Kavernenbatterie 
oberhalb Vigolo Vattaro

ex-fortino in caverna "Le Finestrelle"

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

Uli Mößlang / Volker Jeschkeit / Helmut Feldhaus

 

 

Der Weg zum ex Fortino:

Man folgt der Hauptstraße durch Vigolo Vattaro in Richtung Mattarello, bis man – kurz vor dem Ortsende – das große Betonkreuz erreicht. Dort rechts abbiegen und bis zum Waldparkplatz fahren. Von da aus zu Fuß ca. 500 m bis zur Abzweigung nach Maranza. Hier aber nach rechts etwa 250 m gehen, bis zur nächsten Abzweigung und links den Berg hoch. Man kann den leichteren, breiteren Weg (Radweg) gehen, oder dem, auch hier abzweigenden, Wanderweg 440 folgen. (Dieser führt oberhalb der ersten Kavernenbatterie vorbei und durchquert dafür die Felsbandstellung und den Beobachtungsposten).

Folgt man dem Radweg, erreicht man nach etwa 20 Minuten einen rechts wegführenden Weg, über den man die untere, kleine Kavernenbatterie erreicht.

Oberhalb der Kavernen führt ein kleiner Weg zum Felsrand, er stößt hier auf den Wanderweg 440, dem man von hier aus weiter bergauf am Felsrand entlang, folgt. Von hier aus kommt man an der Felsbandstellung, den Aufgängen und dem Beobachtungsposten vorbei. Nach weiteren 100 m Bergmarsch erreicht man dann den Vorplatz mit dem Eingang zum eigentlichen ex Fortino.

 (Helmut Feldhaus, 10.06.04)

Geschützbatterie in Kavernen oberhalb Vigolo Vattaro.

Von den Einheimischen wird diese Batterie "Le Finestrelle" genannt. Oberhalb Vigolo Vattaro liegend ,quasi am Südhang des Marzola-Massivs wurde diese großzügig angelegte Kavernenbatterie in einen Steilhang gegraben. Die Position war strategisch gut gewählt, ihre Geschütze konnten sowohl das Val Sorda Tal in Richtung Vigolo Vattaro bestreichen,als auch von ihrem möglichen Richtwinkel in Richtung Süden, also dem Etschtal, schießen.

Das Baujahr kann mit 1914/15 festgesetzt werden, also innerhalb der letzten Ausbauphase der Festung Trient. Sie gehörte zu dem damals neu entstandenen Verteidigungskomplex, der das Val Sorda Tal kontrollierte, eine mögliche feindliche Durchbruchstelle aus östlicher Richtung von der Hochfläche von Lavarone kommend. Das weiter am Talausgang in Richtung Etschtal liegende Werk oder Batterie Dos Fornas war völlig veraltet und seine Feuerkraft als auch seine Widerstandsfähigkeit gegen feindlichen Artilleriebeschuss völlig ungenügend.

In der letzten Ausbauphase zur Verstärkung des Verteidigungsgürtels rund um die Festung Trient (1914 bis 1915) gehörte diese Kavernenbatterie zusammen mit den Artilleriestellungen der Anlagen ValSorda I und ValSorda II sowie der Sperrlinie Rio Stalzano im Talgrunde zu einem neu gebauten teils unterirdisch in Kavernen, teils in massiven Stahlbeton ausgeführten und tief gestaffelten Verteidigungssystem, welches die Aufgabe hatte, zusammen mit den höher gelegenen Geschützbatterien auf dem Marzola-Süd, das ValSorda Tal zu blockieren und hier jeden gegnerischen Angriff zum Stehen zu bringen.

Auf der anderen Seite dieses Tales ,also schon auf der ansteigenden Flanke des Vignola Massives gab es weitere Batteriestellungen, teils in Beton teils in Kavernen. Alle diese Batterien deckten die großen Infanteriestellungen im Talgrund (hier verläuft das Flüsschen Rio Stalzano), auch diese sind in Beton ausgeführt, einschließlich einer "gepanzerten" Brücke über diesen kleinen Fluss.

Vorgeschobene Infanterielinien durchquerten das Tal bereits in Höhe von Vigolo Vattaro. Auch diesen konnten die Batterien Feuerschutz gewähren, sowohl die Reichweite (ca 3-4 km) als auch der seitlich mögliche Richtwinkel der Kavernengeschütze ermöglichte dies. Die seitlich ansteigenden Flanken des Tales waren durch betonierte Stellungen, so genannte Felsbandstellungen ,der Infanterie befestigt, um eine Umgehung der talseitigen Hauptlinie zu verhindern und gleichzeitig den Zugang zu den höher gelegenen Kavernenbatterien zu blockieren.

Wie üblich in der Festung Trient kamen in diesen Batterien Geschütze kleineren, maximal mittleren Kalibers zum Einsatz. Wir sprechen hier von Kalibern zwischen 6cm und maximal 10-12 cm, zumeist älteren Typs aus der Artilleriereserve und relativ geringer Schussweite. Das war aber schon mehr als ausreichend, derartige enge Talzugänge und Ausgänge ließen sich bei den damaligen Verhältnissen (eine Luftwaffe im heutigen Sinne gab es nicht) durch ein paar geschickt positionierte MG und/oder ein paar geschützte Kanonen oder Haubitzen erfolgreich verteidigen. Der Gegner musste im offenen Gelände angreifen und konnte aufgrund des engen Raumes eine massive Offensivkraft gar nicht entfalten. Zudem erwartete der Verteidiger den Angriff in zumeist absolut bombensicheren unterirdischen Anlagen, die auch einem Trommelfeuer schwerer Kaliber problemlos standhielten. Die schützende Felsüberdeckung der Kavernenbatterie oberhalb Vigolo Vattaro ist enorm und auf den Außenaufnahmen auch deutlich zu erkennen. Schwierig auch die kleinen Geschützpforten im Fels durch Direktbeschuss und Volltreffer auszuschalten, dazu reichte die Präzision der damaligen Belagerungsartillerie nicht aus (es sei denn durch Zufallstreffer), näherstehende feindliche Feldkanonen hätten hier zwar mehr Treffsicherheit gehabt, doch war ihr Kaliber auch wesentlich kleiner und bis zur Wirkung von 15cm Geschossen reichte die Frontpanzerung in Beton der Kavernen völlig aus.

Nicht zu vergessen, das derartige gegnerische Batterien natürlich sofort von den schwereren Batterien der Anlagen ValSorda I und ValSorda II sowie von den weit reichenden Geschützen rund um das alte Werk Dos Fornas bekämpft worden wären. Somit erfüllte diese sehr gut erhaltene Kavernenbatterie ihren Zweck. Insgesamt besitzt diese 5 Geschützkavernen, 2 Kavernen waren für größere und 3 Kavernen für kleinere Kaliber gebaut. Aufgrund der baulichen Ausführung und Vergleich mit alten Aufnahmen von Geschützen in Kavernenstellungen oder Unterständen, könnte es sich um 3 Stück 6cm/M99 und 2 Stück 8cm/M5 oder M8 gehandelt haben (siehe Fotos) Eine völlig ausreichende Feuerkraft. Die Batterie besaß interne Munitionslager und Unterkünfte, sowie eine Generatorkaverne zur Stromerzeugung.

Geschützt wurde sie in ihrer Zugangs- Flanke von Infanteriestellungen in massivem Beton (teilweise MG-Stellungen), so genannten Felsbandstellungen mit unterirdischen Unterständen, die direkt am Steilhang angelegt waren. Wie zu allen diesen Stellungen rund um die Festung Trient, führte auch zu dieser Batterie eine vom Feinde nicht einsehbare Militärstrasse ,die von der ehemaligen Militärstrasse, die auf den Marzola/Maranza führt, abzweigte. Eine weitere Strasse führt zu den Versorgungsanlagen, unterhalb der Batterie gelegen und bestehend aus 2 großen und miteinander verbundenen Kavernen, auch diese sind bombensicher angelegt. Sie konnten sowohl als Lager, als auch als Unterkunft der Infanterie dienen.

Der Erhaltungsstatus dieses Anlagenkomplexes ist sehr gut und selten um die Festung Trient anzutreffen. Zudem ist sie eine typische Verteidigungsstellung, von denen viele in der letzten Ausbaustufe 1914/15 in den Fels getrieben wurden. Sie ist ein beeindruckendes Beispiel der damaligen angewandten Festungsbautechnik des Genies von Trient und zeigt auch, mit welchem großem Aufwand ein strategisch wichtiger Knotenpunkt wie die Festung Trient in aller Eile ausgebaut wurde.

All dieser Verbrauch an Ressourcen, sowohl materiell als auch personell, der schlussendlich nicht zum Tragen kam, ja sogar unnütz war fehlte bei der Verteidigung und Unterstützung der Kämpfe auf der Hochebene der 7 Gemeinden. 
Die Festung Trient musste sich nie verteidigen.

Villamontagna-Trient  08.07.04

Mit Dank an die Familie Feldhaus, die mich auf die richtige Spur zur Erkundung führte!

Volker Jeschkeit


6cm M99 in Kasematte beim Laden und Richten


8cm M5 M8 in Kaverne

Vielen Dank an das Museum in Roveretto Museo della Guerra, Roveretto
für die Überlassung der alten historischen Fotos für meine Seiten.

 

Zu den Fotos

Plan Kavernenbatterie
Plan Felsbandstellung
Plan untere Kaverne

 

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