Die Bewaffnung der Festung Trient 
wie sie in verschiedenen Quellen beschrieben wird

1. Weltkrieg 1914-1918

Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

 

Hier füge ich ein kurzes Kapitel ein, denn in den verschiedenen, auch im Internet veröffentlichten Quellen, gehen die Angaben darüber völlig auseinander und sind zum großen Teil nicht richtig.
Viele Quellen geben zwar besten Gewissens die Artillerieausrüstung der Werke und Batterien wieder, doch vergessen sie, das diese Bewaffnungen häufig geändert wurden und nur Momentaufnahmen waren. 
Andere sind grob fahrlässig recherchiert und nur gemacht um ein Buch zu füllen. 

Die Festung Trient verfügte in ihrem Arsenal über eine sehr große Artilleriereserve, die nach 1909 noch erheblich anwuchs, als im Rahmen der Neubewaffnung der KuK - Heeresartillerie, viele ältere Geschütze ausgemustert wurden, insbesondere die 9cm/M75 Feldkanone.
Alle diese ausgemusterten Waffen wurden in den Festungsarsenalen und Artilleriedepots eingelagert.
Die Standardkanone der Festung Trient wurde die 9cm/M75 F.K., ein Drittel aller in Stellung befindlichen noch älteren Geschütze werden durch sie ersetzt.  

Auch alle  italienischen Quellen und Veröffentlichungen der heutigen Zeit geben  ein völlig falsches Bild über die Bewaffnung der Festung Trient wieder, sogar noch allerneuste Veröffentlichungen.  

Hierzu muss bemerkt werden:  
Einzig richtig sind die Angaben im Generalausrüstungsentwurf der Festung Trient von 1914 ( die Übersicht B zeigt eine Version des Ausrüstungsentwurfes von 1915/1916, sie ist eine Inventarliste ) und die Angaben in der Karte der Artilleriestabsabteilung von Trient vom Herbst 1914. Beide Dokumente waren seinerzeit streng geheim. Bestätigt werden die Angaben in der maschinengeschriebenen Fassung des Ausrüstungsentwurfes, aber auch durch mehrere handgeschriebene Seiten, die die Vorschläge zur Um- bzw. Desarmierung der Werke im Jahre 1914 enthalten. Lediglich beim Werk Dos di Sponde ist eine F.K. –Batterie nicht vermerkt.

Des Weiteren existieren viele Befehle und Instruktionen betreffs der Verlegung des Artilleriemateriales, Um- und Desarmierungen, zum Beispiel bezüglich der Panzerkuppeln und den Geschützen der Tenna Sperre im Valsugana.
Quellenorte sind das Staatsarchiv Trient und das Kriegsmuseum von Rovereto, natürlich auch das österreichische Staatsarchiv in Wien-Abteilung Kriegsarchiv.  

Bevor ich mich also im Einzelnen dem der Festung zur Verfügung stehenden Geschützmaterial zuwende, fasse ich an dieser Stelle die real existierende Bewaffnung der alten exisitierenden Werke und Batterien des Jahres 1914 zusammen und füge die bereits durchgeführten Umarmierungen (Desarmierungen), basierend auf der Karte der Artilleriestabsabteilung von Trient vom Herbst 1914 hinzu.
Das letztere Dokument zeigt die real existierende Situation vor dem großen Ausbau und der Modernisierung der Festung im Jahre 1915 auf. Im Bereich der alten Stellungen kann aber davon ausgegangen werden, das diese in der Bewaffnung so verblieben, im Umfelde der alten Werke und Batterien aber erhebliche Artillerieverstärkungen in Stellung gebracht wurden.

Beispiele sind die Verstärkung der unteren Batterie Mattarello durch die Batterien im Bereich Roccolo (Gedeckte Betonstellungen für ca. 10 Geschütze) und die Kavernenbatterien sowie Batterien in Betonkasematten unterhalb des Werkes Romagnano (Batteriebereich Romagnano-Süd).

 

Die Liste ist eingeteilt in die einzelnen Verteidigungssektionen:  

(Nicht berücksichtigt ist die Armierung mit Maschinengewehren)  

Verwendete Abkürzungen in den Dokumenten :  

F.K.  = Feldkanone

M.K. = Minimalschartenkanone

K.K. = Kasemattenkanone

F.H. = Feldhaubitze

K.    = Kanone

 

Sektion I  

Hauptwerk Mattarello :  

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B: (Inventarliste von 1915/16)  

2 x 15cm/M99 Panzerkuppeln  
2 x 8cm/M94p Panzerkuppeln zur Nahverteidigung  
4 x 12cm/M96 M.K.  
2 Beobachtungskuppeln

 

Umarmierung bzw. Desarmierung : ( laut Karte der Artilleriestabsabteilung )  

Im Hauptwerk aufgestellt und vereinzelt (Beschusssicherheit durch Abstand!)  

2 x 15cm/M80 M.K. ,  

ansonsten ist das Hauptwerk entwaffnet.

 

außerhalb des Hauptwerkes, aber in seiner Nähe in Stellung gebracht:  

4 x 15cm/M61 K.  
2 x 15cm/M78 M.K.

 

Montage der 2 Panzerkuppeln 15cm/M99 im Jahre 1915 in der unterirdischen Panzerhaubitzbatterie „Zampetta“  in der Nähe des alten Hauptwerkes  

Verbleib der 2 kleinen Panzerkuppeln 8cm/M94p nicht dokumentierbar, aber wahrscheinlicher neuer Einbauort Werk Selva (Monte Celva)-unterer Gipfel

 

Obere Batterie Mattarello :  

laut Ausrüstungsentwurf 1914-Übersicht B :  

7 x 15cm/M61 K.  
4 x 9cm/M75/96 F.K.  

Umarmierung bzw. Desarmierung :  

4 x 9cm/M75 F.K.  

Geschütze in Halbbatterien (2 Stück) vereinzelt

 

Untere Batterie Mattarello :  

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :  

4 x 9cm/M75/96 F.K.  

Umarmierung bzw. Desarmierung :  

4 x 12cm/M96

 

Batterie Dos Fornas :  

laut Ausrüstungsentwurf 1914-Übersicht B :  

4 x 12cm/M61 K.  

Umarmierung bzw. Desarmierung :  

8 x 15cm/M78  

 

 

Sektion II  

Batterie Brusa Ferro: 

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :  

4 x 12cm/M61  

Umarmierung bzw. Desarmierung :  

4 x 12cm/M61 K.  
2 x 12cm/M61 K.  
2 x 9cm/M75 F.K.  

 

Batterie Maranza :

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B:  

2 x 9cm/M75/96 F.K.  

Umarmierung bzw. Desarmierung :  

Entwaffnet, in der Nähe und unterhalb in Stellung:  

4 x 9cm/M75 F.K.  

die Batterie danach gesprengt

 

Blockhaus Maranza :  

Laut Ausrüstungsentwurf 1914-Übersicht B :  

Keine Artillerie, lediglich 3 Gewehrlafetten  

Umarmierung bzw. Desarmierung :  

In der Nähe aufgestellt in Feldstellungen :  

2 x 15cm/M80 M.K.  
2 x 15cm/M80 K.  

das Blockhaus danach gesprengt

 

 

Batterie Marzola :  

Laut Ausrüstungsentwurf 1914-Übersicht B :  

Nicht bewaffnet, wahrscheinlich nur Planung  

Armierung laut Artilleriekarte :  

Nicht ausgeführt

 

 

Sektion III

Batterie Roncogno : 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :  

2 x 9cm/M75/96 F.K.  

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

3 x 9cm/M75 F.K.

2 weitere nicht identifizierbare Batterien in der Nähe

(Kartenteil fehlt)  

 

Batterie Cimirlo :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

10 x 9cm/M75/96 F.K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

Entwaffnet, Feldkanonen in Halbbatterien in der Nähe in Stellung , teilweise auf den Monte Celva (Werk Selva) verbracht  

 

Bahnhof Civezzano:

 

Lediglich Gewehrgalerie, verbleibt unverändert  

 

Werk Selva (Monte Celva) :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

Bewaffnung nicht aufgeführt

 

Armierung laut Artilleriekarte :

 

2 x 10cm/M99 F.H.

2 x 9cm/M75 F.K

2 x 9cm/M75/96 F.K.

2 x 9cm/M75/96 F.K.

4 weitere nicht identifizierbare Batterien

(Kartenteil fehlt)

 

Montage von 2 Panzerkuppeln 10cm/M05 im Juni 1915 (vom Werk Colle delle Bene) Panzerhaubitzbatterie Selva

Wahrscheinliche Montage der kleinen Panzerkuppeln 2 x 8cm/M94p auf dem unteren Gipfel (vom Hauptwerk Mattarello) zur Nahverteidigung im Jahre 1915

 

 

 

 

 

Sektion IV :

 

Hauptwerk Civezzano :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

2 x 9cm/M75/96 F.K.

5 x 12cm/M61 K.

3 x 15cm/M61 K.

 

Umarmierung bzw Desarmierung :  

Entwaffnet, mehrere Batterien in der Nähe in Stellung, aber nicht identifizierbar (Kartenteil fehlt), wird danach gesprengt  

 

 

Obere Straßensperre Civezzano:

 

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

2 x 12cm/M61 K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

Entwaffnet  

 

Untere Straßensperre Civezzano :

 

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

3 x 8cm/M95 K.K.

 

Umarmierung bzw.Desarmierung :

 

Bewaffnet , aber Typ nicht identifizierbar (Kartenteil fehlt)  

 

 

Werk (Batterie) Casara :

 

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

6 x 9cm/M75/96 F.K.

 

Unarmierung bzw. Desarmierung :

 

6 x 9cm/M75 F.K.  

 

 

Batterie Calis (Monte Calisio) :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914-Übersicht B :

 

Bewaffnung nicht aufgeführt

 

Umarmierung. bzw. Desarmierung :

 

4 x 9cm/M75 F. K.

 

Der Monte Calisio wir ab 1915 zur größten Befestigungsanlage der Festung Trient ausgebaut.

Außer vielen Kavernenbatterien wird die Panzerhaubitzbatterie Monte Calis

(Monte Calisio) mit 2 Panzerkuppeln 15cm/M99 (vom Werk Romagnano) ausgerüstet. Die unterirdischen feldmäßigen Befestigungsanlagen sind die Modernsten der Zeit, die Panzerhaubitzbatterie ist im Januar 1916 feuerbereit.

 

 

 

Sektion V :

 

Straßensperre Buco di Vela: 

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :  

2 x 9cm/M75/M96 F.K. oberhalb aufgestellt

3 x 9cm/M4 K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

3 x 9cm/M75 F.K. in der Nähe aufgestellt

Straßensperre ist entwaffnet

 

Blockhaus Dos di Sponde :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

2 x 12cm/M61 K.

2 x 9cm/M75 F.K. laut handgeschriebener Umarmierungsliste

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

4 x 9cm/M75 F.K.

2 x 9cm/M75 F.K.

2 x 9cm/M75 F.K.

alle 3 Batterien in der Nähe aufgestellt, Blockhaus ist entwaffnet  

 

 

Sektion VI :

 

Batterie Candriai :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

8 x 9cm/M75/96 F. K. in offenen Stellungen in der Nähe der Batterie

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

Entwaffnet, Batterien weiter auseinander gezogen und verlegt in der Umgebung der alten Batterie Candriai (siehe Artilleriekarte)

 

Blockhaus Mandolin :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

4 x 7cm/M75 Gb. K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

2 x 7cm/M75 Gb. K.

Blockhaus entwaffnet,1 Halbbatterie vorverlegt und unterhalb der Malga Brigolina in Stellung (siehe Artilleriekarte)

   

 

 

 

Sektion VII :

 

Werk Romagnano :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

2 x Panzerhaubitzkuppeln 15cm/M80 (Panzermörser) umgebaut auf Typ M99 (1915) durch Einlegen eines Haubitzrohres in die Mörserlafette

4 x 12cm/M96 M. K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

Panzerkuppeln ausgebaut

2 x 12cm/M96 M. K.

2 x 12cm/M96 M. K.

4 x 9cm/M75 F.K  in der Nähe aufgestellt

2 x 8cm/M75 K.K. in der Nähe aufgestellt  

 

 

Feldmäßiger Stützpunkt Palon :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

4 x 9cm/M75/96 F.K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

4 x 9cm/M75 F.K.

2 x 7cm/M75 Gb.K.  

 

 

Feldmäßiger Stützpunkt Pale ´:

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

Bewaffnung nicht aufgeführt

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

4 x 10cm/M99 F.H. in 2 Halbbatterien  

 

 

Sektion VIII :

 

Batterie Martignano :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

2 x 9cm/M75/96 F.K.

4 x 12cm/M61 K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

Entwaffnet  

 

Werk San Rocco :

 

Laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :  

2 x 12cm/M80 M. K. (Gruson-Panzerturm)

4 x 15cm/M61 K.

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

4 x 15cm/M61 K.

Gruson- Panzerturm entwaffnet  

 

 

Doss di Trento (Dos Trento) :

 

laut Ausrüstungsentwurf 1914- Übersicht B :

 

4 x 15cm/M80 M.K. - Ostbatterie

4 x 9cm/M75/96 F.K. -  Westbatterie

4 x 12cm/M61 K.  – Nordbatterie

 

Umarmierung bzw. Desarmierung :

 

Geschütztypen nicht beschrieben, 3 Batterien bezeichnet  

 

Somit sind diese Werke und Batterien in ihrer Bewaffnung einwandfrei identifiziert.

Hierbei handelt es sich um die letzte auffindbare Beschreibung der Ausrüstung der alten Werke und Batterien.  

 

Volker Jeschkeit März 2005  

 

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