Werk Tombio |
Das Werk Tombio wurde in zumindest zwei verschiedenen und technologisch sehr unterschiedlichen Bauverfahren errichtet. Die erste Bauphase ist gekennzeichnet durch die Verwendung von massiven Natursteinblöcken für die äußeren Wände des Werkes. Die alte Konstruktionstechnik wurde aber noch während der Errichtung des Werkes durch die Einführung der Betontechnik abgelöst. Die bereits vorhandenen in Naturstein gebauten Teile des Werkes wurden durch den Beton eingeschlossen und vollendet. Der Beton wurde schichten weise und in mehreren Abschnitten hintereinander gegossen, von der Frontseite ausgehend, wurde zuerst der Batterieblock gebaut. Ein durchgehende Trennfuge in den senkrechten Betonstrukturen belegt, das der rückwärtige Teil des Werkes mit der Hauptgalerie danach gebaut wurde. Zum Schluss wurde darüber das Verdeck gegossen, das eine Stärke bis zu 2m hat. Es kam bei diesem Werk der traditionelle Stampfbeton mit Stahlträgerunterzügen zur Ausführung. Im Gegensatz dazu ist die linke Annexbatterie in einer gemischten Betontechnik ausgeführt, es kam der mit Rundstahl armierte Stahlbeton zur Ausführung, trotzdem wurde die Decke noch mit den traditionellen Stahlunterzügen aus IPB Trägern verstärkt. Die Stahlbetontechnik ist hier ein reines Versuchsstadium, es wurden in den senkrechten Betonmauern alle 20-30 cm eine horizontale Stahlmatte aus "Streckmetall" eingelegt, diese "Armierungsschichten" sind nur durch wenigen senkrechte Rundstähle im Bereich der Scharten verstärkt. Die Einlegung horizontaler Stahlmatten in den Wänden macht keinen Sinn, es hätte umgekehrt sein müssen, die Panzerung hätte durch senkrecht verlaufende Stahlmatten erfolgen müssen. Insofern ist die Dokumentation dieser wirren "Stahlbetontechnik" einzigartig. Die Stahlmatten aus Streckmetall sind schwach, 1915 kamen in der FS Trient bei aufgehenden Betonteilen Rundstahlmatten bis 30mm Durchmesser der Stabeisen und einer Maschenweite von 10x10cm zur Anwendung, die mit Abstandshaltern zu einer einer weiteren und weiter innen liegenden Armierung gleichen "Kalibers" führten. Von der angewandten Bautechnik her gesehen, wurde zumindest an der linken Annexbatterie viel experimentiert, die rechte Annexbatterie ist hingegen in traditionellen Stampfbeton hergestellt. Der Batterieblock des Werkes ist sehr kompakt und auch hoch gebaut. Im Inneren wurde wirklich jeder nur denkbare Platz ausgenutzt bei dem gleichzeitigen Versuch die minimalen Panzerstärken der Betonstruktur zu erhalten. Auf dem Verdeck waren 4 eng beieinander liegende Panzerkuppeln 10cm/M05 montiert, in der Mitte befand sich die Beobachtungskuppel. Ein unterirdischer ausbetonierter Tunnel führt vom Werk zum linken Annex (Begehbar!). Am rechten Ausläufer des breiten Frontgrabens vor dem Werk geht es in eine mehrere hundert Meter lange Natursteinmauer mit Schiessscharten, MG-Scharte und Scheinwerferöffnung, die als Verteidigungslinie der Infanterie diente. Es war der über der Erde angelegte "Schützengraben" alter Bauweise, der von der feindlichen Feldartillerie in kurzer Zeit weggeblasen worden wäre. Lediglich ein ca. 20m langes Teilstück des "Grabens" wurde oberirdisch in Beton beendet. Auf der rückwärtigen Seite des Werkes und unterhalb wurden Kavernen gebaut, auch begann man von dort aus in späterer Zeit einen Zugangsstollen zum Werk zu graben. Sehr gut erhalten ist die rückwärtige große Wasserzisterne mit der großen betonierten Sammelfläche für das aufzufangende Oberflächenwasser. Der rechte Annex ist eine massive Struktur in Stampfbeton und verfügte über MG Kasematten. Von seinem rückwärtigen Graben aus führt ein (verschütteter!) Zugang zu einer vorgelagerten MG-Kaverne mit Scheinwerfer. Die Kaverne ist jedoch von außen erreichbar. Im Zugangsbereich zum Werk ist eine Wachstellung, dahinter liegt eine Kaserne aus Naturstein erbaut. Auch eine Gedenktafel erinnert an Baumaßnahmen des Werkes, vermutlich der Bau der Werksstraße und der Kaserne: 1908-1910 L.S. (Landesschützen). Im Jahre 1915 und zu Kriegsbeginn war das Werk und seine zusätzlichen Anlagen militärisch wertlos, es wurde entwaffnet und seine Panzerkuppeln in feldmäßigen Befestigungen der umliegenden Berge eingebaut. Das kleine kompakte Werk war absolut nicht beschussfest, schwere Kaliber der Belagerungsartillerie hätten es in kürzester Zeit trotz der angewandten Betontechnik ausgeschaltet, die Panzerkuppeln war viel zu eng beisammen ( ca. 10m voneinander entfernt), wenige Volltreffer auf dem Werksverdeck hätten diese altartigen Kuppeln weggeblasen, auch wenn ggf. die Betondecke nicht durchschlagen worden wäre. Das Werk liegt zudem sehr gut exponiert und wäre ein hervorragendes Ziel für die Feindartillerie gewesen. Das Werk ist aber trotzdem historisch gesehen sehr interessant, vor allem, weil noch während der Bauzeit hier die Bautechnik geändert wurde. Nach dem Kriege wurden große Teile des Werkes und der Annexe gesprengt, um die Stahlträger auszubauen, die verbliebenen Strukturen und Reste vermitteln allerdings noch einen sehr guten Eindruck über die Anlagen, die alle begehbar oder erreichbar sind. Das weitläufige Gelände ist heute anscheinend Privatbesitz und eingezäunt, es gibt dort Schafzucht und Ziegen. Vor dem Ziegenbock braucht man keine Angst zu haben, der ist friedlich und an dem scharfen Geruch gewöhnt man sich schnell. Das Werk und seine Annexe lohnt in jedem Fall einen Besuch, der Ausblick ist herrlich und bei dem Kaiserwetter haben Reinfrid, Nicola, Piera und ich die Erforschung genossen. Alle 2 Minuten der Ruf: Wer hat den Werksplan! Es mussten ja schließlich alle Räume identifiziert und mit dem Bauplan verglichen werden. Gruss VJ Piera und Nicola Fontana und R V Es war wirklich ein sehr schöner Tag!-Danke an alle! Saluti dal tetto del Forte Tombio! Piera e Nicola Fontana e RV Spero che piace la fotografia.. Saluti und Gruss VJ Innenaufnahmen vom Batterieblock
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