Spizom Ost und West
Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist
+ zertifizierter Sport-Optiker

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

Volker Jeschkeit

 

Mit dem reparierten Auto diesen Sonntag gleich auf die Vigolana gefahren mit dem Ziel Malga Palazzo und Spizom.

Laut Karte von GM Steinhart gab es dort im Umfeld auf dem Spizom Stellungen der Gruppe Spizom (Spizom-West und Spizom Ost). Dieser Teil der FS Trient gehörte zur Verteidigungssektion Nr.1.

Ich erwartete mir kleinere Infanteriepositionen, aber weit gefehlt:

Alles mit Methode meine Herren: Die Straßen gab es also schaffte man schweres Bohrgerät  und jede Menge Sprengstoff herauf und baute erst einmal Kavernen, wie auf dem Vignale und Soga, deren Fotos ich ja schon gesendet habe.

Da auf dem Spizom ist derartig viel gebaut worden, das ich an einem Tag nur ca 50% der Stellungen des Spizom-West aufnehmen konnte. Für den Spizom-Ost und dem Rest des Spizom West brauche ich mindestens weitere 3 Tage, bevor ich mich dem Cornetto widmen kann, wo angeblich Erzherzog und Thronfolger Karl die Entwicklung der Frühjahrsoffensive verfolgte.

Wahrscheinlich deswegen baute man unter dem Cornetto auch ziemlich luxuriöse Kavernen.

Kurz gesagt: der Spizom West kontrolliert einen Passaufgang von der Rosbac-Straße auf die Vigolana. Der Weg beginnt im Ortsteil Compet im Tal und führt direkt ins Herz der Vigolana: zur Malga Palazzo ( ex-Villa des Conte Trapp) und etwas weiter zur Malga Imprech. Dort waren die Viehbestände des Conte untergebracht.

Man baute einen Kavernenstützpunkt mit durchgehenden Linien und MG-Positionen, insgesamt gibt es 2 Gräben mit zahlreichen Stellungen der Infanterie, hinter dem Gipfel des Spizom-West war ein Barackenlager..Ich habe nur den östlichen Teil des Westgipfels erkunden können, der westliche etwas vorgelagerte Teil fehlt noch, aber auch dort sind durchgehende Linien (Intervalle) erkennbar. Es gibt des weiteren eine durchgehende Linie als Anschluss zum größeren Ostgipfel, von dort aus entwickelt sich die Verteidigung bereits zum Cornetto mit Sicht auf die Hochfläche, Pasubio, Etschtal, Valsugana.

Die Geniedirektion Trient hat auch hier aus dem Vollen geschöpft, bei der Anlegung der Stellungen gab es keine Kompromisse. Die Gräben wurden breit und tief aus dem Felsen gesprengt, es gab eine große Küchenkaverne, eine Kommandokaverne und eine große Schutzkaverne nur unter dem kleinen östlichen Teil des Westgipels, der einen Durchmesser von weniger als 100m hat. Die Kavernen lagen übereinander, die betonierte Kommandokaverne ist die Höchste, und waren kompromisslos bombensicher. Die Kavernen wurden nach dem Kriege von Recuperanti teilweise gesprengt. Zwischen allen Kavernen und Zugängen gab es gute Verbindungsgräben. Außer den Nischen für die einzelnen Schützen gibt es gut plazierte MG-Stellungen.

Habe wie gesagt die Erkundung völlig unterschätzt, dort wurde sehr viel gebaut.

Bin aber gleichzeitig sehr zufrieden, da die bisherigen Teilergebnisse meine These zu 100% beweisen, das GM Steinhart im Jahr 1915 die Vigolana komplett besetzte, ausbaute und als Eckpfeiler der Verteidigung in die Sektionen Nr. I und II eingliederte. Strategisch gesehen war das ein richtiger und guter Schachzug, er legte die innere alte Gürtellinie weit vor in Richtung Süden und Osten und machte ein weit überlegenes und beherrschendes  Höhenmassiv voll verteidigungsfähig, blockierte damit den Abstieg von der Hochfläche (Fricca-Pass und Rosbac-Pass) und gleichzeitig das Etschtal weit sehr weit vor Mattarello und Romagnano( siehe Vignale und Soga auf der Vigolana). Er nahm damit dem Gegner die Chance sich Trient anzunähern, solange er die Vigolana halten konnte.

Das Halten dieses Massives bedeutete den Vormarsch des Gegners zu stoppen, deswegen baute er es auch so perfekt aus.

Die "neue" Festung Trient konnte nur mit der Vigolana überleben, der Mann war weitsichtig genug, das zu erkennen.

Das vorhandene Kartenmaterial ist veraltet, es zeigt in gar keinem Falle die geschaffene Realität. Der südliche und östliche Teil der Vigolana ist sturmfrei, die Felshänge gehen mehrere Hunderte von Metern senkrecht nach unten, die 2-3 schmalen und steilen Zugänge sind sehr leicht und mit wirklich wenig Truppen effektiv zu verteidigen. Die damalige Hauptarmierungsstraße unterhalb Besenello beginnend hat auch heute Steigungen zwischen 35 und 45%. Damals gingen allerdings mehrere Seilbahnen auf die Vigolana.Die Fundamente der Stützen gibt es noch im Wald.

Fotos folgen demnächst.

Gruss, VJ

 

Zur ersten Orientierung 2 Kartenausschnitte: Ausschnitt aus der Karte des GM Steinhart: Die Zahlen 1,2,3 bedeuten die überwachten Zugänge zum Vigolana. 1 und 2 sind schmale und steile Fusssteige, 3 ist die ehemalige Armierungsstraße von Folgaria kommend In gelb gehalten sind die ehemaligen Armierungsstraßen und Fahrwege auf der Vigolana, in grün die Armierungsstraßen im Bereich Spizom, der kleine rote Kreis bezeichnet die heute erkundeten Stellungen, mit der Ziffer 4 ist der Parkplatz bezeichnet. Ab da geht es nur zu Fuss weiter, eine gemütliche und sehr leichte Wanderung zum Spizom, die Höhenunterschiede sind sehr gering.

Die 2. Karte der SAT zeigt die Situation heute. Von P bei Besenello (Weg

431) müsste man ohne Sondergenehmigung der Gemeinde Besenello einen stundenlangen und sehr mühseligen Anmarsch bis zum P in der Lokalität 5 strade (5 Straßen) machen, mit dem Panda kommt aber problemlos bis dorthin. Um weiterfahren zu können benötigt man dann aber eine weitere Sondergenehmigung der Provinz, die ich aber nicht habe. Doch von dort aus braucht man eine halbe Stunde zu Fuss bis zum Spizom. In den blauen Kreisen die noch zu besuchenden Stellungen, in den roten Kreisen die erkundeten Bereiche.

In grün gehalten sind die Zugänge zum Vigolana, im Bereich Cornetto die bis heute existierende Armierungsstraße von Folgaria kommend. Die beiden anderen Zugänge sind sehr schmale, steile und schwierige Fußsteige.Anhand der dicht beeinander liegenden Höhenlinien erkennt man, das alle andere Bereiche so gut wie sturmfrei sind, eine Überwachung dieser Bereiche durch Feldwachen reichte vollständig aus. Teilweise sind dort senkrechte Felswände.

 

 

Scattate dalla Malga Palazzo.

Spizom est con la sua lunga cresta e Spizom ovest , due dossi dove passa in mezzo il sentiero Scaletta.

Spizom-ost mit seinem langen Rücken und di 2 Kuppen des Spizom-west, zwischen diesen beiden Kuppen verläuft der schmale Saumpfad Scaletta, den es zu sperren galt. Die Fotos wurden von der Malga Palazzo aus gemacht.

VJ

 

weiter

 

zurück zum Index des Festungsriegels Trient