Die Festung Trient Die 1.Umarmierung der Festung Trient im Jahre 1909
1. Weltkrieg 1914-1918 Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist
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Durch die Umrüstung der KuK Feldartillerie auf modernere Geschütze im Jahre 1909 wurde das ältere Feldkanonenmaterial des Typs 9cm/M75 frei und in die Artilleriereserve abgegeben. Dadurch konnte auch die Festungsartillerie der Festung Trient auf modernere ,wenngleich nach wie vor ältere ,Typen umgerüstet werden. Zum Austausch kamen hauptsächlich die Geschütze M61 (oder M63) sowie die 8cm/M75 Feldkanone. Diese Baureihen wurden als Artilleriereserve in das Festungsartillerie-Arsenal eingelagert. Die Einführung der 9cm/M75 bzw. 9cm/M75/96 führte zu einer weitgehenden Standardisierung des verfügbaren mobilen Geschützmateriales der Festungsartillerie, doch wurden sie auch in Kasematten (z.B. die Version M4) eingebaut. Noch im Herbst 1914 waren ein Drittel der in der Festung in Stellung gebrachten Geschütze des Typs 9cm/M75 in verschiedenen Versionen. Das Geschütz war von den Abmessungen her geeignet für Kasematten- oder Kavernenstellungen (1915), selbst wenn es auf der normalen Feldlafette montiert war. In offenen oder gedeckten Feldstellungen wurde es auf der hohen Feldlafette montiert. Bis auf die Version M04 hatte die Kanone keine Rohrrücklauflafette mit Bremse , beim Abschuss der Granate lief das gesamte Geschütz zurück. In den Feldstellungen wurde es daher auf Rampen in Stellung gebracht, die durch ihr Gefälle dafür sorgten, das die Kanone nach dem Rücklauf von alleine in ihre Ursprungsstellung zurücklief. In ebenen Stellungen wie zum Beispiel in Kasematten oder Kavernen baute man unterhalb der Lafette einen Bremszylinder an ,der einerseits mit dem Sporn und andererseits vorne mit einem Erdanker oder einem im Boden senkrecht eingelassenen Betoneisen verbunden war . Dadurch wurde die Kanone im Rücklauf durch den maximalen Hub des Bremszylinders begrenzt. Das Feldgeschütz hatte einen seitlichen gasdichten Keilverschluss. Seine maximale Schussweite betrug 6400m , ausreichend für die auf Verteidigung ausgelegten Stellungen der Festung Trient. Dadurch konnten Bereitstellungsräume und Angriffsstellungen der angreifenden Feindinfanterie bereits frühzeitig mit Granat- oder Schrapnellfeuer belegt werden. Seine Schusskadenz war völlig ausreichend, um aus den Kasematten oder Kavernenstellungen die eigenen Verteidigungslinien wirksam zu schützen.
Die unter dem schützenden Felsen verschwundene Festung Trient musste sich lediglich gegen die angreifende Infanterie verteidigen, gegen die Wirkung des angriffsvorbereitenden Feuers auch der schweren Belagerungsartillerie war sie durch ihre unterirdischen Kavernenbatterien und Artilleriestützpunkte mehr als ausreichend geschützt, im wahrsten Sinne des Wortes : bombensicher ! Die große Anzahl vorbereiter Ersatzstellungen der mobilen Feldartillerie innerhalb des Festungsgürtels machten eine wirksame Bekämpfung der Batterien sehr schwierig. Die 9cm/M75 Feldkanone war leicht und sehr beweglich und konnte damit schnell ihre Schussposition wechseln. Der zusätzliche Vorteil einer mobilen Festungsartillerie ist, das sie aus vorher genau eingemessenen Stellungen schießt, die „Festungs-Ari“ hatte dazu genaue Unterlagen in Form von Schusstabellen gültig für die jeweiligen Planquadrate.
Von daher gesehen, brauchte das Artilleriekommando der Festung Trient nicht zwingend notwendig modernstes Geschützmaterial; Typen , wie die 9cm/M75 , waren dafür ausreichend. Dies ist ein Aspekt, der vielfach in der Bewertung der Verteidigungsfähigkeit eines Festungsplatzes zur Zeit des 1.Weltkrieges nicht richtig bewertet und eingeschätzt wird. Eine gegen feindliche Artillerie , gleich welchen Kalibers , weitestgehend beschusssichere Festung konnte man in der damaligen Zeit nur einschließen und aushungern, sofern sie auch gegen Sturmangriffe der Infanterie ausreichend geschützt war. Diese Verhältnisse waren bei der Festung Trient im Jahre 1915 gegeben: die eigene Infanterie wartete bis zum letzten Moment in ihren beschusssicheren Kavernen, verfügte über großzügig ausgebaute und tiefgestaffelte Verteidigungslinien, zum Teil bestehend aus betonierten Schützengräben und verstärkt mit Betonkasematten für Mg´s und leichten Schnellfeuerkanonen. Die nachfolgenden Schriftstücke geben interessante Aufschlüsse über die durchgeführte Umarmierung im Zeitraum 1909 bis 1910. Zum besseren Verständnis habe ich diese Schriftstücke in die heutige Schriftform übertragen. Die damalige Kurrentschrift wird nicht mehr jedem geläufig sein. Dokument 1 befiehlt die auszuführenden Umarmierungen einiger Werke und Batterien der Festung Trient im Jahre 1909. Dokument 2 gibt Aufschluss über die bisherige und zukünftige Armierung mit der zur Verfügung stehenden mobilen Feldartillerie im Jahre 1910 und beschreibt die Lagerorte, Stellungen , Ersatzvorräte der genannten Kanonen und zuletzt die Munitionsausstattung des neuen 9cm Feldartilleriemateriales. Insgesamt werden in dieser Tabelle 237 Geschütze aufgeführt, dabei handelt es sich aber nicht um die bereits fest eingestellten Geschütze der Festungsanlagen, wie zum Beispiel die Minimalschartenkanonen. Diese müssen extra erfasst und hinzugezählt werden, will man auf die Gesamtzahl der Geschütze der Festung Trient des Jahres 1910 kommen.
Dokument 1Umarmierung VERSCHLUSS
Zufolge R.K.M. Erl. Abt.7 No 1604 vom 20/2 1909 ..............Präs.No 1175 vom 8/3 1909 Inspizierender Res. No.297/ Insp. Von 1909
I. Statt der 12 cm M61 Kanonen der Festungsausrüstung
a) der 6 Stück ohne Protzen in Batterie Cimirlo b) der 4 Stück ohne Protzen in unterer Batterie Mattarello c) der 8 Stück ohne Protzen in Batterie Candriai d) der 6 Stück mit Protzen im Werk Casara
Zusammen 24 Stück
II. Statt der 8cm M75 Feldkanonen der Festungsausrüstung
a) der 6 Stück in Tenna (mobile Reserve) b) der 4 Stück in Tonale c) der 2 Stück mit Protzen vom Doss di Trento d) der 4 Stück ohne Protzen der oberen Batterie Mattarello e) der 2 Stück ohne Protzen von Doss di Sponde f) der 2 Stück ohne Protzen der Batterie Martigniano g) der 2 Stück mit Protzen im Hauptwerk Civezzano h) der 4 Stück mit Protzen im Werk Romagnano (mobile Reserve) i) der 4 Stück mit Protzen für Civezzano (mobile Reserve) j) der 8 Stück mit Protzen für Trient ( mobile Reserve)
Zusammen 38 Stück
kommen 9cm M75/96 Feldgeschütze samt Protzen Reihenfolge der (?) : Tenna, Tonale, Trient Südfront, Trient Ostfront, Trient Nordfront, mobile Vorräte, Ersatzvorräte
Alle 9cm M75/96 (75) Feldgeschütze und 9cm M4 Kanonen erhalten.....?..... 9cmM75/96 a ......?....Schrapnells (a 200 Stück) und 9cm M93 a 0,44 Kg Sackpatronen für die Ausrüstung.
Ferner ad I. je 180 Granaten und 20 Kartätschen Ferner ad II.je 185 Grananten und 15 Kartätschen
Zusammen 400 Schuss pro Geschütz.
.........?........ Arbeiten der Umarmierung besorgt die Festungsartillerie.
Gruppierung des Geschützmateriales .................................?..................................
Übertragung von der Kurrentschrift : Volker Jeschkeit März 2005
Dokument 2
Gruppierung des 8 cm Feldgeschützmateriales :
......nicht lesbar...... 18 Stück von Trient werden bestimmt: 1)ad interim je 4 Stück für Monte Vazon, Stützpunkt Palon und Stützpunkt Pale´.....1) 2) später : 8 Stück für den Schiessplatz Bondone, restliche 20 Stück abzuschieben
6 Stück mobile Reserve Tenna werden bestimmt : 1) ad interim : 4 Stück für Busa Granda 2) 2) später : alle 6 Stück abzuschieben
4 Stück in Tonale werden bestimmt : durchgestrichen durchgestrichen , alle 4 Stück abzuschieben
Note 1) 16 Stück für mobile Verwendung in Trient 4 Stück für Stützpunkt Palon 4 Stück für Stützpunkt Pale´ Lagerort am Schiessplatz Bondone ( alle 12 Stück ) 4 Stück für Stützpunkt Vazon
Gruppierung des 9cm/M75/96 Feldgeschützmateriales:
Gegenwärtig für Sicherheitsarmierung 16
Stück Trient für Reserve, Bezirke 6 Stück für mob. Reserve, Bezirke 22 Stückfür Reserve, Bezirke 16 Stück für mob. Reserve, Trient 16 Stückzusammen : 38 Stück zusammen : 90 Stück
3. Spalte: Künftig : für Sicherheitsarmierung 52 Stück für mob. Reserve, Bezirke 22 Stück für mob. Reserve, Trient 28 Stück zusammen : 102 Stück
Tenna : ad interim mob. Reserve 6 Stück, künftig 10 Stück, wovon 4 Stück Busa Granda 2) Tonale : ad interim Sicherheitsarmierung 4 Stück, künftig Sicherheitsarmierung 4 Stück....restlicher Text durchgestrichen Gruppierung des 12cm M61 Materiales: Gegenwärtig : Sicherheitsarmierung 61 Stück, mobile Reserve 10 Stück Künftig: Sicherheitsarmierung 87 Stück, mobile Reserve 10 Stück, als Ersatzvorrat 20 Stück Rohre,5 hohe Batterie-Lafetten, 5 Festungs-Lafetten
von den 87 Stück : 16 Stück in hohen Batterie-Lafetten 17 Stück in Festungs-Lafetten 4 Stück in Depressions-Lafetten
von 10
Stück Ersatzvorrat : 16 Stück am Dos Trento
5 hohe Batterie-Lafetten : 4 Stück am Bondone 1 Stück am Dos Trento 5 Festungsgeschütz-Lafetten : 5 Stück am Dos Trento
Auf dem Schiessplatz Bondone ständig zu deponieren:
4 Stück 7cm/M75 der Festungsausrüstung 8 Stück 9cm/M75/96 „ (bestimmt für Palon und Pale´) 8 Stück 12cm/M61 „ (der Gruppe Pra del Poter) 2 Stück 15cm/M78 Mörser „ (gehören zur Sicherheitsarmierung Dos Trento) 4 Stück 15cm/N80 „ (gehören zur mobilen Geschützreserve von Trient)
ferner: 8 Stück 8cm/M75 als Schiessplatzgeschütze 4 Stück 12cm/M61 als Ersatzvorräte
Zuteilung von 68 Stück M75/96 Bedienungen ............. Festungskommando ....... Res. Nr.219/10 .....nicht lesbar... Res Nr. 783/10
Übertragung des Schriftstückes von der Kurrentschrift : Volker Jeschkeit, März 2005
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