" Werk Sebastiano " Kriegstagebuch des Werkskommandanten " Werk Cherle " Entnommen aus dem Roman Die Uhrheberrechte bei den Seiten liegen bei Albin Kühnel und sind auszugsweise auch in abgeänderter Form, auf Papier oder Datenträgen verboten.
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Das k.u.k. Panzerwerk Sebastiano (Cherle)
Baugeschichte Das
k.u.k. Panzerwerk „Sebastiano“ erhebt sich auf einer 1.445 m hohen,
südlich der Fraktion Sebastiano im Gemeindegebiet von Folgaria
gelegenen und „Prima Costa“ bezeichneten Anhöhe. Die
Planung des Werkes lag in den Händen des Hauptmanns im Geniestab Eugen
von Luschinsky, dem auch zunächst die Bauleitung oblag. Später übernahm
Hauptmann Karl von Barta die Bauleitung. Ursprünglich sollte das
Panzerwerk den Namen „Cherle“ tragen. Im amtlichen Schriftverkehr,
der naturgemäß Verschlusssache, also geheim war, trug es den Kürzel
„T. Ch.“. Wegen der Gefahr einer Namensverwechslung mit dem Werk
„Verle“ wurde es am 01. Januar 1914 in „Werk Sebastiano“
umbenannt. Aus einem im Staatsarchiv in Trient aufliegenden „Instruierenden Bericht zum generellen Projekt des Werkes CHERLE“ der mit der Planung des Werkes befassten k.u.k. Geniedirektion in Trient vom Januar 1909 Nr. 114 geht hervor, dass zwei Varianten der Ausführung (Variante A/C bzw. Variante A/D) zur Auswahl standen. Wegen der grundsätzlichen Ausführungen über die beim Bau eines Panzerwerkes zu beachtenden Kriterien und der eingehend erfolgten Abwägung der Gründe, die schließlich zur Entscheidung für die Variante A/D führten, wird dieser Bericht hier vollständig wiedergegeben.
Veranlassung
und Grundlagen Mit
R.K.M.-Erlaß (Reichskriegsministerium)
Präs.-Nr. 6568/08 wurde die Ausarbeitung des Projekts angeordnet und
gleichzeitig Weisung für die allgemeine Anlageart des Werkes erteilt.
Weitere Grundlagen für den Entwurf des Werkes, welche aus den Kampfverhältnissen
hervorgehen, sind in der „Studie über die Kampfverhältnisse der
Sperre FOLGARIA“ enthalten. Aufgabe Die
Aufgabe des Werkes im weiteren Sinne ist: Im
Verband mit den Nachbarwerken die Hochplateaus von LAVARONE und FOLGARIA
als Sammelräume zu sichern und bei Offensivoperationen mitzuwirken. Aus
den örtlichen Verhältnissen ergeben sich daher die Aufgaben im engeren
Sinne: a)
Sperrung der Wege Passo della VENA-Osteria FIORENTINI-V.
ORSARA-S.SEBASTIANO und der Straßenknoten bei CARBONARE. b)
Beherrschung des Intervalls vom oberen Rand der südlichen
Talwand des ASTICO bis zum PLAUT (dies im Verein mit Werk SOMMO). c) Bekämpfung der Gegenpositionen. Armierung Zufolge
des eingangs angeführten Erlasses sind als Armierung des Werkes
festgesetzt: 4 Stück 10 cm-Turmhaubitzen,
Besatzung Zufolge
14. K.K.V.Präs.4801/08 ist die Infanteriebesatzung für
fortifikatorische Objekte, welche als Hauptwerke einer
Befestigungsgruppe zu betrachten sind, in der Stärke eines Zuges
anzunehmen. Konzeption
des Werkes im Allgemeinen Die
Hauptfrage bei der Konzeption einer Werkanlage auf der Lokalität „Dosso
del CHERLE“ ist jene, wie auf dem sehr ausgedehnten Emplacement die
Kampfmittel zu gruppieren sind, um (bei Erfüllung der Forderung nach größtmöglicher
Wirkung einerseits und ebensolcher passiver Widerstandsfähigkeit
andererseits) die ganze Anlage doch innerhalb solcher Grenzen der räumlichen
Ausdehnung zu halten, dass
sie noch von einer angemessenen, geringen Zahl an lebenden Streitkräften
verteidigt werden kann. Von
der Kuppe A ist vorzüglicher, weitreichender Ausschuss
gegen die Malga 1. und 2. posto und genügender Ausschuss
in allen sonstigen Richtungen vorhanden, wogegen der südliche, in der
Richtung gegen das Werk SOMMO abfallende Hang der Einsicht entzogen ist.
Als Werkemplacement erscheint diese Kuppe etwas beengt. Von
der Platte C ist ebensolcher Ausschuss
in der Richtung des FIORENTINI-Weges vorhanden wie von der Kuppe A aus;
der südliche und südwestliche Hang könnte jedoch nur von einer
Kampfstellung beherrscht werden, welche verhältnismäßig weit gegen
den Hang vorgeschoben (wird)
und dabei einen starken Aufzug erhält; auch dann wird nur der obere
Teil des Hanges bestrichen, während die tieferen Teile nach wie vor im
todten Raum bleiben. Der Hang südöstlich des Punktes D bleibt von auch
noch so hohen Konstruktionen auf der Platte C uneingesehen. Der
Plan lit. A zeigt die Bestreichungsverhältnisse, wie sie von der Kuppe
A allein (rot) und wie sie von einem über diese Kuppe und dazu noch über
die ganze Platte C ausgedehnten Werkes erhalten werden können (Ergänzungen
blau). Es
ist zu ersehen, dass
bei der roten und blauen Alternative die Mulde bei M und der von hier
gegen D ansteigende Hang unbestrichen und uneingesehen bleiben. Dieser
Terrainteil ist aber ein vorzüglicher Sammelraum und Angriffsweg für
den Infanterie(nah)angriff des Gegners, welcher hierher über den
bewaldeten Rücken des DURER und dessen Einschnitte nicht viel belästigt
und bemerkt gelangen kann. Die erwähnte Mulde und ein Teil des Hanges
ist auch vom Werk SOMMO aus nicht eingesehen. Von
der Platte C aus gewinnt man demnach nur ein Ausschussfeld, welches in
Flanke und Kehle gelegen und vom Werk SOMMO auf eine Distanz von 3.300 m
mit 2 Schnellfeuergeschützen und 2 Haubitzen ausgiebigst beherrscht und
bestrichen wird, wobei der Mangel an Bodenbedeckung und die wenig
bewegten Formen wesentlich günstig wirken. Es liegt demnach nahe, dann,
wenn eine Gliederung, Gruppierung oder Teilung der Werkanlage notwendig
wird, dies so zu tun, dass
das Hauptwerk auf der Kuppe A und eine Kampfanlage irgendwo südlich des
Punktes D so gruppiert wird, dass
die vorbesprochene Mulde von dort aus beherrscht wird. Von dieser
Nahkampfanlage kann ein Teil des von der Platte C aus zu beherrschenden
Südhanges bestrichen werden, so daß der gesamte bestrichene Raum der
Kombination A D (rot und gelb) sich gegen einer Gruppierung A C
gestaltet, dass
statt eines Stückes an dem Westhange des Emplacements, also in der
Kehle (blau ohne gelbe Schraffierung), welches vom Werke SOMMO
vollkommen beherrscht ist, die mehrfach erwähnte Mulde bei M bestrichen
wird. Eine
Gruppierung Hauptwerk bei A und Nahkampfanlage bei D wäre daher der
anderen, Hauptwerk bei C und Nahkampfanlage bei A um somehr vorzuziehen,
als wie in der Folge entwickelt werden wird, ein Hauptwerk auf A allein
denkbar ist und gegenüber einem solchen auf C manche Vorteile aufweist.
Alternative
A C Der
eingangs angeführte Erlaß ordnet an: „Im
Speziellen gelten für die Projektsverfassung des Werkes Dosso del
CHERLE folgende Direktiven: Die
Haubitzbatterie ist mit einer kleinen Nahkampfanlage am südlichen,
etwas tieferen Teile des Emplacements, möglichst der feindlichen Schussbeobachtung
entzogen, anzulegen, während
eine
Nahkampfanlage
mit feststehendem Beobachtungsstand am nördlichsten, höchsten (mit Bäumen
bestandenen) Emplacementsteil anzuordnen ist und einen möglichst hohen
Aufzug zu erhalten hat, so dass die freie Sicht bis Mga. secondo posto gewährleistet wird. Beide
Werkteile liegen in einer Gruppe und sind telephonisch sowie durch eine
offene Caponiére (gleichzeitig Infanteriestellung) miteinander
verbunden. Als linke Flügelhaubitze wird bei diesem Werke das
experimentierte Modell einer 10 cm-Turmhaubitze mit 8 Grad
Depression einzubauen sein.“ Haubitzbatterie Die
Haubitzen sind in je einer Gruppe beiderseits des gegen D streichenden Rückens
so angeordnet, daß sie sowohl eine für den Fernkampf noch hinreichend
günstige Aufstellung bilden, als auch Nahkampfaufgaben erfüllen können.
Die nördliche Batterie (H 3, H 4) bestreicht das gegen Mga. 1. posto
sich erstreckende, glacisartige Terrain, während die südliche Gruppe
(H 1, H 2) bei der Abwehr von Angriffen aus der oft genannten Mulde bei
M längs des Südhangs gegen das Werk mitzuwirken hat; zwischen beiden
Batterien liegt der Kommandantenstand B 1. Nahkampfanlage Ein
fixer Beobachtungsstand (B 3), zugleich Mitralleusenstand, ist soweit am
Hang vorgeschoben, dass mit
einem Aufzuge von 7 m noch der in der Richtung gegen das Werk SOMMO
fallende Hang bestrichen werden kann. Dieser Stand bildet im Verein mit
der auf Deck des Betonbaus angeordneten Infanterie- (zugleich
Deckmaschinengewehr-) Verteidigungsanlage
die Nahkampfanlage gegen die Flanke. Traditorengeschütze Mit
Rücksicht auf den misslichen Umstand, dass
sich die äußerste linke Schussrichtung der Traditorengeschütze (T)
und die Grenze des feindlichen schweren Wurffeuers etwas übergreifen,
wurden diese Geschütze in einem detachierten Komplex in der Kehle des
Werkes etabliert, um sie wenigstens dem Streubereich der Geschosse zu
entziehen, welche dem rechten Flügel des Werkes zugedacht sind. In
dieser Lage ist die Kasematte wenigstens einigermaßen maskiert, ferner
durch das Werk in seiner tieferen Lage gegen den direkten Schuss
vom DURER entzogen, und können die Geschütze überdies zweckmäßig für
die Bestreichung des rechten Flankengrabens dienstbar gemacht werden.
Von einer im Traditorenkomplex eingebauten Maschinengewehrbatterie (M 1,
M 2) kann der Westhang des Emplacements unter Feuer genommen werden. Infanterielinie Die
Haubitzbatterie bildet mit ihrem Betonkörper gleichzeitig die
Infanterieverteidigungslinie, welche auch Einrichtungen für die
Aufstellung von Deckmaschinengewehren erhält. Dieses Infanteriebankett
ist in den Intervallen zwischen den Haubitz- und Beobachtungskuppeln so
angeordnet, daß die Schützen durch die Entfernung von den Panzern vor
Splitterwirkungen gesichert sind. Der Wall ist von einem in der Mitte
des Werkes angeordneten Bereitschaftsraum aus zugänglich. Die beiden
Flanken werden durch Erd(Stein)brustwehren gebildet. Konstruktion
der Batteriekasematten Die
Notwendigkeit, die Haubitzstände möglichst weit auseinander zuziehen,
andererseits denselben aus Bestreichungsrücksichten einen gewissen
Aufzug zu geben, stellt sich der wünschenswerten Trennung der
Kampfstellungen vom Unterkunftskomplex, welche Konstruktion unter diesen
Umständen einen sehr großen Aufwand an Mauerwerk bedingen würde,
hindernd entgegen und zwingt dazu, die Unterkünfte in die Kampfstellung
einzubauen. Die große Längenentwicklung ergibt bei einer durch das
Raumerfordernis gegebenen Grundfläche eine besonders seichte
Konstruktion, welche in Plan Lit C dargestellt ist. Eine bei Weglassung des Verbindungsgangs mögliche, noch seichtere Anordnung (ähnlich wie im Projekt SOMMO) verbietet sich mit Rücksicht auf die sehr große Länge der gesamten Linie und der in diesem Falle höchst erschwerten Kommunikation im Werke. Die
Sturmfreiheit ist durch tiefe Gräben gewährleistet, von welchen die
beiden Facegräben durch eine gemeinschaftliche Flankierungsanlage, der
rechte Flankengraben durch die Traditorengeschütze und endlich der
linke Flankengraben durch eine an der nördlichen Stirne des
Traditorenkomplexes eingebaute Maschinengewehranlage bestrichen wird. Eingang Das
Werk ist durch die Traditorenbatterie zugänglich, von wo aus man durch
eine Poterne, deren Betonkörper auch die Brustwehr der rechten Flanke
bildet, nach dem rechten Flügel des Frontkomplexes gelangt. Detachierte
Nahkampfanlage Der
Aufzug der auf der Kuppe A zu errichtenden Nahkampfanlage wurde so
bestimmt, dass
von dem einzubauenden Beobachtungsstand (B 7) aus an der vorgelegenen
Kuppe Kote 1.446 (Karte 1 : 25.000) vorbei der höchste Teil des Rückens
sichtbar wird, auf welchem die Mga. 20 posto gelegen ist. Der
Beobachtungsstand bestreicht mit seinen Maschinengewehren flankierend
das Glacis des Hauptwerks. Die linke Flanke ist gleichfalls aus einer
Maschinengewehranlage zu bestreichen (M 4 und M 3). Die
innere Disposition der Anlage gestattet einen längeren Aufenthalt der
Besatzung, so dass
diese in jeder Hinsicht (Munition, Lebensmittel, Wasser) vom Hauptwerke
unabhängig ist. Resümee Das
entworfene Werk wird in dieser Gestalt sehr groß, erfordert zu seiner
Verteidigung eine größere als die zugewiesene Truppenzahl und weist
trotzdem die Schwäche auf, dass
bis nahe (120 m) an dasselbe uneingesehene, dem Gegner leicht zugängliche
Räume heranreichen. Die
große Ausdehnung wird hervorgerufen durch das Auseinanderziehen der
Haubitzen, das Herabgehen mit dem rechten Maschinengewehr- (beobachtungs)
Stand am Hang, um eine
Bestreichung in der Flanke zu erhalten und durch die Detachierung der
Traditorenanlage und der Nahkampfanlage auf A. Vermeidet
man die Ausdehnung über den Südhang, wenn man sich mit der
Feuerwirkung einer Mitralleuse nach der Flanke begnügt und die sonstige
Verteidigung gegen Angriffe aus Südost dem Werke SOMMO überläßt, so
ist das Werk CHERLE eben sehr abhängig von der prompten und ausgiebigen
Mitwirkung des Werkes SOMMO, so dass
nach Niederkämpfung des rechten Flügels das Werk CHERLE bei Nacht und
Nebel gefährdet erschiene. Alternative
A D (Plan lit. D) Es
ist möglich, ein Kampfwerk auf der Kuppe A unter sehr guten Fern- und
Nahkampfbedingungen zu platzieren und es auch ziemlich kompendiös zu
halten. Dabei werden die Kampfverhältnisse von einem bei D zu
errichtenden Nahkampfkomplex nicht wesentlich berührt, so dass
das Hauptwerk seinen Aufgaben auch ohne die detachierte Nahkampfanlage
zu erfüllen imstande ist. Letzte bildet nur eine, allerdings höchst wünschenswerte
Ergänzung. Es wurden dermalen vorläufig nur die Grundzüge für das
Hauptwerk entworfen. Haubitzbatterie Die
Haubitzbatterie macht in der entworfenen Lage gleichmäßig Front gegen
alle feindlichen Angriffsstellungen, und zwar: Bei der V. ORSARA, östlich
des DURER, nächst des FIORENTINI-Weges und den Baiti della COSTA; alle
für eine Bekämpfung in Frage kommenden Terrainteile liegen vor der
Batterie, nur gegen das Plateau von LAVARONE könnte bloß indirekt
(dann vom linken Flügelgeschütz auch direkt) gewirkt werden. Die
Nahbestreichung ist in der Richtung gegen Mga. 10 und 20
posto eine vorzügliche und weitreichende, in den übrigen Richtungen
(gegen die Platte C und gegen die Kuppe D) eine verhältnismäßig gute
und jedenfalls genügende. Diese
Gruppierung ist einheitlich (und)
übersichtlich; es können alle vier Geschütze in allen Frontrichtungen
direkt richten. Die Ausnützung dieser Hauptkampfgeschütze ist demnach
eine sehr gründliche. Raum ist genügend vorhanden, um die Haubitzstände
weit genug (27 m) auseinanderziehen zu können, so dass
ein sehr schütteres und seichtes Ziel entsteht. Infolge
der nunmehr gegen die Alternative A C geänderten Bestreichungsverhältnisse
muss
die im eingangs erwähnten Erlasse bezeichnete Modellhaubitzkuppel am
rechten Flügel Platz finden, wo die Depression von 80
ausreicht. Die
im Plan lit. E dargestellte Konstruktion der Kampfstellung entspricht
dem Grundgedanken, möglichste Isolierung jedes Geschützes im Interesse
weitgehendster Zielverkleinerung und Zielverteilung, um möglichst große
Widerstandsfähigkeit gegen Geschosswirkungen zu erzielen. Der
für die Aufnahme der Panzerkonstruktion bestimmte Betonblock ist
besonders solid konstruiert und zum Schutze gegen seitlichen Schub durch
Geschossexplosionen konisch geformt und mit eisernen Dübeln mit dem
Felsboden verbunden. Die
oberste Schicht wäre in Eisenbeton auszuführen, während innen grober
Beton so reichlich als angängig angewendet werden kann. Der
Raum unter der Kuppel ist als Munitionsmagazin ausgenützt, die Kuppel
selbst seitlich zugänglich gemacht. Diese
Konstruktion ist höchst kompakt und massiv, welche Eigenschaften mit Rücksicht
auf die in nicht zu ferner Zeit in Aussicht stehende Einführung von 28
cm-Wurfgeschützen in die Belagerungsartillerien als eine nicht überflüssige,
sondern vorbauende Maßregel erscheint. Die
Einzelmunitionsmagazine sind so groß gedacht, dass
sie 1/3 bis ½ der Gesamtdotation des Geschützes zu fassen imstande
sind. Eine Vertiefung der Magazine bei Anwendung von eisernen
Wandstellagen wird diese Forderung immer erfüllen lassen. Der Rest der
Munition ist im Kasemattkorps untergebracht. Diese weitgehende
Dezentralisierung der Munition gibt die Gewähr, dass
unglückliche Zufälle die Kampffähigkeit des Werkes in einem nur
geringen Maße beeinträchtigen können.
Luftgänge
sind in den Einzelmagazinen im Interesse der Solidität des Baues
vermieden. Es ist gedacht, im Frieden die gesamte Munition im
Kasemattkorps unterzubringen und die Einzelmagazine erst im Bedarfsfalle
auszurüsten. Dieser Transport kann, ebenso wie der Ersatz der
verbrauchten Munition, leicht erfolgen, da das Kasemattkorps höher
liegt, die Handkarren, mit welchen die Munition transportiert werden
soll, demnach leicht bewegt werden können. Vorstehende Anordnung der
Munitionsmagazine wurde vom Artilleriebrigadier als zulässig erklärt. Traditorengeschütze Die
bereits erwähnte Koinzidenz der Richtung , aus welcher schweres
feindliches Feuer zu erwarten ist, mit der geforderten Schussrichtung
der Traditorengeschütze nehmen im Grund genommen denselben ihren
Charakter als Traditoren und machen ihre Aufstellung sehr schwierig.
Eine Detachierung, wie bei der Alternative A C, ist bei dem vorliegenden
Entwurf nicht gut möglich, da das Abschieben der Traditorenanlage in
der einzigen in Betracht kommenden Richtung über B gegen West immer ungünstigere
Ausschussverhältnisse schafft, indem die linken Schussgrenzen durch den
breiten Rücken bei C um so mehr behindert werden, je weiter und daher
tiefer die Traditoren am B-Hange zu liegen kommen. Es bleibt kaum etwas
anderes übrig, als die Kanonenbatterie auf der Kuppe A selbst an das
dort zu platzierende Kasemattkorps anzugliedern und mit Eisenbeton auf
den größterreichbaren Grad der Widerstandsfähigkeit zu bringen. An der im Entwurf geplanten Stelle haben die Kanonen genügend Ausschuss, um das Intervall CHERLE-SOMMO beherrschen zu können und insbesondere den von letzterem Werk nicht bestrichenen Hang vor der linken Face desselben zu bestreichen. Außerdem liegt eine für Schnellfeuerkanonen dankbare Aufgabe in der Nahbestreichung der Platte bei C. Infanteriekampfstellung Die
Infanteriekampfstellung ist auf dem Verdeck des Kasemattkorps etabliert,
welches zu diesem Behufe, dann auch aus anderen, später erörterten Gründen
so gestellt ist, dass
von dem Deck eine sehr ausgiebige und rasante Bestreichung nach allen
Seiten hin möglich ist. Die Ausdehnung des Kasemattkorps gestattet, bei
eingliedriger Aufstellung einen Zug, bei zweigliedriger Aufstellung ½
Kompanie ins Feuer zu setzen. Die
Deckung gegen das Kehlterrain ist durch den Kordon des Kasemattkorps
(Plan lit. G) eine vorzügliche sowohl gegen Gewehrfeuer als auch
gegen Sprengwirkung weitgehender Geschosse. Die
empfindliche Überhöhung durch die Gegenstellungen (DURER) macht
es notwendig, die Schützen mit Schilden auszurüsten. Die Kampfstellung
ist durch einen Aufgang aus dem Stiegenhause zugänglich. Ein besonderer
Bereitschaftsraum ist aus Ersparnisgründen nicht angeordnet. Ein
solcher wäre aber wünschenswert und könnte an den
Batteriebeobachtungsstand leicht angegliedert werden. Flanken-
und Kehlbestreichung Das
Terrain in der linken Flanke erfordert eine ausgiebige Bestreichung
desselben nach vorne zu, weil hier das Angriffsterrain der Front mit
jenem der Flanke zusammenhängt und die bewaldeten und durchschnittenen
Hänge vor dem linken Flügel des Werkes eine Annäherung begünstigen.
Überdies gestattet auch die übergroße Entfernung des Werkes GSCHWENT
(4.600 m) keine ausgiebige Wirkung gegen rasch verlaufende
Angriffsbewegungen. Es sind daher ein paar Maschinengewehre am nördlichen
Ende der Haubitzbatterie (M 4) und in einem kofferartigen Vorbau des
Kasemattkorps (M 3) mit gleichem Bestreichungsfeld so installiert, das
letzteres in das von allen vier Haubitzen bestrichene Glacis noch
reichlich hinübergreift.
Die
Panzer dieser Maschinengewehre sind allerdings, wenn auch nur unter 380,
direkt treffbar, doch nur auf große Distanzen (Baiti della Coata, 5.500
m). Auch
können schwere und schwerste Wurfgeschütze auf dem Passo della
VENA-FIORENTINI-Angriffsweg herangebracht werden, so dass
eine besondere Gefährdung dieser Panzer nicht zu erwarten ist. Das
Kehlterrain ist durch je ein Paar im oben erwähnten Koffer (M 2) und am
rechten Flügel im Kasematttrakt (M 1) eingebauter Maschinengewehre
ausreichend bestrichen. Überall
hin kann auch vom Infanteriewall in die Kehle durch liegende Schützen
an der Deckkante gewirkt werden. Beobachtungsstände Die
konzentrierte Anlage des Werkes gewissermaßen um die Kuppe herum, dann
die sehr gut mögliche freie Beobachtung und die Übersichtlichkeit des
Werkes gestatten es, mit nur 2 Beobachtungsständen, einem für den
Kommandanten (B 2) und einem für die Haubitzbatterie (B 1),
auszukommen. Letzterer könnte auch die Kanonenbatterie bedienen, wenn
nicht eine Beobachtungsscharte im Anschluss
an das linke Geschütz vorzuziehen ist. Die Platzierung der
Beobachtungsstände steht im innigen Zusammenhang mit jener des
Kasemattkorps und damit mit jener der Infanteriekampfstellung, und zwar:
Die Höhe der Beobachtungsstände bestimmt sich mit Rücksicht auf die
Forderung, über die Haubitzbatterie hinweg das Glacis mit
Maschinengewehren bestreichen zu können. Um nun nicht einen eigenen,
nur für die Beobachtungsstände und allenfalls noch für Bereitschaftsräume
bestimmten Betonblock zwischen Haubitzbatterie und Kasemattkorps
einschieben zu müssen und damit die Tiefe des Werkes zu vergrößern,
wurde das Kasemattkorps so nahe an die Kuppe herangeschoben und so hoch
angeordnet, dass
eben die Beobachtungsstände und auch die Infanterielinie einen Ausschuss
auf das Glacis erhielten und sich gut in die Decke einfügten. Die
erreichte Visurhöhe der Beobachtungsstände (1.443,5 m) genügt, um
noch den Rücken der Mga. 20 posto beobachten zu können. Das
Intervall zwischen der Kanonenbatterie und dem einen und dem anderen
Beobachtungsstand beträgt 27 bis 30 m. Die Linie dieser Punkte ist
gegen jene der Haubitzbatterie schräg gestellt und auf eine mittlere
Distanz von 40 m abgerückt, so dass
sich einschließlich der gleichfalls genügend weit abgehaltenen
Flankierungsanlage nach dieser Disposition der Einzelobjekte eine günstige
Verteilung ergibt, ohne der Übersichtlichkeit und Einheitlichkeit des
Werkes Eintrag zu tun. Sturmfreiheit Die
Sturmfreiheit wird durch tiefe Gräben erreicht. Nur an der Kehle dient
das Kasemattkorps selbst diesem Zwecke. Eine Flankierungsanlage 1
besorgt die Bestreichung der Face und des rechten Flankengrabens durch
Maschinengewehre. Mit Rücksicht auf die große Länge der Gräben wäre
die Einstellung von 6 cm-Kasemattkanonen (K 1 bis K 4) wünschenswert.
Die Kehlgräben werden von den Maschinengewehren des Koffers bestrichen
(M 2, M 3), welche auch das Umterrain unter Feuer zu halten haben.
Kasemattkorps Plan
lit. K zeigt einen flüchtigen Entwurf der Raumdisposition, ohne
die genauen erforderlichen Ausmaße aufzuweisen. Eine wesentliche Vergrößerung
des ganzen Komplexes ist - wenn notwendig - nur im vertikalen Sinne bei
Anwendung von Etagenbelag gedacht. Ungünstig ist die östliche Flügelmauer,
welche sich jedoch bei Festhaltung der Idee, die Beobachtungsstände und
die Infanteriekampfstellung auf dem Deck anzulegen, nicht vermeiden läßt.
Eine ausgiebige Steinpackung in dem Winkel zwischen Stirn und Flügelmauer
mit Schutzdecken aus grobem Beton müsste die notwendige
Widerstandskraft geben. Ebenso müsste der linke Flügel der
Haubitzbatterie behandelt werden. Ein
Auskunftsmittel wäre es, die Stirne des Kasemattkorps (der Batterie)
unter demselben Winkel gegen die Schussrichtung Baiti della Costa
abzuschrägen, wie die Fronten der Mitralleusenpanzer daselbst (380).
Terrainregulierung Für
das gesamte Aushubmaterial findet sich eine höchst zweckmäßige
Verwendung in der Anschüttung des Glacis. Sonstige Regulierungen,
besonders solche, welche Abhübe bedingen, sind nur in geringem Maße
erforderlich. Außenbeleuchtung Für
die Grabenbeleuchtung, dann für die Beleuchtung des allernächsten
Vorfeldes sind Azetylenscheinwerfer und Leuchtpistolen in der bisher geübten
und durch Direktiven anbefohlenen Anwendungsart in Aussicht genommen. Das
sehr übersichtliche Umterrain, welches zumeist keine Bodenbedeckung
aufweist, gestattet es, ausgiebige Vorfeldbeleuchtung zu gebrauchen. Über
diese werden bei Vorlage des Detailprojektes besondere Anträge
unterbreitet werden Optische
Verbindungen Das
Werk gestattet die optische Verbindung mit allen Werken der Sperre
FOLGARIA - LAVARONE mir Ausnahme von VERLE und BUSE. Desgleichen ist die
Sicht nach der optischen Zentrale auf dem HORST (Monte
Rust), nach dem PASUBIO und
endlich nach MARZOLA (bei Trient) möglich. Hievon
können beobachtet werden: Aus
dem Kehlkoffer: LUSERN, GSCHWENT, HORST, MARZOLA; aus
der Kanonenbatterie: SOMMO, SERRADA und PASUBIO. Sichtlinien Behufs Erlangung einer freien Sicht über die bereits erwähnte Kote 1.446 gegen die Malga 20 posto ist es notwendig, eine Anzahl von Bäumen auf dem erstgenannten Terrainteil zu entfernen. Das Enteignungsgesetz gibt die Handhabe, auch bei nicht zu erzielendem Einverständnis mit den Eigentümern diesen Zweck auch ohne Grundeinlösung zu erreichen. Wie
man auch heute noch unschwer an den Ruinen des Werks „Sebastiano“
feststellen kann, folgte das k.u.k. Kriegsministerium in Wien dem
Vorschlag der Geniedirektion in Trient und gab der Variante A D, also
jener mit getrenntem Batterie- und Kasemattblock den Vorzug. Mit den
Bauarbeiten wurde bereits im Sommer 1909 begonnen; sie konnten im Sommer
1912 abgeschlossen werden. Werksbeschreibung Das
Werk „Sebastiano“ besteht aus drei Teilen, die untereinander mit
tiefen Poternen verbunden sind: dem Kasemattblock, dem Batterieblock und
der Grabenstreiche. Es hat die Form eines gleichschenkligen, mit der
Spitze nach Osten gerichteten Dreiecks mit ca. 200 m langen, vom
Kasematt- bzw. vom Batterieblock gebildeten Schenkeln und einer etwa 100
m langen Basis, dem Graben in der rechten Flanke. Der
zweistöckige Kasemattblock ist ca. 80 m lang und 16 m breit. Er dient
der Unterbringung und der Versorgung der Besatzung. Der ca. 100 m lange
Batterieblock mit der vierpiecigen Panzerbatterie liegt quer, und zwar
in einem nach Westen ausspringenden Winkel, vor dem Kasemattblock. Die
Front und die rechte Flanke des Werkes sind durch einen 10 m breiten und
durchschnittlich 6 m tiefen Graben geschützt. Im Scheitelpunkt von
Front- und rechtem Flankengraben befindet sich eine in die Kontereskarpe
eingebaute Grabenstreiche, von der aus die genannten Gräben mit
Maschinengewehren der Länge nach bestrichen werden können. Sämtliches
in der Front und der rechten Flanke aufgehendes Mauerwerk ist teils
durch Erd-, teils durch Felsvorlagen, das freistehende Mauerwerk in der
Kehle durch den flachen Kehlgraben und einen aus der Kehlwand des
Kasemattblock vorspringenden Koffer gedeckt. Die
Decken sämtlicher Werksteile bestehen aus einer bis zu 5 m dicken
Stampfbetonschicht auf 40 cm hohen, Mann an Mann liegenden I-Trägern.
Sie sind durch einen Überzug aus Zinkblech vor Witterungseinflüssen
geschützt. Im
Erdgeschoss des Kasemattblocks liegen das Wachlokal, die Küche, die
Telephonzentrale, die Lebensmittel- und Munitionsdepots sowie die
Maschinenräume, im 1. Stock befinden sich die Schlaf- und Aufenthaltsräume
für die Besatzung. Bewaffnung Vier 10 cm
Turmhaubitzen Modell 9 Die Turmhaubitzen haben die Aufgabe, den Weg über den Passo della Vena zu sperren und den Raum zwischen dem oberen Asticotal bis zum Plaut zu beherrschen. Die beiden Traditorengeschütze wirken in den Intervall zum Zwischenwerk Sommo. Von den 18, der Nahabwehr dienenden Maschinengewehren stehen vier in fixen Panzerständen im Kehlkoffer, je zwei in den beiden fixen bzw. drehbaren Panzerbeobachtungsständen auf dem Verdeck des Kasemattblocks, vier hinter Panzerschilden in der Grabenstreiche, zwei hinter Panzerschilden in der Traditorenanlage und je zwei in fixen Panzerständen am linken und rechten Rand des Batterieblocks. Auf
dem Verdeck des Kasemattblocks war ein 40 m langer Wall als geschlossene
Infanterielinie angeordnet. Als bei Ausbruch des Krieges mit Italien das
Verdeck bis auf 5 m Dicke verstärkt werden musste, wurde die
Infanterielinie beseitigt. Besatzung 1
Festungskommandant (Hauptmann Edmund Proksch, Beobachtung Für
die allgemeine Beobachtung durch den Werkskommandanten und für die
Traditorenbatterie ein drehbarer, bombensicherer Beobachtungsstand auf
dem Verdeck am rechte Flügel des Kasemattblocks. Für die
Haubitzbatterie ein fixer Beobachtungsstand auf dem Verdeck am linken Flügel
des Kasemattblocks. Sturmfreiheit In
der Front und in der rechten Flanke durch 10 m breite und bis zu 6 m
tiefe Gräben mit einer im Scheitelpunkt der Kontereskarpe eingebauten
und mit vier Maschinengewehren ausgestatteten Grabenstreiche. In der
Kehle durch eine mit vier Maschinengewehren ausgestatteten Kehlkoffer.
Außerdem ist das Werk ringsum von einem dreireihigen, jeweils 10 m
breiten Drahthindernis umgeben. Verbindungen Optisch
ist das Werk durch eine Festungssignalstation (Blinkzeichen) mit den
benachbarten Werken „Cima di Vezzena“, „Lusern“, „Gschwent“,
„Sommo“ und „Serrada“ sowie mit der Zentrale auf dem Monte Rust
verbunden. Festungstelephonverbindung zum Sperrkommando ist mit
Sicherheit gleichfalls vorhanden gewesen. Wasserversorgung Wasser
wird über ein werkseigenes Rohr- und Pumpensystem aus dem oberen
Asticotal bezogen und in einer 3.000 hl fassenden, unter
dem Haubitzblock
befindlichen Zisterne gesammelt. Außerdem wird das auf das Werk
niedergehende Regenwasser gesammelt und als Brauchwasser (z.B. als Kühlwasser)
verwendet. Blitzschutzanlage System
Faraday Nachtrag Es
haben Zweifel bestanden, ob in der Grabenstreiche des Werks
„Sebastiano“ neben den vier Maschinengewehren M 07/12 auch 6 cm
Kasemattkanonen M 10 vorhanden waren. In
der Figurentafel zu der 1937 erschienen Abhandlung von Steinitz/Brosch
„Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrad von Hötzendorfs“
im Übersichtsplan des Werks S. Sebastiano in der Grabenstreiche
zwei 6 cm Kanonen eingezeichnet und auch als Armierung angegeben sind. Diese Zweifel erscheinen nunmehr ausgeräumt. Der Kommandant des Werkes „Sebastiano“, der es ja am besten wissen muss, wie sein Werk armiert war, schreibt in seinem Tagebuch am 30. Mai 1915: „....2 Treffer auf den Kordon der Kontereskarpe, die viel Betontrümmer und Fels in den Graben werfen und den Ausschuß der 6 cm-Grabenkanonen behindern...“ Also hat das Werk „Sebastiano“ neben den vier Maschinengewehren auch zwei 6 cm Kasemattkanonen in der Grabenstreiche gehabt.
Die Ergebnisse
der italienischen Spionage gegen das Der
Beginn der Bauarbeiten an einem Fort in der Nähe der Malga Cherle wurde
im Juni 1909 festgestellt. Als der Sommer zu Ende ging, wusste man vom
Vorhandensein von ein paar Holzbaracken für die mit den Arbeiten befassten
Handwerker und Soldaten und es war auch bekannt, dass die Leitung zur
Entnahme von Wasser aus dem Asticobach bei Cueli nahezu fertig war. Im
Juni 1912 waren die Bauarbeiten am Werk, das die Zugänge durch das Val
Fredda, das Vall’Orsara und über die Osteria Fiorentini unter Feuer
nahm, weitgehend abgeschlossen. Von der Grenze aus gesehen schien es mit
drei drehbaren Panzerkuppeln für Geschütze mittelschweren Kalibers und
weiteren vier Kuppeln für Beobachtungs- und Nahkampfzwecke armiert zu
sein. Ein Jahr später wurde festgestellt, dass eine vierte
10cm-Panzerhaubitze vorhanden war, während Ungewissheit über die
Situierung der Nebenanlagen, der Schützengräben, der Stützpunkte und
der Hindernisse bestand, weil die Arbeiten vegetationsbedingt im
Verborgenen vonstatten gingen. Auch das Werk Sebastiano hatte man dem
Gelände des Rückens angepasst, auf dem es stand. Der Kasemattblock,
auf dem sich eine drehbare und gepanzerte Beobachtungskuppel und ein
fixe Kuppel für den Nahkampf befanden, war getrennt vom davor liegenden
Batterieblock, auf dem im Abstand von jeweils 24m die vier Kuppeln für
die Panzerhaubitzen nebeneinander standen, flankiert von zwei fixen
Beobachtungskuppeln, die mit Maschinengewehren armiert waren. Batterie-
und Kasemattblock standen durch zwei unterirdische Gänge (Poternen)
miteinander in Verbindung und ein Quergang verband die Kuppeln der Geschütz-
und Beobachtungsstände miteinander. Die Nachrichten, auf die man im
Jahre 1914 zurückgreifen konnte, deuteten darauf hin, dass die
Bewaffnung des Werks Sebastiano neben den 4 Panzerhaubitzen zwei bis
drei 8cm Kanonen, vier 6cm Kanonen und ein Dutzend Maschinengewehre umfasste. Auf
dem Bild aus dem Jahre 1913, das von der Osteria Fiorentini aus
geschossen wurde, scheint das Werk in allen Einzelheiten fertig zu sein,
eingeschlossen der Zinkverkleidung der Decke des Kasemattblocks und
einiger anderer Teile des Werks. Der tiefer liegende Batterieblock indes
ist in den Fels versenkt und wieder mit Erde bedeckt worden. Das Telefoto aus dem Jahre 1914 (S. 229) ist vom Campomolon aus aufgenommen worden und unterscheidet sich von dem vorherigen Foto durch die der Tarnung dienenden grünen und rötlichen Flecken, die man auf die frei liegenden Teil aufgetragen hat. Die vier drehbaren Kuppeln sitzen unmittelbar auf der Felstraversale, die den Batterieblock bildet. Links und rechts außen befinden sich die beiden fixen Metallkasematten mit jeweils zwei Schießscharten. Auf dem mächtigen Kasemattblock sieht man rechts eine gepanzerte Nahkampfanlage und links eine weitere, etwas kleinere Beobachtungskuppel. Später
wurde bekannt, dass noch weitere Einrichtungen für leichte Waffen zur
Verteidigung der linken Flanke und des Grabens vorhanden waren. Im
Oktober 1915 bestätigten die Aussagen eines tridentinischen
Kriegsgefangenen, der als Maurermeister beim Bau des Werkes
mitgearbeitet hatte, die bereits bekannten Informationen und ermöglichten
es, ein ungefähren Grundriss des Werks zu erstellen. Das Werk Sebastiano wurde im Sommer 1915 von der italienischen Artillerie stark beschossen.
KOMMANDO
DES V. ARMEEKORPS --------- Bericht
Nr. 32 - Streng geheim -
6. Oktober 1915 NACHRICHTEN
VON JENSEITS DER FRONT WERK
SEBASTIANO Ein
Kriegsgefangener aus dem Trentino, ein Maurermeister, der am Bau des
Werks Sebastiano, und zwar von Anfang an, mitgewirkt hat, liefert über
dieses Werk folgende Angaben (vgl. die beigefügte Skizze).: Das
Werk besteht aus zwei Blöcken: A und B, verbunden durch drei Gänge.
Der nördliche Block (A) hat zwei Geschosse. Im Erdgeschoß befinden
sich die Wachlokale, die Küche, das Lebensmitteldepot, die
Telefonzentrale, die Maschinenräume, ein Munitionsdepot usw. Im 1.
Stock befinden sich die Schlafräume für die Mannschaft. Die Außenmauer
hat eine Stärke von eineinhalb Metern; das aus Beton bestehende Verdeck
hat eine Stärke von 5 m.- Es ist durch 40 mm starke Metallträger in
Abständen von jeweils 10 cm verstärkt. Die Metallträger liegen in
drei Lagen und kreuzweise übereinander. Auf dem Verdeck befinden sich
drei kleine Beobachtungskuppeln mit Maschinengewehren. Am westlichen
Ende stehen zwei 103 mm-Kanonen in einer gepanzerten Kasematte (Nr. 1),
auf das Val Orsara gerichtet, und vier Maschinengewehre (Nr. 2) auf zwei
Plattformen, zwei je Geschoß; im Erdgeschoß zwei Meter, im ersten
Stock vier Meter über der Erde. Sie feuern auf die Straße und in den
Graben. Auf der Nordseite (Nr. 3) gibt es in den Fenstern der Räume
zwei Reihen Schießscharten für Gewehre. Ein
Hauptgang (Nr. 4) und zwei Nebengänge (Nr. 5) verbinden den Block A mit
dem Block B. Die Gänge sind durch Beton verstärkt, und der Raum
zwischen den beiden Blöcken ist im mittleren und im östlichen Teil mit
Material (Erde, Steine) wiederaufgefüllt; im westlichen Teil hingegen
befinden sich die Waschräume (Nr.6). Der
südliche Block (B; vgl. Detailskizze) trägt allein die Kuppeln. Er ist
in den Felsen gehauen und durch Beton und Erde verstärkt. Ein langer,
zwei Meter hoher und ein Meter breiter Gang durchquert den ganzen Block
von Osten nach Westen; aus ihm führen Treppen (20 Stufen) in die
Kuppeln. Hat man den Gang etwa zu zwei Drittel nach Osten durchquert, stößt
man auf den Eingang zur Pulverkammer (Nr. 7); man gelangt in einen Raum,
dessen Fußboden eine Öffnung hat, durch die man in einen
unterirdischen Gang hinuntersteigt, der nach Westen zu niedriger wird
und in die Pulverkammer führt. Hat man den Batteriegang zu zwei Drittel
nach Westen durchquert, gelangt man zum Eingang der Wasserzisterne (Nr.
8), die gleichfalls unter der Erde liegt; sie faßt 3.000 Hektoliter
Wasser. Die vier mittleren Kuppeln sind mit 105 mm-Geschützen, die
beiden äußeren Kuppeln mit Maschinengewehren bestückt. Im äußerst
östlich gelegenen Teil befinden sich - einen Meter über dem Boden -
zwei Maschinengewehre (Nr. 9). Im äußerst westlich gelegenen Teil (Nr.
10) nehmen zwei weitere Maschinengewehre (Nr. 10) den Zwischenraum
zwischen den Blöcken A und B unter Feuer. Daneben befinden sich in
einer eigenen Kasematte zwei auf Carbonare gerichtete 70 mm-Geschütze
(Nr. 11). Die
Kuppeln haben eine Stärke von 30 bis 35 cm; der Scheitelpunkt der
Kalotte ist etwa ein Meter hoch, der Durchmesser 3 Meter. Sie sitzen auf
einem 1,60 m tiefen Schacht mit gleichem Durchmesser. Der obere Teil des
Schachtes ist auf 60 cm Breite durch einen Vorpanzer, der restliche Teil
wurde in letzter Zeit durch 40 cm starken Beton verstärkt (vgl.
Detailskizze). In
der Südwestecke des Grabens befinden sich in Kasematten zwei
Maschinengewehre, die den Graben bestreichen (Nr.12). Ein
Drahthindernis umgibt das ganze Werk. Es besteht aus drei Reihen, eine
jede 10 m breit (die Abstände zwischen den Eisenpfählen betragen
jeweils 1 m) und mit vier Meter breiten Zwischenräumen. Die durch das
Drahthindernis führende Straße nach Tezzeli wird durch Spanische
Reiter gesperrt, die nur im Kriegsfall sowohl bei Tag als auch bei Nacht
aufgestellt werden. Wo die Straße das Werk durchquert, ist sie durch
vier 1,20 m hohe Eisengitter verschlossen, ein einzigartiges Schließsystem.
Dort, wo die Straße die Hinderniszone durchquert, verläuft sie im
Zickzack. Der Haupteingang des Werkes ist durch eine starke, doppelte
Gittertür verschlossen, hinter der
eine 10 cm dicke
Seilmatratze
(?), die mit Gewehrschießscharten versehene Eisentüre schützt.
Weitere Schießscharten und vier Maschinengewehre (zwei auf jeder Seite)
befinden sich im Eingangsbereich (13). Die Panzerschilde, welche die
Maschinengewehre schützen, haben eine Stärke von 3 cm. Bei den
Maschinengewehren in der Kehlfront sind die Panzerschilde viel stärker. Die
elektrische Energie wird von Explosionsmotoren erzeugt. Der
Graben an der Südseite des Werkes ist eineinhalb Meter tief und dient
als Schützengraben; gegenwärtig müßte er voller Schutt sein. Auf dem
Gelände beiderseits der Werkstraße, im Feuerbereich der
Maschinengewehre der Westseite (Nr. 2), befinden sich bewegliche Walzen
(?), die Angreifer, die bis hierher vorgedrungen sind, zu Fall bringen
sollen; sie sind aber jetzt von unserer Artillerie über den Haufen
geworfen worden. Und
nun zum Wasser: Der
Stollen (14), der für einen eventuellen Rückzug dienen soll, beginnt
im westlichen Flankierungsgraben und ist etwa 100 m lang; er findet
seine Fortsetzung in einem 60 m langen Laufgraben im Wald. Der Stollen
ist in Felsen gehauen. An seinem Ausgang befindet sich ein wenige Meter
breiter Schützengraben; Front nach Südwesten. ------------------------------------- Weitere
Mitteilungen
: An
der Friccastraße (Carbonare-Vattaro) steht hinter dem zweiten Tunnel
nach Carbonare eine kleine Kaserne mit Telefonzentrale; dort liegt
vermutlich das Kommando für die Streitkräfte auf der Hochfläche. (von
einem Kriegsgefangenen). Das II. Bataillon des 2. Landesschützenregiments (Gebirgstruppen - vgl. Mitteilung Nr. 31) ist folgendermaßen disloziert: eine Kompanie auf dem Seejoch, eine auf Sopraconelle und eine als Reserve in Palù. (von einem Überläufer). San Sebastian Das
Fort von San Sebastian Hat
keinem Feinde aufgetan, Und
ging er es auch zehnmal an Und
hundertmal, und setzt er dran Wohl
zehn- und zwanzigtausend Mann! Kein
Tag ging hin ohn` Sturm und Brand: Das
Fort von San Sebastian stand! Die
Mauern glichen einem Sieb, Die
Mörser bohrten Hieb auf Hieb In
ihren Stein, und auf das Dach Da
schmettern wohl Nacht und Tag Die
Bomben und Granaten! Ihr
Donner brüllte weit ins Land - Das
Fort von San Sebastian stand! Die
Männer von San Sebastian, Sie
haben keinen Schlaf getan In
Sommerglut, in Winterschnee, In
Wundennot und Wundenweh: Der
Tiger Hunger brach oft ein, Es
gab kein Brot und keinen Wein, Es
gab kein’ Wein und gab kein Brot, Es
gab nur eins: Das Gebot Zu
halten! Und
eines Tages schwieg das Fort, Das
nie die Stimme noch verlor: Doch
kam kein Feind herein, herein, Er
müßte denn gefangen sein! So
lief der Welsche wild zu Tal Vor
unsern Kugeln, unserm Stahl: Und
hinterdrein stürmt` Mann um Mann Des
Fort von San Sebastian. Du
stolzes Haus, du müdes Haus, Nun
ruh von Deinen Wunden aus! Es
künde einer spätern Zeit Von
Deinem Heldentum und Leid Dies
Lied, das ich dir weihe. Und
baut ihr einst die Tore auf - Vergeßt
es nicht und schreibt darauf: „Hier
wohnte Österreichs Treue...“ (Otto König)
Die
I. Beschussperiode
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