" Werk Lusern " Kriegstagebuch des Werkskommandanten Entnommen aus dem Roman Die Uhrheberrechte bei den Seiten liegen bei Albin Kühnel und sind auszugsweise auch in abgeänderter Form, auf Papier oder Datenträgen verboten.
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Hier
enden die mir zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen des Kommandanten
des Werks „Lusern“ in seinem Tagebuch. Für die Zeit bis zum Mai
1916 liegen mir jedoch die summarischen Zusammenfassungen Karl Lipschers
über das Geschehen, dass sich in diesem Zeitraum ereignet hat, vor, so dass
es wenigstens möglich ist, das Schicksal des Werks Lusern weiter zu
verfolgen.
Zunächst
folgt jedoch ein Auszug aus dem Bericht Oberleutnant Schauflers an sein
vorgesetztes Kommando über den Zustand des Werkes „Lusern“ Ende
August 1915: „Kampffront
und Hindernisse total zerschossen, Frontgraben fast ausgeglichen,
Ausschuß der Grabenstreichen fast Null. 1. Turmhaubitze ohne Kuppel und
Vorpanzer; 2. Turmhaubitze unterfahren, Vorpanzer freigelegt, Kuppel
nicht drehbar, Geschütz wird ausgebaut; Beobachtungsstand rechts um 30
cm abgesunken und für Maschinengewehr nicht verwendbar; 3. Turmhaubitze
außer Gefecht; 4. Turmhaubitze beschränkt drehbar, Vorpanzer
freigelegt; alle übrigen Stände mit freigelegtem Vorpanzer. Traditoren
intakt, Ausschuß verschüttet; wurde freigelegt. Kasemattkorps an zwei
Stellen durchschlagen, Verdeck nicht benützbar.“ A u g u s
t 1 9 1 5 Feindbeschuß: Auf
Werk „Lusern“ wurden im August 1915 an Feindschüssen abgegeben:
610 Schuß Kaliber 30,5 cm Der
Munitionsaufwand der Marcai-, Costesin- und Poselari-Gebirgsbatterien
von 7 cm-Kaliber (wurde)
nicht genau ermittelt. Nach vorsichtiger Schätzung (waren es)
ca. 8.000 Schuß, davon etwa je die Hälfte Schrapnells und Granaten. Eigener
Munitionsverbrauch der Werksartillerie:
2.202 Schuß 10 cm-Haubitzmunition Zur
Munitionsergänzung der gelichteten Werksbestände wurden in das Werk
„Lusern“ geschafft:
460 10 cm-Granatschrapnells zusammen:
1.230 Schuß
600 8 cm-Granatschrapnells zusammen:
930 Schuß Infolge
chronischen Munitionsmangels konnten die Werksbestände an Munition kaum
zu einem Drittel der vorgesehen Menge ergänzt werden und (es)
war weiterhin äußerste Sparsamkeit geboten. Verluste: Gefallene:
2 Offiziere Zusammen:
82
Mann Verwundete:
1 Offizier zusammen:
68 Mann Bis
31. 08. 1915 konnten alle Verwundeten auf den Hilfsplatz Monte Rover
abgeschoben werden. In der Werksgruft befanden sich zur gleichen Zeit
noch 43 Gefallene, die nicht abgeschoben werden konnten. Resümee für August 1915 Zu
Beginn der II. Beschußperiode Mitte 1915 waren alle seit Kriegsausbruch
im Mai 1915 entstandenen Beschußschäden am Werk „Lusern“, wie an
Beton, Mauerwerk, Graben, Panzer u.a., restlos behoben. Durch die
Aufbringung einer 1 bis 1,50 m hohen Schlichtung von Drahtschanzkörben
auf den Werksdecken war die Widerstandsfähigkeit gegen den neuerlich zu
erwartenden 28 cm-Beschuß ganz wesentlich verstärkt worden. Wie
sich dies zu Beginn des neuerlichen 28 cm-Beschusses zeigt, erlitten die
Werksdecken nur ganz unwesentliche Beschädigungen, welche die
Kampfkraft und Widerstandsfähigkeit des Werkes nicht weiter beeinflußten. Da
die Auftreffgeschwindigkeit der 28 cm-Granaten beim Durchdringen der
Schotterschicht in den Drahtschanzkörben wesentlich vermindert wurde,
erlitten diese auch ganz bedeutende Abweichungen der Flugbahn und
dadurch bedingt eine Änderung des Auftreffwinkels. Die
Auftreffwinkel der 28 cm-Granaten bewegten sich bisher zwischen ca. 600
bis 650; (sie)
hatten nach dem durchdringen der Schotterschicht und (der) zwangsweisen
Änderung der Flugbahn dann Auftreffwinkel, welche sich zwischen 350
und 450 bewegten. Dadurch trafen die 240 kg schweren
Geschosse nicht mehr mit der Geschoßspitze die eigentliche Betondecke,
sondern mit dem ogivalen Geschoßteil, was eine wesentlich geringere
Eindringung in den Deckenbeton zur Folge hatte. Mit der Verringerung der
Endgeschwindigkeit des Geschosses, welches beim Durchfahren der
Schotterschicht bis zur Hälfte verringert wurde, sank auch die
Auftreffenergie der vertikalen Komponente ganz bedeutend. Da die
Auftreffenergie der 28 cm-Bomben ca. 1.000 mt. (= Metertonnen) betrug,
verringerte sich diese ebenfalls um mehr als ein Drittel der
Aufschlagenergie. Es gab keine tiefen Sprengtrichter mehr, da die 28
cm-Geschosse infolge der verminderten Endgeschwindigkeit nur seicht in
den Beton eindrangen und praktisch nur die Sprengladung zur Wirkung in
den flachen Trichtern kam. Dieses
anfänglich so günstige Bild änderte sich allerdings in dem
Augenblick, als der Italiener seine ungleich wirksameren 30,5
cm-Haubitzen zum Einsatz gegen die Werke „Lusern“ und „Verle“
brachte. Nicht nur, daß das Geschoßgewicht der 30,5 cm-Haubitze nahezu
das doppelte betrug als jenes der 28 cm-Haubitzen, war deren
Anfangsgeschwindigkeit wesentlich größer. Auch die Sprengwirkung der
mit ca. 50 kg Perdyt gefüllten Granaten betrug ebenfalls das Doppelte
gegenüber den 28 cm-Geschossen. außerdem hatten alle 30,5 cm-Granaten
eine günstigere Geschoßform mit schlanker Spitze gegenüber den 28
cm-Geschossen, was sich auch ganz wesentlich bei der Überwindung des
Luftwiderstandes und (beim) Eindringen in den Beton auswirkte. Die Auftreffenergie der 30,5
cm-Granaten (schwere Granate) betrug bei günstigem Auftreffwinkel ca.
2.000 mt. Also man sieht, daß die 30,5 cm-Haubitzen mehr als das
Doppelte als die alten 28 cm-Haubitzen zu leisten imstande waren. Solange
die Drahtschanzkörbe in ihrer Schlichtung auf den Betondecken
existierten, traten beim Durchdringen der Schotterschicht ähnliche
Erscheinungen auf wie bei den 29 cm-Bomben. Aber die ungeheure
Sprengwirkung der 30,5 cm-Granaten zerriß und zerstäubte nach und nach
die Schotterschicht mitsamt den Drahtschanzkörben, so daß die
auftreffenden Bomben schließlich auf den blanken Betondecken zur
Wirkung kamen und dann wesentlich unheilvoller wirkten, als die 28
cm-Granaten. Es
war nur der rastlosen Tätigkeit der Werksbesatzung zu danken, daß in
jeder freien Minute der Beschußstille die riesigen Sprengtrichter
zugeschüttet oder, wenn genügend Zeit vorhanden war, ausbetoniert
wurden, so daß der nächste Treffer wieder neue Arbeit leisten mußte,
um die ausgefüllten Sprengtrichter von neuem auszuwerfen. Wiederholt
weist das Werkstagebuch daraufhin, daß der 29 cm-Beschuß ein
Kinderspiel gegen die Wirkung der 30,5 cm-Granaten war und niemanden im
Werk mehr alterierte. Die
schweren Verluste an Offizieren und Mannschaften im August 1915 zeigen
eindringlich, wie schwer und unheilvoll der 30,5 cm-Beschuß sich auch
in diesem Fall für die Besatzung auswirkte. Die
schweren Verluste der eigentlichen Werksbesatzung, also
Festungsartilleristen, Telephonisten, Sappeure, Pioniere u.a., (betrafen)
alles noch alte Friedensdiener,
deren Ausfälle infolge Verwundung oder Tod nicht zu ersetzen waren.
Auch die braven, unermüdlichen Landsturmarbeiter hatten ebenfalls ihren
hohen Blutzoll für die Erhaltung und (den) Bestand des Werkes „Lusern“ zu tragen gehabt. Bei
den Panzern (Drehpanzern) wirkte sich der 30,5 cm-Beschuß infolge deren
inferioren Vorpanzern verheerend aus. Selbst die ausbetonierten
Ringgallerien boten gegen das 30,5 cm-Kaliber keinen verläßlichen
Schutz, da der zerschossene Vorbeton die Vorpanzer bloßlegte, und (diese)
so schutzlos der gewaltigen Auftreffenergie preisgegeben waren, da sie
der schützenden Betonhülle entbehrten. Vor allem war die Panzerstärke
der Vorpanzer, welche auch viel zu wenig tief in den Vorbeton
einreichten, mit durchschnittlich nur 80 mm als viel zu gering bemessen
worden. Dagegen
hatten sich die zwei 8 cm-Minmalschartenkanonen im Traditor hinter deren
Fixpanzern als unverwüstlich erwiesen. Wiederholte Versuche, diese im
direkten Beschuß zu zerstören, scheiterten an der 20 cm starken
Panzerung, die jedes auftreffende Geschoß zum Zerschellen brachte. Viel
Schuld an den großen Beschußzerstörungen trug auch die viel zu enge
Massierung des Werkes „Lusern“ in ba (Zu
dem Umstand,) daß das Werk
„Lusern“ aber trotzdem im großen und ganzen seinen Bestand
behaupten konnte, trug die uns unverständliche Form des Beschusses
aller Lavarone-Folgariawerke bei. Statt im Dauerfeuer das Werk niederzukämpfen
und ihm den Rest zu geben, schaltete unser Gegner immer wieder längere
oder kürzere Feuerpausen von Tagen ein, in welcher Zeit es der
Besatzung immer wieder gelang, die schwersten und gefährlichsten Schäden
rechtzeitig auszubessern. Mit
der Fertigstellung des Felszubringerstollens Ende August trat eine ganz
fühlbare Erleichterung in der Versorgung des Werks „Lusern“ ein.
Auch hier hatte sich die unzweckmäßige, in voller Feindsicht liegende
Werksstraße als verfehlt und unbrauchbar erwiesen, die den
Anforderungen der Front in keiner Weise entsprach. Mit der neuen Lüftungsanlage,
die bombensicher kaverniert etabliert worden war, trat ebenfalls eine
wesentliche Erleichterung für die Lebensbedingungen der Werksbesatzung
ein. Auch hier hatte die für Friedenszwecke sicherlich aureichende Lüftungsanlage
vollkommen versagt und schadete in deren ursprünglichem Zustand und
Leistung mehr, als sie nützte. Die
Haltung der Werksbesatzung unter deren neuem Kommandanten Oberleutnant
Schaufler war vorbildlich und einmalig. Es
folgen nun die summarischen Zusammenfassungen 01. bis 30.
September 1915 Laufender
28 cm-Beschuß, aber kein 30,5 cm-Kaliber. Ausbau der neuen
Batteriestellungen für die abmontierten 10 cm-Turmhaubitzen hinter dem
Werk „Lusern“. Beschußschäden am Pumpwerk „Viaz“ (und)
der Wasserversorgung für das Werk „Lusern“. Verkleinerung der
Durchgangsprofile in den Verbindungspoternen des Batterieblocks und im
Obergeschoß des Kasemattblocks 1.
Die Be- und Entlüftung, welche im neuen Versorgungsstollen etabliert
wurde, arbeitet zur vollsten Zufriedenheit und erleichtert den
Aufenthalt in den Kasematten. Laufende
feindliche Patrouillentätigkeit im unmittelbaren Werksgelände und
Sprengungen an den Hindernissen. Zum
Monatsende (sind) bereits zwei
10 cm-Turmhaubitzen in deren neuen Stellungen feuerbereit. Die beschädigten
beiden drehbaren Beobachtungspanzer (wurden)
vom Skodamonteur wieder drehbar gemacht. Hohe
und höchste Besuche verschiedener Stäbe im Werk „Lusern“. 01. bis 10.
Oktober 1915 Wieder
30,5 cm-Beschuß, gemischt mit 28 cm-Kaliber. Wieder große Schäden an
Beton und Panzer, verbunden mit Deckendurchschlägen. Feindliche Sappen
auf dem ehemaligen Werksglacis. Feindbeschuß der beiden Nahkampfwerke
„Viaz“ und „Oberwiesen“, ohne besondere Schäden anzurichten. Am
03. Oktober (wurde ein) feindlicher Nachtangriff
abgewieabgewiesen, dank der artilleristischen Unterstützung der beiden
Nachbarwerke „Verle“ und „Gschwent“. Am
05. Oktober sind alle drei 10 cm-Turmhaubitzen in deren neuen Stellungen
feuerbereit. Der
neue Felszubringerstollen ist ein Wohltat für die Werksbesatzung bei
deren Versorgung mit Bedürfnissen aller Art. Laufende
Reparaturarbeiten. Beginn des Ausbaus eines zweiten Verbindungsstollens
in den Batterieblock, weiters eines Stollens zu den beiden
Nahkampfanlagen „Viaz“ und „Oberwiesen“ sowie zum Pumpwerk der
Wasserleitung „Viaz“. 11. bis 20.
Oktober 1915 Wieder
30,5 cm- und 28 cm-Beschuß. Die Decke der Traditorenbatterie (wurde)
neuerlich schwerst beschädigt. Oberst Ellison ordnet den vorübergehenden
Ausbau der beiden 8 cm-Minimalschartenkanonen an, um diese vor einer möglichen
Zerstörung zu bewahren. Schwerer Deckendurchschlag im Kasemattenblock. Sehr
gute Bewährung der Profilverkleinerungen in den Gängen des Batterie-
und Kasemattblocks. Werk
„Lusern“ erhält zur Nahverteidigung vier Granatwerfer zugeteilt, für
welche eine Batteriestellung hinter dem Werk ausgebaut wird. Vorbereitungen
für die Reparatur der Decke oberhalb der Traditorenbatterie unter
Zuhilfenahme eines Trägerrostes aus Profilträgern N.P. 40. 21. bis 25.
Oktober 1915 Nur
geringer 28 cm-Beschuß mit uralter Munition. Reparatur
des Drehpanzers der Turmhaubitze Nr. IV. Verwundung des Werksarztes Dr.
Huber. Am 25. X. wird (ein)
feindlicher Nachtangriff abgewiesen. 26. bis 31.
Oktober 1915 Feindliche
Infanterieangriffe auf Werk „Lusern“ konnten unter großen Verlusten
des Angreifers alle abgewehrt (werden).
Die Reparatur der Decke oberhalb der Traditorenbatterie (ist)
beendet. Rückbau der beiden Minimalschartenkanonen in deren
Panzerkasematten. Fertigstellung des Felsstollens zum Nahkampfwerk „Viaz“.
Am
29. X. neuerliche Feindangriffe, (die)
dank der artilleristischen Unterstützung der Werke „Verle“ und
„Gschwent“ abgewehrt (wurden). Schwerer feindlicher Minenbeschuß mit großkalibrigen Flügelminen. Die
feindlichen Sappen sind bereits (bis)
auf 80 m an die Kontereskarpe des Werkes vorgetrieben. Beginn
der Arbeiten am 16. X., Beendigung nach pausenloser Tag- und Nachtarbeit
am 21. X. durch die Werksbesatzung. Die
Wintermonate von November bis Ende Dezember 1915 Der
Kampf der Werksbesatzung gegen Eis, Schnee und Kälte. Es gelang ihr
noch rechtzeitig vor dem Kälteeinbruch, den Trägerrost für die
Turmhaubitze Nr. IV anzubringen. Der Panzerstand der Turmhaubitze Nr. IV
wird wieder armiert. Werk
„Lusern“ vom 1. Jänner 1916 bis 31. März 1916 Die
Ereignisse während der Wintermonate bis Ende März 1916 im Kampf gegen
Eis und Schnee. Vorbereitungen
des Kommandos der Südwestfront auf Lavarone für den geplanten
Frontdurchbruch dortselbst. Die dritte Beschussperiode (01. April bis 20. Mai 1916)
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