Die Festung Trient 1. Weltkrieg 1914-1918 Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit Ulrich Mößlang der
Tauchbrillenspezialist
+ zertifizierter
Sport-Optiker |
Gedanken
zu ihrer Geschichte Februar
2005 Einleitung: 90 Jahre ist es jetzt her, im Februar 1915 war
der endgültige Ausbau dieser gut bewaffneten und ausgedehnten Festung
in seiner entscheidenden Phase. Zehntausende von
Soldaten und Zivilarbeitern und Zivilarbeiterinnen gruben Schützengräben
aus, insgesamt 280 Kavernen wurden mit den Pressluftbohrern in den
harten Fels getrieben, gewaltige Mengen an Stahlträgern, Baustahl,
Zement und Bauholz herangeschafft. Die Betonmischmaschinen arbeiteten Tag und Nacht, wie auch die Schichten der Arbeitskolonnen. Hunderte von
Kilometern an Stacheldrahtverhauen ließen das Stadtbild und seine
Umgebung nicht mehr wieder erkennen. Eine große Zahl von installierten Seilbahnen diente zur Versorgung, das inzwischen komplett ausgebaute System der Armierungstrassen konnte jeden auch noch so kleinen Stützpunkt und jede Batterie erreichen. Telefonleitungen zu jedem lokalem Kommando und zu jeder Batterie waren verlegt, das zusätzlich vorhandene optische Signalsystem war bereits seit langem perfektioniert. Noch im Jahre 1914
und vor dem Kriegsbeginn mit Italien im Mai 1915 wurden alle alten Werke
und Batterien der 1.Generation des Festungsgürtels komplett entwaffnet. Die Verbringung des
Geschützmateriales hat unter allen Umständen und in forcierter Tag-
und Nachtarbeit zu erfolgen. Viele
absolut bombensichere Kavernenbatterien der Festungsartillerie
entstanden, die Panzerhaubitzbatterien mit ihren drehbaren Stahlkuppeln
wurden auf den ausbetonierten Geschützbrunnen montiert, die vorher bis
zu 12m tief in den harten Fels gebohrt und gesprengt wurden und mit
weitläufigen unterirdischen Galerien untereinander verbunden waren, als
auch mit den Munitionslagern, Treibstofflagern, Generatorenkavernen zur
Stromversorgung, Unterkünften und Versorgungsmagazinen aller Art. Wer kann sich heute
noch vorstellen, wie 40 Tonnen schwere Panzerkuppeln des Typs 15cm/M99
auf dem Transportwaggon der kleinen Feldeisenbahn gezogen von Hand,
Pferden und Ochsen aus dem
Etschtal kommend auf steilen Armierungsstrassen bis auf dem Gipfel des
Monte Calisio ankamen und dabei einen Höhenunterschied von ca. 1000 m
überwinden mussten? Die Festung Trient
grub sich ein. Sie verschwand im Fels und man grub auch noch weiter ,als
im Mai 1915 der erwartete Kriegsfall „I“ (=Italien) eintrat. Diese geschichtliche
Entwicklung wird in einem späteren Kapitel noch beschrieben werden. Denn den Krieg, der 1914 begann, kannte niemand. Der Beginn des WeltkriegesIn den ersten Monaten des 1.Weltkrieges wurden die bisherigen Vorstellungen von Taktik und Strategie, von Angriff und Verteidigung, Wirkung von Waffen und Waffensystemen, bisherige Manövererfahrungen begraben und mit Ihnen Hunderttausende von Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren auf allen kriegführenden Seiten. Die Zeit der im
Galopp und mit gezücktem Säbel vorpreschenden Kavallerie, die Zeit der
in dichten Reihen angreifenden Infanterie war im Zeitalter des
Maschinengewehres vorbei. Schwere und weit reichende
Belagerungsartillerie schoss die mit großem Aufwand und Kosten vorher
erstellten oberirdischen Festungen und Werke in kurzer Zeit zusammen. Neue Begriffe
tauchten auf: Hier in Galizien
1914, an der russischen Front ging die Habsburger Monarchie unter. Kalt und militärisch
betrachtet: Fehleinschätzungen
in Taktik und Strategie der höchsten Führung, u.a. Conrad von Hötzendorf
waren hierbei die Hauptursache, man wollte, konnte nicht glauben und
verarbeiten, umsetzen, was da in wenigen Monaten geschah. Die russische
Artillerie verfügte über wesentlich mehr Munition pro Batterie als die
Einheiten der KuK- Artillerie. Von so manchem bis
heute verkannt: Selbst die sonst so
voreingenommenen kaiserlich-deutschen Kommandos waren sehr beeindruckt. Aber der Nachschub hinkte immer hinterher und die mangelhafte Logistik führte zur Krise auch großer Truppeneinheiten. Die Munitionskrise
Diese ergab sich 1914/Anfang 1915 auf allen kriegführenden Seiten automatisch, traf aber besonders die K.u.K. - Armee, von Anbeginn mit geringeren Friedens-Munitionsreserven ausgestattet. Das Ende des
Bewegungskrieges nach nur sehr kurzer Zeit und der Beginn des
Stellungskrieges, will heißen, man grub sich in befestigten
Verteidigungslinien ein, führte dazu, das evt. Angriffe nur nach
und/oder mit langer
Artillerie-Vorbereitung durchführen konnte. Die
Munitionsdotationen der Artillerie waren ausgelegt auf den Bedarf der
alten Strategie, will heißen, die Artillerie unterstützte kurzzeitig
aber massiv den Angriff einer angreifenden Infanterie in vorderster
Front. Dementsprechend war die Logistik für den Tagesbedarf einer
Batterie und deren Ersatz , jedenfalls bemessen nur für eine kurze
Einsatzzeit. Keine der verantwortlichen Stäbe und Oberkommandos aller kriegsführenden Armeen hatte aus dem Resultat des russisch -japanischen Krieges von 1905 gelernt. Es waren die
japanischen Streitkräfte in diesem Kriege, die erstmalig durch den
Einsatz ihrer Artillerie gegen die russischen Linien und Stellungen
diese mit massiven und langandauernden Feuer sturmreif schossen, und es
war nicht nur der demoralisierende Effekt des Beschusses sondern das
wirkungsvolles Massenfeuer konzentrierter Batterien , das den russischen
Verteidigern enorme Verluste beibrachte.
Der Kriegsschauplatz
war zu weit weg von Europa der damaligen Zeit. Zu konservativ verhaftet
das Denken der Offizierskasten der damaligen Zeit in ihrem taktischen
und strategischem Denken. Die
Kriegs-Munitionsmagazine der kriegführenden Parteien waren bald erschöpft
und die Rüstungsindustrie lief in Umstellung und Produktion erst
langsam an. Die Situation der Festung Trient im Jahre 1912 und die
geschichtliche Entwicklung
ab 1904
Die Festung verfügte kaum über moderne Geschütze, die Modelle reichten vom Baujahr 1861 bis 1904/1905. Das Standardgeschütz war die 9cm /M75 Kanone,
hervorgegangen durch die Modernisierung der K.u.K. - Feldartillerie ab
dem Jahre 1909, die alten Geschütztypen wurden wie üblich in die
Arsenale und Artilleriereserven der Festungsplätze eingestellt. Im Grunde verblieb die Struktur einer Festung
,wie diese im Zeitraum von 1904 an in den Kommisionsprotokollen und älteren
Ausrüstungsentwürfen bestimmt wurde. Von dieser Front war Trient weit entfernt. Italien war mit der Habsburger Monarchie im so genannten Dreibund (mit dem deutschen Kaiserreich) verbündet. Dieser sah sogar die Möglichkeit vor, bei einem Angriff seitens Frankreichs auf die deutsche Westgrenze italienische Divisionen an den Rhein zu entsenden. Wien und Rom standen sich als sehr misstrauische Verbündete gegenüber. Keiner traute dem anderen über den Weg, das K.u.K. Außenministerium hatte seine liebe Not den gegen Italien säbelrasselnden Oberkommandierenden Conrad von Hötzendorf zu bremsen. Seine Offensivpläne gegen Italien störten die auf Ausgleich bedachte Habsburger Diplomatie empfindlich. Ich werde hier nicht auf die Einzelheiten
eingehen und auch nicht die entscheidenden politischen
Vorkommnisse (z.B. Balkankrise) besprechen, lediglich einen
wichtigen Fakt ansprechen für die Belange der Festung Trient : Vielleicht war das der Hauptgrund, das der
Ausbau der Festung Trient nicht
stattfand. Bei der Planung der Festung waren einerseits Fehler gemacht worden, andererseits Werkspositionen strategisch/topografisch gesehen völlig überholt. Eine der am schwersten bewaffneten Befestigungen, das Werk Mattarello mit seinen beiden Zusatzbatterien war viel zu weit südlich und isoliert gebaut worden, seine östliche Flanke, will heißen, ein Vormarsch aus dem Valsorda-Tal, war unzureichend geschützt durch die Batterien Dos Fornas und Brusa Ferro. Für alle Werke und Batterien galt: Strategisch in seiner Lage überholt das
Hauptwerk Civezzano, zu weit vorgelagert und gut sichtbar. In seiner
Position isoliert und kaum zu verteidigen von der umliegenden
Infanterie. Das nordwestlich am Ausgang des Val di Non
liegende Sperrwerk Rocchetta war eh mehr als Zollkontrollstelle
anzusehen denn als ein kampffähiges Werk. Das Gleiche galt für das Werk Casara im
Nordosten an der nordöstlichen Flanke des Monte Calisio gelegen, seine
Aufgabe, den schmalen und kurzen Pass, der von Civezzano von Ost nach
Nordwest in Richtung Montevacino/Gardolo
(nördlich der Stadt Trient gelegen) führte zu sperren, war völlig
obsolet. Die Festung mit ihren alten Verteidigungslinien
und Vorausstellungen konnte von einem feindlichen Angreifer in nordöstlicher
Richtung umgangen und abgeschnitten werden, damit die wichtigste
Versorgungsader, die Eisenbahnlinie Innsbruck-Trient unterbrochen
werden. Die Sperrung des Etschtales und der Schutz Tirols durch die Festung Trient war nur ein Wunsch, aber keine militärische Realität mehr. Sie besaß keine ernstzunehmende militärische Kraft einer massiven feindlichen Offensive durch das Etschtal zu widerstehen. Tirol wäre verloren gewesen, die Front hätte mit einem Schlag bis auf den Brenner zurückgenommen werden müssen, der Linie, die auch heute noch die Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich ist. Wie kam es zu dieser Situation? Beginnen wir unsere kleine geschichtliche
Betrachtung ab dem Jahre 1904 und nehmen als Grundlage einige
Original-Dokumente ab diesem Zeitraum, die im Staatsarchiv von Trient (Archivio
di Stato di Trento) aufbewahrt werden. Das Jahr 1904 wähle ich bewusst, über die
geschichtliche Entwicklung der Festung Trient im 19.Jahrhundert wurde
viel geschrieben und dokumentiert. Ab diesem Jahr 1904 häufen sich die Rapporte
der zur Erkundung ausgeschickten Genieoffiziere und Offiziere der
Artillerie, Stellungen und Werke werden nicht nur einer normalen
Inspizierung unterzogen, sondern auch von Kommissionen besucht, die außer
der Bewertung der Resistenz und dem Zustand
der Anlagen, Vorschläge unterbreiten, wie der Kampfwert der
Werke und Batterien verbessert werden kann. Wider besseren Wissens werden ein großer Teil
dieser Werke noch als „Beschusssicher“ oder zumindest „bedingt Beschusssicher"
eingestuft. Eine Einstufung, die erst sehr viel später
(ca.1914) grundlegend revidiert wird. Man musste etwas tun, seit der Erfindung der Brisanzgranate 1885 und der Entwicklung weit reichender Geschütze und schwerer transportabler Belagerungsartillerie, waren sich die Festungsspezialisten des Genies von Trient im Klarem, das ein Verteidigungsgürtel eingerichtet werden und das Verteidigungskonzept um Trient vollständig revidiert werden musste. Die Resultate dieser Erkundungen und Begehungen
finden ihren Niederschlag im Kommissionsprotokoll vom 31.Oktober 1904,
Grundlage für Befunde und
Beschlüsse basieren auf den Eines der wichtigsten Ereignisse ist die
topografische Festlegung und Unterteilung der Verteidigungsabschnitte. Die Verläufe der Verteidigungslinien der einzelnen Fronten werden genau definiert, die bisher lediglich gegen einen handstreichartig ausgeführten Überfall auf die Festung Trient getroffenen Maßnahmen sollen in dem neuen Konzept integriert werden. Das Protokoll endet mit dem Satz: Geniedirektor des Genies von Trient ist zum
Zeitpunkt der Abfassung des Protokolls
Oberst Wenzel Terbain. Ein, wie ich meine, wichtiges Dokument! Ging man bisher anscheinend nur von
handstreichartig geführten Überfällen auf die Festung Trient aus,
wird nun eine neue geschlossene Verteidigungslinie um den
Festungsbereich definiert, in den einzelnen Fronten werden zur Verstärkung
der Werke und Batterien zusätzliche mobile Batterien der Feldartillerie
integriert sowie Verteidigungsschwerpunkte der Infanterie (Stützpunkte)
festgelegt. Allerdings orientieren sich die
Verteidigungslinien in der Regel noch an der Stadtgrenze um Trient, die
umliegenden hohen Berge und Bergmassive werden noch nicht mit
einbezogen. Basierend auf diesen Festlegungen wird die Strukturierung des Festungsplatzes in Angriff genommen, in den Jahren bis 1908 werden zusätzliche Stützpunkte definiert und gebaut. Besonderes Augenmerk richtet man dabei auf den Ausbau der Infrastruktur, wie zum Beispiel den Bau von Armierungsstrassen. Beispielhaft dafür ist der Bau des Artilleriestützpunktes Castellar della Grua, der Straßenbau im Bereich Monte Bondone, Mandolin und Candriai (1907). Ein erhaltenes Dokument bestätigt, daß die
Strasse für Castellar della Grua am 17.Januar 1907 bewilligt
und als 2 m breiter
Armierungsweg angelegt wurde. Die Verhandlungen zum Grundstückserwerb für
die Aufstellung der Feldbatterien sind noch im Gange. Im gleichen Zeitraum wurden überall
Armierungsstrassen gebaut und vorhandene Wegungen instand gesetzt oder
ausgebaut. Für die Geniedirektion ist Oberst Oskar Edler
von Guseck anwesend (Geniedirektor). Gegenstand des Protokolls ist die Beschaffung von Grundlagen für die Ausarbeitung von Projekten für die im Frieden durchzuführenden Arbeiten der feldmäßigen Batterien von Mandolin, Candriai und Castellar della Grua sowie der Ausbau des Strassenprojektes von Trient über Sardagna nach Vazon auf dem Monte Bondone Rücken. Das Wichtigste in diesem
Protokoll: Der Vorschlag des Geniedirektors bezüglich der Art und Aufstellung der vorhandenen und vorgesehenen Batterien wird angenommen. Die bisher massiert in Stellung stehenden Geschütze sollen weit auseinander gezogen werden, die Unterteilung in Halbbatterien sowie geschützten Einzelstellungen ist vorzunehmen. Ebenfalls angenommen: Dadurch wird die Verteidigung auch flexibel,
Geschütze können schnell in Ersatzstellungen umgruppiert werden, das
notwendige Geschützmaterial schnell ergänzt ggf. ausgetauscht werden. Die Verteidigungsstrategie ändert sich. Doch man täusche sich nicht, die Zeit
zwischen 1904 und 1909 ist eine Zeit mit vielen Hindernissen für
das Genie von Trient. Wie schon angemerkt, es gab Widerstände auf allerhöchste Ebene: Der Oberkommandierende der K.u.K. Heeresleitung Conrad von Hötzendorf war ein entschiedener Gegner des Ausbaues der Festung Trient, er wollte diese einfach nicht. Und genau so wichtig: Genau das Geld brauchte Conrad für die geplanten neuen und mächtigen Werke auf der Hochfläche der 7 Gemeinden. Denn diese Hochfläche war immer sein Aufmarschgebiet für seine große geplante Offensive gegen Italien: Von der Hochfläche aus über Asiago in die Tiefebene vordringen und durchstoßen, Norditalien zu zerteilen, Venetien abzuschneiden und die norditalienischen Industriezonen zu besetzen.................dieser Plan reifte in ihm seit langer Zeit, von dieser Offensive versprach er sich die Zerschlagung Italiens. Dafür musste diese Hochfläche unter allen Umständen geschützt und befestigt werden. Außerdem: (Nicht
umsonst stand nach dessen Fertigstellung über dem Eingang des Werkes
Gschwendt der markige Spruch: Für Trient reiche ich! Im dritten
beispielhaften Dokument, das ich hier anfüge und auszugsweise zitiere,
trifft man diese Argumente in direkter Form wieder. Ausrüstungsentwurf- An das K.u.K. Festungskommando Trient Wien, am 5. Februar
1909....................................................... Am Anfang steht die „kalte Dusche“ für das
Genie von Trient: Ausrüstungsarbeiten für die Festung Trient sollen mit vorhandenen Mitteln durchgeführt werden. Die Finalisierung des Baues der vorgeschobenen Grenzbefestigungen wird eine teilweise Abänderung der Aufgabe der Festung nach sich ziehen. Die Geniedirektion wird aufgefordert ein
sicheres Kalkül über Arbeitskräfte und Material zu erstellen um eine
sichere Basis für die Ausrüstungsarbeiten zu haben. Dabei wird als Schwerpunkt der anzustrebenden Tätigkeiten
eine stützpunktartig durchzuführende Verteidigung angewiesen.......... Zu welchen Ergebnissen das nach 1909 führte
,werden wir in Kürze betrachten können. Was die Stadt Trient selbst betrifft: Großflächige Drahthindernisse um die Festung
Trient werden als nicht notwendig erachtet (diese Meinung wird
allerdings später , wie viele andere Argumente grundlegend revidiert!). Aber: Das Heer wird gerade mit neuen Geschützen
ausgerüstet, dadurch wird das Feldgeschützmaterial
des Typs 9cm/M75 in großen
Mengen frei und man kann somit den Austausch der alten Geschütze des
Typs 12cm/M61 beantragen. Und: Die bisherigen Abschnitte (Fronten) werden
reorganisiert, anstatt der 4 geografisch beschriebenen Abschnitte werden
jetzt 5 Verteidigungsabschnitte eingeführt. Unterschrift: Schönaich G.d.I m. p. Mit knappen Worten ausgedrückt: Das Genie von Trient bekommt kein zusätzliches
Geld für den generellen weiteren Ausbau, wenn Ausbau , dann mit den
vorhandenen Mitteln, aber bitte gezielt ! Für die alten Werke und Batterien rund um die
Festung Trient bleibt alles beim altem.
Das Standardgeschütz der feldmäßigen Batterien wird
die 9cm/M75 bzw die 9cm/M75/96 (mit Schutzschild) und die 9cm/M4
- Version für Kasemattengeschütze. Im Jahr 1909 hat der Bau der Hochflächenwerke
Vorrang. Im Jahre 1910 kommt der spätere FML Anton Schiesser Edler von Reifegg zur Geniedirektion Trient. Von 1912 bis 1915 ist er Geniedirektor, bevor er als Abschnittskommandant nach Riva versetzt wird. Unter seiner Leitung werden wichtige
technologische Neuerungen des Festungsbaues eingeführt. Bereits 1910 werden die Weisungen enthalten im Ausrüstungsentwurf 1909 vom Genie von Trient umgesetzt. Der Ausbau der Süd- und SüdwestfrontBei der Anlegung von Stützpunkten der
Infanterie, Artilleriestellungen und Schützengräben wird ab dem
Zeitraum Ende 1910/Anfang 1911 konsequent eine neue Befestigungstechnik
eingeführt. Die neuen feldmäßigen Befestigungen werden
erstmalig gegen die Wirkung feindlicher schwerer Artillerie ausgelegt. Es ist der Beginn der systematischen Anlegung
von innen bereits ausbetonierten Kavernen und betonierten Geschützstellungen
sowie betonierten Unterständen. Mit der Einführung dieser neuen Technologien
wird der Grundstein zur modernen Festung Trient gelegt. In dieser Technik werden der obere und untere
Stützpunkt Palon, der Artilleriestützpunkt
Pale´ mit seinen Haubitzenstellungen (10cm/M99) und die
Versorgungskavernen im Bereich der Armierungsstrasse Trento- Monte
Bondone gebaut. Allen Kavernen gemeinsam ist die schusssichere
Felsüberdeckung von Die Schützengräben auf dem Rücken des Monte
Bondone sind zum großen Teil mit Naturstein ausgemauert, bei der Anlage
der Stützpunkte werden diese mit zumindest gegen Feldhaubitzen -
Beschuss sicheren Unterständen ausgestattet, auch werden vereinzelt
beschusssichere Kavernen für die Infanterie angelegt, wo das Terrain es
zulässt. Im Bereich des Stützpunktes Pale´ werden die
Haubitzen in betonierten halboffenen Stellungen eingestellt, der sonst
übliche einfache Splitterschutz gegen Schrapnell zum Schutze der
Mannschaft und der Munition wird durch kleine Betonkasematten ersetzt. Die Kavernen unterteilen sich in ihrer Nutzung
als Unterkunft für Offiziere und Mannschaften, Küchen, Nachschublager,
Verbandsplätze und Munitionskavernen. Die Kavernentechnik ist nicht unbekannt, bereits
gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also wesentlich früher, wird die
untere Straßensperre Civezzano
mit einer beschusssicheren 3-geschützigen Kavernenbatterie
ausgestattet. Die ersten , noch sehr primitiven Kavernen ohne
jegliche innere Verkleidung, zum Schutze der Infanterie befinden sich im
Stellungsbereich westlich des Soprasasso im Valle dei Laghi in der Nähe
von Terlago. Am Eingang einer sich erheblich verzweigenden
Infanteriestellung wurden zwei
untereinander verbundene kleine Kavernen mit geringer Felsüberdeckung
(kleiner 2-3m) in das Karstgestein getrieben, der Stellungsbereich wurde
vor 1910 gebaut und auch aufgegeben, da die Hauptverteidigungslinie im
Rahmen der feldmäßigen Befestigung des Soprasasso
auf diesen Berg zurückverlegt wurde. Nur waren dies isolierte Einzelfälle, die erste systematische Anlegung von ganzen Kavernenkomplexen kann aber mit spätestens Anfang 1911 für die Festung Trient sicher datiert werden. Dieses Datum tragen die Ausführungszeichnungen
,die Kostenvoranschläge und die Abnahmebestätigungen der beauftragten
Genieoffiziere, z. B. für die Stützpunkte auf dem Palon (Monte Bondone)
und dem Stützpunkt Pale´. Gegen Ende 1911/Anfang
1912 werden die Arbeiten dieser Frontbereiche im wesentlichen
abgeschlossen. Halten wir hier einen Moment an und fassen hier
kurz zusammen bevor wir auf die entscheidenden Entwicklungen des Jahres
1914 eingehen: Eine um die Festung Trient umlaufende
Verteidigungslinie wird festgelegt und in Verteidigungsabschnitte
unterteilt. Der Bau von Armierungsstrassen und guten
Zuwegungen zu den Stellungen wird forciert. Bei den alten Werken und Batterien der Festung Trient verbleibt alles beim alten, lediglich das Geschützmaterial wird teilweise gegen Moderneres (aber trotzdem Veraltetes ) ausgetauscht, neue Drahthindernisse werden beantragt, der infanteristische Nahschutz der Werke verbessert. Das Jahr 1914 und die Festung Trient
Am 28.Juni 1914 erfolgt das Attentat von Sarajewo auf den österreichischen Thronfolger. Einen Monat später, am 28. J Die Ereignisse folgen Schlag auf Schlag: Am 1.August erfolgt die Kriegserklärung des deutschen Reiches an Russland, am 2.August an Luxemburg, am 3.August an Frankreich, am 4.August an Belgien. Am 6. August erfolgt die Kriegserklärung der K.u.K.
- Monarchie an Russland. Der Krieg in Tirol beginnt
am 28.J Für die Festung gilt der Generalausrüstungsentwurf
von 1914. In der tabellarischen Anlage sind die neuen Stützpunkte Palon
und Pale ´ bereits aufgeführt und mit großer Überraschung, da sehr
unüblich, wird der Monte Celva als Werk Selva bezeichnet. Allerdings
ist dieses Werk noch nicht armiert (laut Liste), die Batterien stehen
noch in offenen Feldstellungen auf seinen beiden Gipfeln. Umarmierungen. Die alten Werke und Batterien werden zum größten
Teil entwaffnet, und das Geschützmaterial in bereits vorbereitete
Feldstellungen verbracht, entweder in der Nähe der alten Anlagen oder
als Verstärkung der Frontabschnitte um die Festung Trient. 1914 werden alle diese Werke und Batterien als
nicht mehr beschusssicher eingestuft. Die Gliederung der Frontabschnitte wird
reorganisiert. Auf der Artilleriekarte der
Artilleriestabsabteilung von Trient ist der Festungsgürtel bereits in 7
Sektionen eingeteilt, der Bereich innerhalb des Gürtels ist die Sektion
Nr.8 mit der Stadt Trient und ihren unmittelbaren umliegenden Gemeinden. Insgesamt werden aus der reichhaltigen
Artilleriereserve in den Verteidigungssektionen 231 Geschütze und 73 MG
in Stellung gebracht begleitet von festen und mobilen
Scheinwerferbatterien. (Anmerkung: Die Artilleriekarte ist ein
Fragment, es fehlt der gesamte östliche Teil mit den Werken Tenna und
Colle belle Bene, sowie Batterie Cimirlo und bereits auf dem Vigolana -
Massiv in Stellung gebrachten Batterien, erkennbar an ihren
Schusspfeilen in Richtung Etschtal. Die ausgelagerten Bewaffnungen der Werke
Tenna und Colle delle Bene auf den Sommo-Rücken, Tenna-Rücken,
Semperspitz und Panarotta- Massiv sind nicht mit eingerechnet, da diese außerhalb
des eigentlichen Verteidigungsgürtels der Festung Trient liegen. Die Bewaffnung der Batterie Cimirlo und
andere in diesem Bereich liegende Batterien waren aber bekannt und können
somit einbezogen werden. Somit handelt es sich bei den obigen
Zahlen um gesicherte Minimalangaben. In
der Karte werden die Panzerhaubitzkuppeln nicht erwähnt. Innerhalb der
Festung befanden sich 6 Panzerkuppeln (2 Stück 15cm/M99 des Werkes
Romagnano und 4 Stück des Werkes Mattarello- 2 x 15cm/M99 und 2 x
8cm/M94 ). Die
alte Gruson-Panzerkuppel des Werkes San Rocco war wertlos, lediglich die
12 cm Minimalschartenkanonen wurden demontiert. Die
4 Stück 10cm/M5 Panzerkuppeln sind sich auf den Werken Tenna und Colle
delle Bene montiert. Diese
Kuppeln von Mattarello und Romagnano befinden sich bereits in der Phase
der Demontage/Umarmierung und sind deswegen nicht einsatzbereit. Die
Umarmierungslisten geben aber bereits Auskunft über ihre zukünftigen
Standorte: 2
Stück 15cm/M99 für die neue Anlage auf dem Monte Kalis (Monte Calisio) 2
Stück 15cm/M99 nahe des Hauptwerkes Mattarello ( Batterie Zampetta) und
vermutlich 2 Stück 8cm/M94, vorgesehen für „mobile Verwendung“
werden auf dem unteren Gipfel des Werkes Selva montiert. Die
Verteidigungslinien besitzen bereits ein umlaufendes und dichtes
Drahthindernis. Was man 1909 noch nicht für notwendig hielt, wird jetzt
konsequent gebaut. Und
wie reagiert Conrad von Hötzendorf? Er
wollte nie diese Festung, aber was ab August 1914 passiert, ist
lediglich das Vorspiel des entscheidenden Jahres 1915. Bisher
habe ich keine Aufzeichnungen bezüglich der Reaktionen von Conrad
finden oder in Erfahrung bringen können. Meine
Gedanken gehen in folgende Richtung: Conrad
hatte sein Ziel erreicht, die Hochflächenwerke waren einsatzbereit,
sein evt. Aufmarschgebiet gegen Italien gesichert. Getreu
den Anweisungen ab dem Jahre 1909 konnten die bisherigen Stellungen mit
den vorhandenen Mitteln
erstellt werden. Die
Armierung und Ausrüstung der Festung Trient hatte aber auch
andere Gründe: Von
Anbeginn des Krieges verschlechtern sich die Beziehungen mit Italien.
Schon der Generalausrüstungsentwurf des Jahres 1914 trägt den zusätzlichen
Stempel : Kriegsfall „I“ = Italien! Mit
der Aufrüstung der Festung Trient wollte man auch ein politisches
Signal setzen ? Modernisierte
man die alte Festung Trient, wurde eine eventuelle Offensive des Gegners
durch das Etschtal in Richtung Brennerpass zu einem nicht kalk Unterstützt
wird dieser Gedankengang durch die Tatsache, das die neue vorgelagerte
Etschtalsperre und Frontlinie zwar in der Planung abgeschlossen war, die
Bauvorhaben aber außer dem Werk Valmorbia im Vallarsa-Tal noch nicht
begonnen waren. Fakt
ist, die Festung Trient wurde ausgerüstet und brachte seine Geschütze
in Stellung. Am
9.Oktober 1914 kommt es mit
dem Befehl Res.Nr.2731 und seinen kurz darauf nachfolgenden Ausführungsbestimmungen
zum wichtigsten Ereignis für die Festung Trient. Zwischen
den Zeilen liest man deutlich, das die verantwortlichen Militärs
aufgrund der Frontereignisse eines begriffen hatten: Gegen
die moderne Artillerie, bestehend aus weittragenden Geschützen und
Haubitzen, sowie gegen schwere Mörser schützten die bisher gebauten feldmäßigen
Stellungen und Befestigungen
nicht. Die
auf diesem Befehl beruhende und ausgearbeitete Instruktion lässt die
Festung Trient unter dem Felsen der umliegenden Berge und Bergmassive
verschwinden, die Festung gräbt sich bombensicher ein , wird enorm
ausgebaut und wird innerhalb eines Jahres zu einer der mächtigsten
Festungsplätze Europas. Die
Festung Trient des Jahres 1915 Was
im Jahre 1915 bis zum Januar 1916 geschaffen wurde, lässt sich mit
Worten kaum beschreiben. Die
Verteidigungsfähigkeit dieses Festungsplatzes lässt sich nur erkennen,
wenn man seine bis heute intakten
oberirdischen aus Beton oder Stahlbeton gebauten Stellungen besucht, in
seinen fast vollständig erhaltenen unterirdischen Anlagen mit seinen
Verbindungsgalerien, Lagern, Kavernenbatterien und
Panzerhaubitzbatterien umhergeht und erkennt welche Feuerkraft dort
installiert war oder installiert werden konnte. Man
vergegenwärtige sich dabei, das der damalige Krieg im Wesentlichen
durch die Feuerkraft der Artillerie und den Einsatz der Infanterie als
die entscheidenden Elemente der Kriegführung bestimmt war. Der
Kreis meiner Gedanken beginnt sich zu schließen, zurückkommend auf dem
am Beginn genannten Februar 1915 rattern jetzt die Presslufthämmer in
ununterbrochenen Arbeitsschichten. Die
Festung verschwindet im Felsen, circa 280 Kavernen werden aus dem Felsen
gesprengt und gebohrt, zum großen Teil innen isoliert und mit Beton
verkleidet, Schützengräben angelegt, große Teile der Bevölkerung im
(gut) bezahlten Arbeitseinsatz und auch Soldaten
der K.u.K. Armee führen Schanzarbeiten
durch, schleppen tonnenweise Zement, Sand, Schalholz und Stahl-
Rundstahl und Stahlträger jeder Art. Es entstehen enorme und tief
angelegte Stacheldrahthindernisse in allen Frontbereichen. Man
nennt diese Anlagen „feldmäßige Befestigungen“. War
ist, das diese entstehenden Befestigungen
tief im Felsen die Widerstandsfähigkeit gegen feindlichen
Beschuss und die Feuerkraft selbst der modernen Werke auf der Hochfläche
weit übertrafen. Die
damals gemachten Fehler bei der Konstruktion der oberirdischen
Betonwerke werden bei den neuen Anlagen vermieden. Von
oben sieht man diese neuen Stellungen kaum, sie sind sehr gut getarnt,
bieten kleine bis kleinste Ziele,
die Kuppeln der Panzerhaubitzen sind nicht mehr dicht beieinander
angeordnet. Ihre Vorpanzerungen wesentlich tiefer und stärker, der
vorgelagerte Felsen hat horizontal eine Ausdehnung von 60 bis 200 Metern
in Feindrichtung und kann auch von der schwersten bekannten Artillerie
nicht durchschossen werden, selbst moderne und großkalibrige
Flachbahngeschütze der Marineartillerie haben hier keine Chance. Verstärkt
sind diese unterirdischen Panzerwerke durch integrierte
Kavernenbatterien mit Geschützen und MG, umgeben von einem tief
gestaffelten Verteidigungssystem von Infanteriestellungen, Schützengraben-
selbst die teilweise ausbetoniert- und mit Unterständen versehen,
unterirdischen Infanterieanlagen, Betonkasematten und betonierte
Stellungen der Feldartillerie. Hunderte
von Kilometern Stacheldraht werden im Vorfeld verlegt. Nach der
Fertigstellung des neuen Verteidigungsgürtels beginnt man diesen
konsequent zu verbessern und zu erweitern. Nach
und nach verschwinden die strategisch wichtigen Batterien der Artillerie
in bombensicheren Kavernen.......... Am
23. Mai 1915 erfolgt die italienische Kriegserklärung, die Werke auf
der Hochfläche kommen unter schwersten Dauerbeschuss.... In
Tirol gibt es kaum reguläre Truppeneinheiten der K.u.K. Die
Landesverteidigung kann sich nur auf die Festungsbesatzungen und das
letzte Aufgebot stützen: Werden
die Werke auf der Hochfläche dem feindlichen Angriff standhalten? Der
Ausbau der Festung Trient geht in einem geradezu frenetischem Rhythmus
weiter. Die
Front im Etschtal bleibt überraschenderweise ruhig, keine
ernstzunehmende Offensivtätigkeit des italienischen Gegners. Die
lokal begrenzten Angriffe in diesem Bereich können gestoppt werden. Die
sorgenvollen Blicke aber wandern immer wieder zur Hochfläche, die
Gebiete um Lavarone (Lafraun) und Folgaria (Vielgereuth)
sind der Brennpunkt des Kriegsgeschehens in diesem Abschnitt und
von Trient nur ca. 30 Kilometer entfernt. Die
an der Ostseite Trients gelegenen Berge und Bergmassive (Chegul und
Marzola) werden vom Genie von Trient zu durchgehenden Gebirgsstellungen
ausgebaut. Im
Nordosten werden gegen eine mögliche Umgehung seitens des Feindes bei
einem eventuellen Durchbruch auf der Hochebene die unterirdische
Panzerbatterie Busa Granda gebaut, das Massiv des Panarotta, der
Semperspitz befestigt. Der
Einwand, das der Beton der Geschützbrunnen für die Panzerhaubitzen
noch nicht den gewünschten Härtegrad besitzt (Werk Selva), also noch
zu frisch ist, findet keine Berücksichtigung. Feindliche
Bedrohung ? Die
Front war ca. 30 Km entfernt, aber man rechnete mit einer feindlichen
Bedrohung der neuen Befestigungsanlagen im Nordosten der Festung Trient. Ein
Indiz, das man den feindlichen Durchbruch der Front bei den Hochflächenwerken
für möglich hielt, den Verlust der Hochfläche der 7 Gemeinden einkalk Dem
Spruch über dem Eingang des Werkes Gschwendt: „Für Trient reiche
ich“ traute man doch nicht völlig. Die
Gegend im Nordosten Trients bei Pergine und Civezzano gleicht im
gleichen Zeitraum einem Heerlager von Arbeitskräften, der gesamte Rücken
des Monte Calisio ist eine militärische Baustelle, gegenüber diesem Rücken
und nur getrennt durch das schmale Fersina-Tal entsteht das
unterirdische Werk Selva (Monte Celva) auf dem gleichnamigen Berg, sowie
unterhalb seines Hauptgipfels im Bereich Celvet eine weitere schwer
befestigte Kampflinie, bestückt mit unterirdischen Infanteriestützpunkten,
Beton- und Kavernenbatterien der Artillerie. Alle
umliegenden Hügel und kleine bis kleinste Täler werden besetzt und mit
Verteidigungsstellungen und Stützpunkten versehen. Die
Lage der Landesverteidigung ist ernst, die weit überlegende
italienische Armee greift überall an. Auch
im Bereich des Abschnittes Riva am nördlichen Gardasee gibt die Lage
Anlass zur Besorgnis. Zwar
hatte man die Front von vornherein zurückgenommen und verkürzt,
Ala-Avio aufgegeben und sich in neue Stellungen in etwa der Linie des
Val-Loppio folgend zurückgezogen, doch der Druck des italienischen
Gegners nahm zu. Der
bereits 1907 angelegte Artilleriestützpunkt auf dem Castellar
della Grua wird erheblich ausgebaut und mit Kavernenanlagen und
betonierten schusssicheren Batterien versehen. Die Anzahl der Geschützstellungen
erheblich erhöht. Der
südlich davon gelegene Berg Soprasasso wird ebenfalls festungsartig
ausgebaut, auch hier entstehen Kavernenbatterien und zusätzliche
Artilleriestellungen in Beton und Stahlbeton, unterirdische
Infanterieanlagen und ein tief gestaffeltes Schützengrabensystem. Die
nördlich und oberhalb von Castellar della Grua gelegenen
Verteidigungsschwerpunkte bei Candriai werden durch unterirdische
Verteidigungssysteme der Infanterie verstärkt. Die
neue Technologie des Stahlbetons ist bereits der Baustandard für die
Festung Trient. Unter
diesen Bedingungen spielten Geld und der Verbrauch von Unmengen an
Material jetzt keine Rolle mehr, die Festung Trient soll zur
Auffangstellung werden in kürzestmöglicher Zeit und unter
Einsatz aller verfügbaren Kräfte. Das
Jahr 1915 ist ein sehr kritisches Jahr für die Landesverteidigung, doch
kann die Front dank der Hartnäckigkeit und erfolgreichen Taktik der
Verteidiger und der strategischen Fehler seitens des Angreifers und
seiner letztendlichen Unentschlossenheit zu schnellen und kraftvollen Vorstößen
gehalten werden, wenn gleich auch unter erheblichen Verlusten. Dennoch
baut man die Festung Trient unbeirrt weiter aus. Am
Ende des Jahres 1915 verfügt die Festung Trient über ausgebaute
Stellungen für ca. 400 bis 420 Geschütze und somit über eine enorme
Feuerkraft und Verteidigungsfähigkeit. Sie
hat sich bombensicher
eingegraben und ist im harten und schützenden Felsen seiner umliegenden
Berge und Bergmassive verschwunden. Die
größte seiner unterirdischen Befestigungsanlagen, die
Panzerhaubitzbatterie auf dem Monte Calisio zusammen mit seinen
Kavernenbatterien wird im Januar 1916 als feuerbereit gemeldet. Nachwort Die
neue Festung Trient verschoss nie eine Granate, gab nie einen
Gewehrschuss ab. Der
Frontverlauf stabilisierte sich größtenteils in den Ausgangsstellungen
der kriegführenden Parteien und der Gegner kam nie in ihre Nähe, eine
feindliche Offensive durch das Etschtal fand nicht statt. Die
Werke auf der Hochfläche und im Bereich Riva hielten stand. Bereits
im Jahr 1916 wird die Festung daraufhin entwaffnet, das Kriegsmaterial
an die Front verbracht. Conrad
von Hötzendorf bereitete seine Offensive auf der Hochfläche der 7
Gemeinden vor. Auch
oder vielleicht gerade deswegen ist sie heute eine vergessene Festung,
die einzigen Schäden trug sie nach dem Kriege davon, als ihre Anlagen
zur Gewinnung von Baustahl, Stahlblechen, Stahlträgern und
Korkisoliermaterial durch Eisensammler (Recupperanti) und von der
einheimischen Bevölkerung geplündert wurden. Im
2 . Weltkrieg dienen Teile ihrer unterirdischen Anlagen als
Luftschutzbunker und Munitions- und Nachschubmagazine der italienischen
und deutschen Wehrmacht. Ihre
oberirdischen Anlagen zusammen mit den Kavernen werden von der Flak
genutzt (Monte Calisio, Monte Bondone, Castellar della Grua Soprasasso,
Monte Celva) und so mancher alliierter Bomber und Jagdbomber wird über
Trient abgeschossen. Zu
gut geschützt sind die Flak- und Scheinwerferbatterien, die in die
tiefen noch immer bombensicheren Kavernen zurückgezogen werden können. Noch
heute findet man kleine Trümmerteile dieser Flugzeuge, wenn im Sommer
die Skipisten auf dem Monte Bondone instand gesetzt
und neu geebnet werden. Der
ehemalige K.u.K.- Artillerieschiessplatz auf der Hochebene Viote im
Bondone Massiv unterhalb des Stützpunktes Palon gelegen, diente der
italienischen Armee vor, während und nach dem 2.Weltkrieg als
Schiessplatz. Die
Kavernenanlagen des Palon werden bis Ende der 80-iger Jahre von der Nato
genutzt, der Gipfel des Palon ist ein wichtiger Kommunikationsstützpunkt
des westlichen Verteidigungsbündnis. Bis
heute sind diese Kavernenanlagen und unterirdischen Galerien zum großen
Teil trocken. Das
Werk Celva und der Bereich
Celvet (als Beispiele) sind größtenteils
intakt und beeindruckende Zeugnisse der damaligen Festungs- und
Ausrüstungsarbeiten des Genies von Trient, leicht vom interessierten
Wanderer erreichbar. Auch
die alten Werke und Batterien der Zeit bis 1904 sind zum großen Teile
erhalten, nicht nur unter militärhistorischer
sondern auch unter architektonischer Betrachtung handelt es sich
um beeindruckende Bauwerke, ausnahmslos in präzise behauenen Naturstein
gebaut. Heute
werden diese Festungsanlagen wieder freigelegt, teilweise restauriert,
die alten Armierungsstrassen gesäubert und als Wanderwege und Strassen
der Feuerwehr im Falle von Waldbränden genutzt .Fast 80 % des heutigen Straßennetzes
um und in Trient basiert auf den Trassen der ehemaligen K.u.K.-Armierungsstrassen. Der
Berg Soprasasso ist heute eines der vielen Naturparadiese um Trient. Hier
wurden beispielhaft Teile der alten unter- und oberirdischen K.u.K.-
Befestigungen in die Rundwanderwege integriert, Kavernenbatterien,
Betonkasematten und Stellungen der Artillerie
sowie die unterirdischen Infanterieanlagen gesäubert
und zugänglich gemacht. Man
erinnert sich wieder an die Geschichte einer vergessenen Festung, die
ein wichtiger Teil der Geschichte der Stadt Trient zu Beginn des
20.Jahrhunderts war. Persönliche
Anmerkung Ich
habe diese kleine Abhandlung bewusst Gedanken zur Geschichte der Festung
Trient betitelt. Ich
bin kein Militärhistoriker und masse mir deshalb auch nicht an, den
Werdegang dieser Festung unbedingt richtig beschrieben zu haben, glaube
aber, die Auswertungen des umfangreichen Materiales wenigstens teilweise
richtig zu interpretieren und einen generellen Überblick zur
Entwicklungsgeschichte der Festung beitragen zu können. Ich
bin Dipl.-Ing. Maschinenbau und arbeite seit sehr langer Zeit in der
Bauindustrie (Hoch- und Tiefbau, sowie Fassadenbau) mit guten
Kenntnissen des Vermessungswesen. Von
daher kann ich die Befestigungen bezüglich ihrer Bautechnik und der
damit verbundenen Widerstandsfähigkeit
sowie des damit einhergehenden strategischen Wertes sehr gut
beurteilen. Die
ab 1914 entstandene Festung Trient kann ich
in Stärke, Ausrüstung und Größe nicht nur durch
fragmentarische Dokumente beweisen, sondern durch jahrelange persönliche
Erkundungen und einer entsprechenden Fotodokumentation. Die
endgültige Größe und Stärke dieses Festungsplatzes ist bis heute
nicht bekannt. Da
es nie eine komplette geschichtliche Aufnahme bzw. Aufarbeitung dieses
Festungsplatzes gegeben hat, bin ich aus heutiger Sicht allerdings davon
überzeugt, das die Fachleute die militärische Größe und Schlagkraft
der Festung Trient bei weitem unterschätzen und somit auch ihre militärische
und politische Bedeutung betreffs
der Ereignisse des Zeitraumes von 1914 bis 1916. Dies muss in ein
anderes und gerechteres
Licht gesetzt werden, bzw. völlig neu interpretiert werden. Die
Festung Trient war im Jahre 1915 einer der größten und schlagkräftigsten
Verteidigungsplätze, sie war der größte
und modernste Festungsplatz der Südfront und gleichzeitig
logistisches Zentrum der Tiroler Landesverteidigung bis zum Kriegsende
am 4.11. 1918. Ausblick In
den nachfolgenden Kapiteln werden wir (das bin ich und mein Freund Uli Mößlang)
das bisherige vorhandene dokumentarische Material
neu ordnen und mit Beschreibungen,
die dem heutigen Stand der Feldforschung wiedergeben, vorstellen. Die
Überarbeitung des Materiales wird aufgrund der neuen Erkenntnisse
notwendig , auch verlangt die Menge des Materiales eine feinere
geschichtliche Unterteilung. |
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