Der östliche Verteidigungsabschnitt 
vom Monte Celva in Richtung Nord bis 
zum  Monte Calisio
Blockierung und Kontrolle des Val Sugana 
(Sugana Tal)


Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
      
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

 

 

Der östliche Verteidigungsabschnitt vom Monte Celva in Richtung 
Nord bis zum  Monte Calisio:
Blockierung und Kontrolle des Val Sugana (Sugana Tal)

 

Unterhalb der Festungsanlagen des Monte Celva beginnt dieser Abschnitt mit Kavernenanlagen in der Localität Celvet. Die Galerien waren Stellungen für Artillerie sowie Unterkünfte und Küchen. Von dort aus blickt man direkt auf die Stellungen Civezzano – untere Strassensperre, obere Strassensperre, Werk Civezzano, Höhe 593 und Dos Castion, der am Ende des östlichen Bergausläufers (Carbonaia)des Monte Calisio liegt.  

Das Sugana Tal wird an dieser Stelle sehr eng die Berghänge fallen senkrecht ab. Es ist  gerade noch der Platz für die Staatsstrasse, die Bahnlinie und dem Fluss Fersina.

An der engsten Stelle des Tales liegt auf der Talsohle die ehemalige Bahnstation Civezzano fast auf dem Niveau des Flussbettes des Fersina. Am Ausgang des Bahntunnels ist eine Gewehrgalerie, die in Naturstein gemauert wurde. An der Bahnstation verbindet eine Brücke diese mit den gedeckten Aufgängen zu der unteren Straßensperre Civezzano. Um gegen feindliches Feuer geschützt zu sein wurde hinter dieser Brücke ein Staudamm errichtet, der Fluss Fersina zu einem Wasserfall ausgebildet, unterhalb diesem ein nicht einsehbarer Übergang gebaut, der auf der anderen Seite des Flusses über eine Eisenleiter zum Eingang der höher gelegenen Kaverne führte, von der aus dann eine Galerie (jetzt verschüttet) zur unteren Straßensperre lief. Die Kaverne diente auch als Nachschublager.

Die untere Straßensperre selbst war durch eine gedeckte Poterne mit der oberen Straßensperre verbunden.

Interessant ist das nicht mehr sichtbare Detail zweier senkrechter runder kleiner Galerien .Der Abstieg geschah mit Eisenleitern, die in einer Tiefe von ca.5m in 2 kleine horizontale Galerien übergehen. Der Einstieg zu diesen Galerien lag vor den 3 Kanonenstellungen in Kavernen der unteren Straßensperre.

Diese Galerien dienten als Sprengkammern, um die Staatsstrasse Richtung Trient zerstören zu können und um letztendlich einen Angriff auf die untere Straßensperre zu erschweren.

Die Verteidigung der weiter oberhalb verlaufenden Provinzstrasse Civezzano-Cognola-Trient war die Aufgabe der oberen Straßensperre Civezzano .Beide Sperranlagen wurden durch das große Werk Civezzano geschützt das sich circa 400 m nordöstlich auf einem Plateau unterhalb der Höhe 593 befand Das Werk wurde 1914/15 gesprengt, da strategisch veraltet und als nicht ausreichend beschusssicher bewertet.

Der Schutz der Straßensperren und letztendlich die Kontrolle des Tal-Zuganges wurden der Kavernenbatterie Höhe 593 (Castel Vedro) anvertraut,  zusammen mit den Kavernenanlagen auf dem Dos Castion und den in Beton gebauten Stellungen der Infanterie unterhalb des Dos Castion ,wie zum Beispiel die Befestigung „Le Finestre“.

Hierbei handelte es sich um betonierte Schützengraben mit Gewehrschiessscharten, 3 unterirdischen Munitionskasematten für eine halb gedeckte Batterie (4 Kanonen) sowie eine ausbetonierte Kaverne für ein weiteres großes Geschütz. Letztere ist nicht mehr vorhanden, die Anlage wurde durch Bauarbeiten zerstört. Der Stellungsbereich „Le Finestre“ ist Privatbesitz und nicht zugänglich, die 3 Munitionskasematten dienen heute als Garage und Lager.

Der gesamte bisher beschriebene Bereich wurde durch großzügig ausgebaute gemauerte Schützengrabensysteme verbunden, deutlich sichtbar auch heute noch.

Zusätzlich wurden oberirdische Betonkasematten angelegt, die vermutlich MG-Stellungen waren.

Der Gipfel des Dos Castion wurde gleich dem Gipfel der Höhe 593-Castel Vedro durch seine Infanteriestellungen zur Rundumverteidigung befähigt, in Richtung Val Sugana findet man außerdem Reste einer Geschützstellung mit gedeckten Zugang zu der dahinterliegenden (eingestürzten) Munitionskasematte.

Unterhalb des Gipfels eine Anlage mit drei untereinander verbundenen tiefen Kavernen, diese dienten als Lager, Küche und Unterkunft.

 

Dem Weg 403b von Villamontagna weiter folgend geht es vorbei an einer weiteren Betonkasematte hoch auf den Osthang des Monte Calisio. Der Weg endet an der ehemaligen Strasse Civezzano –Richtung Monte Vacino (Trient), die am Nordosthang des Monte Calisio (weiter oberhalb im Bereich des Passes) vom Werk Casara blockiert und kontrolliert wurde. Es ist der heutige Weg 403,der im Bereich des Rifugio Campel in den Weg 421 übergeht (Militärstrasse Carbonaia, die das Werk Casara mit der unterirdischen Festungsanlage auf dem Gipfel des Calisio verband).

Gleich hinter der Gabelung 403b mit 403 aufwärts Richtung Werk Casara sind die Überreste einer großen und befestigten Infanterieanlage zu finden, welche diesen Bereich und den Nordhang des Calisio kontrollierte.

(Das oberirdische Werk Casara selbst wurde vor dem Kriegsbeginn gesprengt, und seine Batterien in unterirdische Kavernenstellungen mit zusätzlicher Betonüberdeckung am gleichen Ort verlegt (3 Batterien mit 2 Geschützen Kaliber 12cm). Andere Quellen geben zudem Auskunft über den Bau einer drehbaren Panzerkuppel mit einer Haubitze Kaliber 10cm, jedoch ist diese Aussage nicht wahr. Wenn überhaupt, handelte es sich um eine Beobachtungskuppel, aber aus den bisherigen Dokumenten kann bisher auch dies nicht bestätigt werden. Die Geschützstellungen sind teilweise auch heute noch sichtbar, die Eingänge zu dem Kavernen allerdings vermauert.

Nur wenige hundert Meter weitergehend erreicht man den Vorplatz zum Rifugio Campel, kurz davor sind rechts und links Kavernenanlagen in den Fels gehauen. Die Anlagen haben exakt den gleichen Baustil wie die weiter unten liegenden auf dem Dos Castion, und auch die gleichen Abmessungen. Auch bei diesen Anlagen handelte es sich um Lager und Unterkünfte. Lediglich eine offene tiefe Kaverne könnte  als Stellung für eine Kanone gedient haben. Es ist jedoch nachweisbar (siehe Artilleriekarte der Artilleriestabsabteilung der Festung Trient), das im unmittelbaren Bereich eine mehrgeschützige Batterie in Stellung lag.

Ab dem Rifugio Campel betritt man bereits den „inneren“ Befestigungsbereich des Monte Calisio, bestehend aus mehreren Verteidigungsgürteln rund um die 2 Gipfel (Höhe 1030 und Höhe 1096 ).Im Nordostbereich des Festungsplatzes Trient war dieser Berg die am schwersten ausgebaute unterirdische feldmäßige Befestigung, bestehend aus einer Panzerhaubitzbatterie mit 2 drehbaren Panzerkuppeln mit Haubitzen Kaliber 15cm/M99 (vom desarmierten Werk Romagnano) und großen und sehr langen Galerien ,die die Kavernenstellungen der Artillerie untereinander verbanden.(8 Stellungen weit reichender Geschütze, sowie weitere kleine Kavernen für Batterien kleinerer Kaliber). Umfangreich sind auch die Gipfelstellungen selbst mit Betonsockeln für Scheinwerfer und/oder Flugabwehr- MG´s, sowie Reste von Betonkasematten und Unterstände für Stellungen leichter Feldartillerie.

 

Dem gesamtem östlichen Verteidigungsbereich (Sektion IV und Sektion III) wurde große Aufmerksamkeit und Sorgfalt gewidmet. Diese Bereiche waren weitaus schwerer befestigt und bewaffnet als der westliche Abschnitt (Monte Bondone ecc.).

Man muss sich auch darüber im Klaren sein, das diese gesamten beschriebenen Gebiete für die Zivilbevölkerung gesperrt waren, der Zugang war nur durch einen speziellen Ausweis möglich, es gab eine Unzahl von Stacheldrahthindernissen mit einer Bautiefe von 6-8m ,teilweise bis zu 12 m, die gesamten Berge waren kahl und abgeholzt, es gab seitens der Militärverwaltung Bau-Verbote, allerorten wurde rundum für freies und einsehbares Schussfeld gesorgt.

Alle Strassen und Zugänge wurden durch mehrfache Straßensperren unterbrochen und kontrolliert, wo erforderlich wurde die Zivilbevölkerung evakuiert.

 

 

 

Der hier beschriebene kleine Teilabschnitt lässt bereits erkennen ,welche Verteidigungsfähigkeit und Feuerkraft dieser besass, dieser Abschnitt hat eine Luftlinie vom Monte Calisio bis zum Monte Celva von ca.5-6 km, an dem jeweiligen Ende befinden sich starke Verteidigungsstellungen auf strategisch hervorragend gewählten Höhenstellungen.

 

Trient .- Villamontagna  07.12.03  
Volker Jeschkeit  

 

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