DER FESTUNGSPLATZ TRIENT

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker
 

 

Historische Vorbemerkungen:

Seitens der obersten österreichisch-ungarischen KuK Militärführung wurde der Stadt Trient und ihrem Umfeld bereits sehr früh eine bedeutende strategische Position  zur Verteidigung  des Trentin (Welschtirol) und Tirol selbst zugewiesen.

Der Ort liegt am Zusammenlauf mehrerer wichtiger Täler und Pässe. Von Süden her kommend aus Richtung Verona das Etschtal (Val d´Adige), von Osten her das Suganatal (Val Sugana), von Westen her das Valle dei Laghi aus der Richtung des Gardasees kommend, im nördlichen Bereich der Stadt geht nach Westen das Val di Non ab, von wo ab dem Ort Cles die  Strasse  zum wichtigen Tonale-Pass hinaufführt. Des Weiteren führen im östlichen Bereich mehrere Täler und Pässe zu der Hochebene der 7 Gemeinden, auf denen sich die wichtigen Verteidigungsanlagen und Fernkampfwerke der österreichisch –ungarischen Armee befanden.

So wurde die Stadt ab ca.1860 als Festungsplatz ausgebaut und durch viele Werke, Batterien und befestigte Straßensperren geschützt.
Diese Anlagen, ringförmig um die Stadt gelegen, bildeten den Befestigungsgürtel des 19. Jahrhunderts. .Ihr hauptsächliches ba uli ch-architektonisches Merkmal ist die Konstruktion in behauenen Naturstein, die Artilleriestellungen waren entweder offene Wallstellungen oder eng zusammenliegende Kasemattenstellungen innerhalb der Werke.  

Die Verteidigungsanlagen bildeten im Westen eine Linie auf dem Bergrücken des Monte Bondone, im Süden beginnend mit dem Werk Palon (ca.2000müNN),über die Orte Vason-Vanese-Monte Bondone (Kasernenanlagen und Befestigungen) in  Richtung Norden nach  Mandolin-Candriai-Sardagna (Batterien und Blockhaus) bis hin zu den Werken Dos di Sponde und Bus di Vela, dieses sperrte die Strasse  Arco –Trient im Valle dei Laghi in der Nähe der Orte Cadine/Sopramonte. Die an der Flanke des Bondone  nach Trient führende Strasse wurde dort zusätzlich von  den Batterien des Werkes Dos Trento bewacht.  

Das Val di Non wurde durch das Werk und Straßensperre Rocchetta kontrolliert.  

Im Osten beginnt die Verteidigungslinie mit dem Werk Martigniano, Werk Casara im Norden. Richtung Süden wurde das Val Sugana von den 3 Werken bei Civezzano blockiert, weiter Richtung Süden wurde der Cimirlo Pass (Verbindungstal zwischen Val Sugana und dem Etschtal durch die Batterien Roncogno und Cimirlo überwacht um dann am südlichen Ende der östlichen Verteidigungslinie in dem Bereich des Chegul-Marzola Massivs zu enden, an dessen Hang sich die Batterien der 2 Werke Maranza befanden. Diese kontrollierten den Ausgang des Val Isarco (Richtung der Hochebene der 7 Gemeinden) und gleichzeitig das Etschtal.  

Der östlichen Verteidigungslinie waren im Bereich der Orte Levico und Caldonazzo (See von Caldonazzo und See von Levico) weitere Werke und Batterien vorgelagert (Busa Grande, Tenna, Colle del Bene, alle 3 starke Kanonenwerke).  

Der Zugang des Etschtales in Richtung Trient wurde durch viele Anlagen und Stellungen verteidigt. Der Sperrgürtel umfasste die Werke und Batterien Dos Fornas, Brusa Ferro, Mattarello (3 Werke), San Rocco, Romagnano und weitere kleinere Stellungsbereiche.  

Selbst der militärstrategisch wenig vorgebildete Leser wird ohne Zweifel erkennen, das der Bereich um die Stadt Trient eine schwer bewaffnete Festung war. Nimmt man eine geografische Karte zur Hilfe, erkennt man an den strategisch gut gewählten Orten der Werke und  Batterien, wie dicht dieser Verteidigungsring war auf relativ kleinem Raum.

Die Feuerbereiche der Werke und Batterien überdeckten sich vollständig, sie konnten sich zum Teil gegenseitig durch Sperrfeuer schützen.  

Die Stadt Trient selbst war der wichtigste logistische Ort der österreichisch-ungarischen KuK-Armee dieses Verteidigungsbereiches, die hauptsächliche Verbindung war die Eisenbahnlinie Richtung Brenner-Innsbruck. Zahlreiche Kommandos, Magazine und Kasernen waren vorhanden.  

Am Ende des 19.Jahrhunderts musste die oberste Armeeführung jedoch eingestehen, dass aufgrund des rasanten Fortschrittes bei der Entwicklung der Artillerie, insbesondere Reichweite und Durchschlagsfähigkeit der Geschosse, viele dieser Befestigungen einer Belagerung oder einem Beschuss durch diese neuen schweren Geschütze nur unzureichend oder gar nicht mehr standhalten konnten.  

Die 1.Generation dieser Werke und Batterien war in kurzer Zeit hoffnungslos veraltet und teilweise strategisch wertlos geworden.  

Aufgrund der Erfahrungen mit  der damaligen modernen Artillerie, vor allem mit den schweren Kalibern bis 305 mm entstand im Zeitraum ab ca.1914 bis 1916 die 2.Generation des Befestigungsgürtels um die Stadt Trient.  

Das Kommando des KuK Genies  hatte dazu 2 konstruktive Möglichkeiten:  

Entweder moderne schwer gepanzerte oberirdische Anlagen aus Stahlbeton zu errichten (wie dies auf der Hochebene der 7 Gemeinden hinsichtlich der Fernkampfwerke geschah)  

Oder  

sich in absolut bombensichere unterirdische Stellungen unterhalb der strategisch wichtigen Berggipfel, Bergrücken und Berghänge einzugraben und gleichzeitig diese Stellungen durch umfangreiche und schwer befestigte betonierte oberirdische Infanteriewerke, Schützengraben- und Kasematten- bzw. Kavernensysteme zu schützen und deren Zugänge wirkungsvoll  zu verteidigen.  

Die Entscheidung lautete:      Eingraben!
Und so arbeiteten ab ca. Herbst 1914 ununterbrochen die Presslufthämmer, die enorme Stollenanlagen und Kavernen schufen.
Geschützstellungen, die mindestens mit einer naturgewachsenen Felsschicht  von 8 m überdeckt waren, Verbindungstollen, Munitionslager betonierte und befestigte Infanteriewerke, die mit unterirdischen Tunnelanlagen untereinander verbunden waren.
Auf den strategisch wichtigen Bergstellungen reihte sich Betonkasematte an Betonkasematte mit MG´s bestückt, gedeckte Stellungen der Feldartillerie, immense Schützengrabensysteme und Stacheldrahtverhaue im Vor- und Umfeld der neuen Kavernenwerke.
Beobachtungsposten und B-Stellen dienten zur Feuerleitung der Batterien, Kommunikationssysteme, sowohl optische Systeme als auch die neue Technik des Telefons, wurden errichtet.  

Nach und nach wurden alle Batterien und Werke der 1.Generation desarmiert, die Geschütze in die fertigen Kavernenstellungen verbracht oder durch modernere Artillerie ersetzt.

Alte Anlagen zum Teil sogar gesprengt, andere Anlagen dienten danach lediglich als Lager, Unterkünfte oder Kommandostellen.  

 

Die östliche Hauptverteidigungslinie sah 1915 im Großen und Ganzen so aus:  

Werk Casara gesprengt, Hauptwerk Civezzano gesprengt, Verlegung der Geschütze in die umfangreichen Kavernenstellungen unterhalb des Gipfels des Monte Calisio. Befestigung des Gipfels des Monte Calisio und seines Ausläufers in Richtung Civezzano mit befestigten Infanterieanlagen, Grabenstellungen, Unterständen und Kasematten- bzw. Kavernensystemen.  

Fertigstellung der Ersatzanlage für das Hauptwerk Civezzano auf der Höhenkuppe 593 mit Bunkern und Kavernenstellung.  

Verlegung der Batterien Roncogno und Cimirlo auf die bombensicheren neuen Anlagen unterhalb und auf dem Gipfelbereich des nahe gelegenen Monte Celva.  

Befestigung des Bergrückens des Chegul und des Marzola.  

Verlegung der  Batterien der 2 Werke Maranza in Kavernenstellungen oder gedeckten Feldstellungen.  

Neubau eines Kavernenwerkes bei Vigolo Vattaro und auf dem Col di Caura.  

Nachfolgend werden beispielhaft die Entwicklung dieser 2.Generation der Befestigungsanlagen rund um die Festung Trient anhand der gut erhaltenen ba uli chen  Überreste der Anlagen um Trient beschrieben.  

VJ

Italienische Spionagekarte

 

 

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