Die Bedeutung der Kärtner Sperren 1915-1917
von Hubert Fankhauser
 

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Vielen Dank an Hubert, für die Information auf meinen Seiten.

 

1. Pass-Sperre Predil – Batterie Predil :

Die Pass-Sperre Predil die in den Jahren 1848 bis 1850 errichtet wurde, hatte die Aufgabe einen von Süden einbrechenden Gegner aufzuhalten. Man kam aber schon im Jahre 1878 zu der Ansicht, dass dies aber schon bei der Flitscher Klause/Kluze, die durch die oberhalb liegende Festung Hermann verstärkt war, geschehen sollte. Deshalb wurde sie aus den Festungsanlagen ausgeschieden und in weiterer Folge als „Depot Oberbreth“ bzw. ab 1907 als „Depot Predil“ bezeichnet. Es diente in den Jahren 1915 bis 1917  als Depot und  Brieftaubenstation. Den Reserven der  Kärntner Schützenkompanien  diente es von Kriegsbeginn bis 3. Juni 1915 als Unterkunft.

Eine weitere Befestigungsanlage im Bereich des Predilpasses / Passo del Predil stellte die Batterie Predilsattel dar. Sie wurde 1899 fertig gestellt

Die Batterie Predilsattel war am 23. Mai 1915 noch vollkommen armiert, da man die Zufahrt zur neuen Kavernenbatterie unterhalb des Predilkopfes / Cima Predil, den ca. 180 m langen Zugangsstollen und die Aussprengung der beiden Geschützkavernen , Munitionsnischen und Bereitschaftsräume nicht rechtzeitig fertig stellen konnte, und der dauernde Bohrmaschinenmangel immer wieder Verzögerungen verursachte. Die Reservemannschaft einer Kompanie des LIR 4 war in der Ortschaft Predil  untergebracht und wurde zur Übertragung der Artillerie Munition aus dem Sperrfort  in die neu errichteten Kavernen Batterien verwendet. (Geschichte der Kärntner Freiwilligen Schützen, Seite 23)

Vom 25. auf den  26. Mai 1915 konnte das erste Geschütz samt Lafette aus der Geschützkasematte II in die Kavernenbatterie gebracht werden, während die anderen Geschütze auf alle erkannten Feindziele weiterhin  das Feuer fortsetzten. Am 27. Mai 1915 erfolgte der erste Beschuss aus italienischen 149 mm Geschützen und am 29. Mai 1915 der erste Beschuss aus 210 mm Mörsern. Am 5. Juni 1915 wurde die Infanteriebesatzung bis auf eine Wachmannschaft abgezogen und vom 7. bis 11. Juni 1915 das zweite Geschütz aus der Geschützkasematte I in die Kavernenbatterie gebracht. Am 12. Juni 1915 setzte schwerstes Feuer aus italienischen 305 mm Geschützen ein, immer Salven zu zwei Schuss, so dass in der Feuerpause vom 16. auf 21. Juni 1915 das dritte  Geschütz, als Reserve in den Zugangsstollen der Kavernenbatterie gebracht werden musste. In der Folge bemerkte der Gegner, dass die Werksgeschütze aus Felskavernen feuerten und versuchte im August 1915 mit ca. 350 Schuss einen Schartentreffer mit 149 mm Geschützen zu erzielen, was ihm aber, auch späterhin, nie gelang. (Schauplätze des Gebirgskrieges IIIb, Historischer Sonderteil von K.Fiala)

 

2. Sperre Malborghet  / Malborghetto( Fort Hensel ): 

Die Sperre Malborghet / Malborghetto hat zu Kriegsbeginnen insofern eine bedeutende Rolle gespielt, als der italienische Nachrichtendienst seinem Oberkommando völlig falsche Informationen über diese Sperre lieferte und dadurch den Eindruck einer starken  und nur schwer überwindbaren Anlage vermittelte.

Nicht weniger als vier 149 mm, zwei 30,5 cm Haubitzen und zehn 21 cm Mörser beschossen das Fort. Diese Artilleriekraft stand im Dognatal/Val Dogna.
Der Gegner hatte die wichtigsten Höhen südlich des Kanaltales in seinem Besitze und konnte jede Bewegung im Fort sowie den Einschlag jedes Artillerieschusses vorzüglich beobachten.
Der erste Schuss auf Fort Hensel fiel am 12. Juni 1915 um 10 Uhr. Bis zum 4. August 1915 stand das Werk fast ununterbrochen in schwerstem Feuer. Bis Mitte Juli 1915 fielen gezählte 2267 Granaten vom Kaliber 21 cm aufwärts, was einem Gesamtgewicht von etwa 350 t Eisen entspricht, auf das Fort. (OULK Band II, Seite 767)

Doch seine Artilleriebesatzung hielt bis zum Äußersten stand und griff zeitweise mit ihren Turmhaubitzen, soweit diese noch verwendbar waren, in den Feuerkampf ein. Da das Werk im Frühjahr 1915 teilweise desarmiert worden war, besaß es bei Kriegsausbruch nur sechs Geschütze: zwei Panzerhaubitzen und vier Kanonen.
Anfang August 1915 hörte das schwere Bombardement des Forts auf. Die Artillerie des Gegners feuerte dann nur mehr zeitweise gegen das Werk.
Im März 1916 wurden die beiden Haubitzen aus dem Werk genommen und anderweitig verwendet.
Da sich das Fort ca. 3 km hinter der eigenen Linie befand wurde es nie infanteristisch angegriffen. (Der Krieg an Kärntens Grenze, Hans Lukas, Seite 92)

 

3. Werk Raibl, mit Blockhaus Aibl
( Seewerk Raibl , Werk Raibler See oder Seebachtalsperre)

Das Werk Raibler See (Lago del Predil) war bereits am 15. Mai 1915 vollständig desarmiert und die sechs 9 cm M.4 Kanonen zu je 2 Geschützen am „Rauhen Köpfl“, nordwestlich des Werkes, am „Wischberg-Weißenbachsattel“ und am „Seekopfsattel“ eingebaut. Die Feuerbereitschaft war am 15. Mai 1915, am 20. Mai 1915 und am 30. Mai 1915 bereits gegeben. Am Tag des Kriegsbeginnes mit Italien war das Werk von allem beweglichen Inventar geräumt und nur der Panzerbeobachtungsstand vom Beobachter und einem Telefonisten besetzt.

Bereits am 24. Mai 1915 feuerte eine ital. 149 mm Batterie und ab 26. Mai 1915 eine zweigeschützige 210 mm Mörserbatterie aus einer Position östlich des Neveapasses/Sella Nevea gegen Werk und Strasse.

Am 1. Juli 1915 erfolgte die erstmalige Beschießung mit einem Kaliber von 30, 5 cm. Die Beschießungen dauerten bis August 1915. (Schauplätze des Gebirgskrieges IIIb, Historischer Sonderteil von K.Fiala)

 

4. Talsperre Gugg:

Eine Felsengalerie für Positionsgeschütze und Maschinengewehre befand sich auf der Südseite neben der Eisenbahn in Bau.

Die Guggstellung vor Malborghet / Malborghetto war durchaus nicht nach den neuesten Erfahrungen des Stellungskrieges ausgebaut; die schematisch ausgebaute, das Gelände nicht berücksichtigende Befestigungslinie war bisher unübersichtlich, zum Teil eingedeckt und hatte meist nur beschränkten  Ausschuss; die Hinderniszone war zu schwach gehalten, Flankierungsanlagen waren teilweise vorhanden aber durchaus nicht in genügender Weise ausgebaut ; Kavernen waren nicht in ausreichendem Maße vorhanden.

Erst am 2. März 1916 erschienen Major Pakeny und Ing. Havas, letzterer wurde dem Subabschnittskommando zugeteilt, um bedeutende Arbeiten zur Herstellung gesicherter Unterstände (Schwarm und Fuchslöcher) Flankierungsanlagen und Kavernen in die Wege zu leiten, sowie die Hindernisse und den Anschluss zu verbessern.

Diese Arbeiten wurden erst später, als Hauptmannn Reinisch das Kommando in der Guggstellung hatte, durchgeführt und im Frühjahre 1916 vollendet.

Wenn auch die Eigenart des Geländes und der beiderseitigen Frontlinien, Kampfhandlungen größeren Stiles verhinderten, so erforderte gerade die Guggstellung als Talsperre, gründliche wohldurchdachte Befestigungsarbeit in Wald, Fels und eingesehenem Wiesengrund.

Im Laufe der Zeit wurde die ganze Stellung insbesondere Vogeltesa vorgelegt, eine an 30 m breite Hinderniszone geschaffen, fast sämtliche Unterkünfte wurden neu gebaut, ein neuer Hilfsplatz errichtet, ebenso ein Soldatenheim, vor allem aber wurden soviel U –Kavernen

geschaffen, dass die gesamte Besatzung Schutz gegen Artilleriefeuer fand. Von besonderem Werte war die Fertigstellung der teilweise schon früher in Angriff genommenen Felsengalerien, die mit Maschinengewehren und Positionsgeschützen bewehrt, als Flankierungsanlagen dienten, wodurch die zwischen Eisenbahnlinie und den Berglehnen liegende Talstellung später aufgelassen werden konnte.
 

5. Seisera Talsperre :

Keine Sperre im fortifikatorischem Sinne sondern eine Feldsperre mit Stacheldrahthindernissen und flankierenden MG Stellungen. Sie sollte als Abwehrmaßnahme für einen eventuellen italienischen Vorstoß über den Somdogna Sattel/Sella di Somdogna und weiter durch das hintere Seiseratal /Val Saisera dienen. (Anm. d. Verfassers)

Artilleriestellung Rauhe Köpfe

Die Kärntner Sperren wurden nach der Durchbruchsschlacht von Flitsch – Tolmein im Oktober 1917 als „nicht mehr verteidigungs- und ausbesserungsfähig“ angesehen und dem Verfall preisgegeben.

Quelle:

Östereichs Thermopylen 1809 - 1918
Hubert Fankhauser
Die vergessene Front im Kanaltal
Das Buch beschäftigt sich mit einer Region, die trotz
millionenfacher Durchquerung den Meisten relativ
unbekannt geblieben ist.
Das Kanaltal, südlich von Kärnten war oft eine Stätte
dramatischer Ereignisse. Diese und auch historische
Hintergründe begleitet von Aufnahmen die das Damals
wie das Jetzt dokumentieren.

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hubert.fankhauser@aon.at

 
Unbesiegt und doch geschlagen
Der Gebirgskrieg an Kärntens Grenze 1915-1917

Hubert Fankhauser / Gallin Wilfried

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  Regimentsgeschichte des
k.u.k. IR 7 Khevenhüller

Hubert Fankhauser

Erscheinungstermin Nov-Dez 2006

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