 28. Mai 1915 Dauerbeschuß
mit 28 cm-Kalibern. Weitere falsche Meldungen an das Sperrkommando, daß
ein Verbleib weiter im Werk unmöglich erscheint. Die Decke des
Batterieverbindungsganges wird durchschlagen, was nun Anlaß zur endgültigen
Räumung des Werks „Lusern“ ist. Die einberufene
Offiziersbesprechung stimmt dem Vorschlag des Werkskommandanten
Oberleutnant Nebesar, Werk „Lusern“ zur räumen, mit Ausnahme des
Leutnants Singer, (Vermutlich einer der beiden Offiziere der Infanteriebesatzung)
einstimmig zu mit der Begründung, daß das Werk jeden Augenblick in die
Luft fliegen kann. Gegen 17 Uhr abends werden weiße Fahnen zum Zwecke
der Übergabe gehißt und das Werk restlos geräumt. Vergebliche
Vorstellungen des Leutnants Singer und der beiden Fähnriche Deutschmann
und Wolfrum, mit Freiwilligen im Werk bleiben zu dürfen. (Sie
werden) vom Werkskommandanten mit
der Begründung abgelehnt, daß das Sperrkommando die Räumung befohlen
hat. Die Werke „Verle“ und „Gschwent“ legen, nachdem diese die weißen Fahnen erkannt haben, Sperrfeuer auf die Glacis des Werkes „Lusern“ und verhindern eine Besitznahme durch die Italiener. (Zu dem Zeitpunkt, als auf dem Werk „Lusern“ weiße Fahnen gehisst wurden, hat es keinerlei Aktionen der italienischen Infanterie gegeben (Gianni Pieropan: „1915 - Obiettivo Trento“, S. 140) Auszug
aus den Protokollen der späteren gerichtlichen Untersuchung: Lusern
meldet, daß nur eine Turmhaubitze kampffähig (ist).
(Um) 4 Uhr nachmittags meldet
Nebesar dem Sperrkommando, daß die Besatzung dem Ersticken nahe ist, da
selbst ein Zündholz infolge verpesteter Luft nicht mehr brenne und
mehrere Ohnmachtsfälle konstatiert wurden. Schon während der Beschießung
der früheren Tage wurde Nebesar nahegelegt, das Werk zeitweise zu
verlassen, um Ruhe zu genießen und Luft zu schöpfen. Er beantwortete
stets diese Mahnung mit dem festen Entschluß, im Werk zu bleiben und
persönlich das Kommando zu führen. Der Werksarzt sagte, daß die Luft
besonders am 2. und 4. Tag schlecht war. Am 4. Tag war der Aufenthalt in
den oberen Teilen des Werkes fast unmöglich, am Nachmittag
ausgeschlossen. 29. Mai 1915 Wiederbesetzung des Werks „Lusern“ in den Morgenstunden des 29. Mai. Leutnant Singer (ist) provisorischer Kommandant des Werkes „Lusern“; zugeteilt (sind) die Fähnriche Wolfrum und Deutschmann. Bericht des Leutnants Singer über die tatsächlichen, verhältnismäßig geringen Beschußschäden des Werks „Lusern“. Zwischen dem 25. und 28. Mai 1915 sind auf das Werk „Lusern“
1.300 Schüsse aus schweren Geschützen abgefeuert worden, nämlich
700 28 cm- und 600 14,9 cm-Granaten. Davon waren 524 Werks-, 320
Beton- und 4 Panzertreffer.
30.
Mai 1915 Weiterer
schwerster 28 cm-Beschuß des Werks „Lusern“. Aufräumungsarbeiten
und Instandsetzungsarbeiten der durch die Werksbesatzung vor deren Abzug
angerichteten Schäden und Vandalismus. 31.
Mai 1915 Dauerbeschuß
mit 28 cm-Kalibern. Die Turmhaubitzen und Traditorkanonen wie der Großteil
der Maschinengewehre (sind)
wieder einsatzfähig und feuerbereit. Artilleristische Unterstützung
bei dem großen Feindangriff mit erdrückender Übermacht im Raum Cima
di Vezzena-Verle-Basson Die
ersten Reparaturarbeiten auf der Werksdecke. Die Werksstraße (ist)
durch den Beschuß zerstört. Schwere Schäden an der Wasserversorgung
des Werks „Lusern“. Feindlicher
Munitionsaufwand beim Beschuß auf „Lusern“ im Mai 1915. 1.
Juni 1915 Kein
Feindbeschuß. Der neue Gruppenkommandant (ist)
Oberst im Geniestab Ellison Freiherr von Nidleff. Der neue Geniereferent
für den Abschnitt Lavarone-Folgaria (ist)
Ingenieur Hauptmann Schneider des Geniestabs, welchem die ganze
technische Abwehr beider Frontabschnitte untersteht. Neuer
Werkskommandant (ist) Oberleutnant Schaufler. 3.
bis 7. Juni 1915 Nur schwacher 28 cm-Beschuß. Reparaturen an den Werksdecken, Hindernissen und (der) zerschossenen Wasserleitung. Vorbereitungen für den Bau einer Felspoterne in das Hintergelände des Werks „Lusern“ als Ersatz für die unbrauchbar gewordene Werksstraße. In den folgenden Tagen nur zeitweiser, schwächerer 28 cm-Beschuß. Beginn mit dem Stollenbau und sachgemäßer Reparaturen auf den Werksdecken. Ankunft des Skodamonteurs, um die Schäden an den Drehpanzern zu beheben. 8.
Juni 1915 Alle
vier Turmhaubitzen sind wieder voll einsatzfähig. 9. Juni 1915 Schwere
Verluste unter den Landsturmarbeitern bei der Versorgung des Werks
„Lusern“. Die Totengruft des Werks „Lusern“ erweist sich als
viel zu klein, um die anfallenden Toten unterzubringen, deren
Abtransport infolge Feindbeschusses zeitweise nicht möglich ist. Alle
Verwundeten konnten endlich abgeschoben werden. Die Stimmung der
Werksbesatzung ist einmalig gut. Ein Fortifikationswerkmeister trifft
zur Unterstützung des Werks ein. Schwierige Unterbringungs- und
Belagsverhältnisse im Werk. 11. Juni
1915 Wieder
schwerster 28 cm-Beschuß. Schwere Schäden der Werksdecken und Treffer
auf die Panzerung der Turmhaubitze Nr. III. Der Frontgraben (ist)
bereits ein bis zwei Meter hoch verschüttet. 12. bis 16. Juni 1915 Fortdauer
des schweren 28 cm-Beschusses, ebenso der beiden Nahkampfwerke „Viaz“
und „Oberwiesen“. Tätigkeit der Werksbesatzung: Betonieren,
betonieren! Verstärkung der Ringgalerien der Vorpanzer der 10
cm-Turmhaubitzen, da sich diese als viel zu schwach und zu wenig tief
einreichend erwiesen hatten. 17. Juni 1915 Wieder
schwerer 28 cm-Beschuß. Schwere Schäden an den Werksdecken und den
Drehpanzern. Der Skodamonteur erweist sich als ein unentbehrlicher
Helfer in der Not für Werk „Lusern“. Der Frontgraben (ist)
stellenweise in seinem Profil bis zur Hälfte verschüttet. 19. bis 21. Juni 1915 Betonieren,
betonieren ist die Tageslosung der Werksbesatzung. Infolge schlechten
Wetters kein Feindbeschuß. Unser
Rechnungsunteroffizier Macek (ist)
die Mutter der Werksbesatzung. 22. bis 23.
Juni 1915 Wieder schwerer 28 cm-Beschuß. Der Ausbau des Versorgungsstollens macht gute, rasche Baufortschritte.
24. bis 28.
Juni 1915 Nur
schwacher 28 cm-Beschuß. Weitere Beton- und Panzerschäden der vier
Turmhaubitzen. Die unangenehme italienischen 7 cm-Gebirgsbatterien auf
Costesin und Marcai. Eine deutsche 15 cm-Haubitzbatterie hat auf der
Cost’Alta Stellung bezogen. 29. Juni 1915 Alle
Dreh- und Fixpanzer mit deren Bestückung (sind)
wieder voll einsatzfähig. Schwere 28 cm-Beschuß, auch auf die beiden
Nahkampfwerke „Viaz“ und „Oberwiesen“. 30. Juni
1915 Kein
Beschuß mit 28 cm-Kalibern. 1. bis 15. J Kein
Beschuß mit 28 cm-Kalibern. Laufende Reparaturarbeiten der
Werksbesatzung an Beton und Panzern. Das Verbot des
Landesverteidigungskommandos: „Sparen mit der Munition, da Ersatz
verbrauchter Bestände nicht sichergestellt werden kann.“ Inspizierung
des Werks „Lusern“ durch den Generalgenie-Inspektor Blenesi. 16. J Schwere
28 cm-Beschuß des Werkes „Lusern“ und der beiden Nahkampfwerke „Viaz“
und „Oberwiesen“. Auftreten alter Munition des Kalibers 28 cm.
Geschosse aus Gußeisen, und (sie) stammen aus dem (Jahre)
1880! Keine besonderen Schäden beim Beschuß mit alter Munition. 17. bis 31. J Kein
Feindbeschuß mit 28 cm-Kalibern. Die vorgesehenen Deckenverstärkungen
durch Aufbringung einer Zerschellschicht auf den Werksdecken (ist
abgeschlossen).
Verschiedene Besuche hoher und höchster Offiziere. Reparaturen an den
Drehpanzern durch den Skodamonteur. Ausräumen
des Frontgrabens
von Fels- und Betontrümmern.
Neuherstellung aller
Die zweite Beschußperiode
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