Die Festung Trient Die alten Werke und Batterien der Festung Trient und ihr Ende
1. Weltkrieg 1914-1918 Ulrich Mößlang / Volker Jeschkeit Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist |
Die letzte auffindbare Inspektion der alten Befestigungsanlagen fand zwischen Januar und September 1914 statt. Hier sei an dieser Stelle kurz ein Überblick gegeben über die Situation der Anlagen , wie sie von Offizieren festgestellt wurde. Die Auflistung folgt in der Reihenfolge der Verteidigungssektionen I-VII und der Stadtsektion VIII.
Hauptwerk Mattarello: Eintragungen durch Hauptmann Jedliczka im März 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 7 Offiziere/161 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 7 Offiziere/177 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x12cm/M96, 2x15cm Panzerhaubitzen (PZH), 2x8cm Panzerkanonen (PZK), 1x8mm MG in Panzerstand, 3x8mm MG in Panzerkoffern und 9 Gewehrlafetten
Obere Batterie Mattarello: Eintragungen durch Hauptmann Jedliczka im März 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 2 Offiziere und 83 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 5 Offiziere und 156 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x9cm/M75/96, 7x12cm/M61 und 23 Gewehrlafetten
Untere Batterie Mattarello: Eintragungen durch Hauptmann Jedliczka im März 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 2 Offiziere und 75 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 3 Offiziere und 79 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x9cm/M75/96
Batterie Dos Fornas: Eintragungen durch Oberleutnant Huetter im Februar 1914: Keine Eintragungen der Besatzungsstärken für die Kriegsfälle „R“ und „I“. Bewaffnung: 2x9cm/M75, 2x12cm/M61 und 10 Gewehrlafetten
Batterie Brusa Ferro: Eintragungen durch Oberleutnant Huetter im März 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 49 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“ : 1 Offizier und 47 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x12cm/M61 und 10 Gewehrlafetten Warum bei dieser Batterie im Kriegsfall „I“ die Besatzungsstärke niedriger ist, ist nicht erklärbar.
Batterie Maranza: Eintragungen durch Oberleutnant Huetter im März 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 45 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 2 Offiziere und 57 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 2x9cm/M75 und 5 Gewehrlafetten
Blockhaus Maranza: Eintragungen durch Oberleutnant Huetter im März 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 23 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 1 Offizier und 16 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 3 Gewehrlafetten. Auch hier ist die Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“ geringer ausgewiesen.
Batterie Cimirlo: Eintragungen durch Hauptmann Heppner im Januar 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 2 Offiziere und 92 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 4 Offiziere und 147 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 10x9cm/M75 und 11 Gewehrlafetten Eintragung: „Schusssicher ?“
Batterie Roncogno: Eintragungen durch Hauptmann Heppner im Januar 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 40 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 1 Offizier und 28 (?) Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 2x9cm/M04, 2x9cm/M75 und 6 Gewehrlafetten
Gewehrgalerie Bahnhof Civezzano ist gleichzeitig mit der unteren Straßensperre Civezzano erfasst.
Untere Straßensperre Civezzano: Keine neuen Eintragungen ersichtlich, letzte Berichtigungen durch Hauptmann Zeidler im Jahr 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 47 Unteroffiziere und Mannschaften , davon 11 Mann detachiert für die Gewehrgalerie Bahnhof Civezzano. Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 1 Offizier und 57 Unteroffiziere und Mannschaften, gesamt 64 Mann mit Gewehrgalerie Bahnhof Civezzano. Bewaffnung: 3x8cm/M95 Kasemattkanonen
Obere Straßensperre Civezzano: Letzte Eintragungen von Hauptmann Schönherr: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 38 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall“I“: 1 Offizier und 45 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 2x12cm/M61 und 2 Gewehrlafetten Eintragung: „Gegen Einzeltreffer feldgeschützsicher“
Hauptwerk Civezzano: Letzte Eintragung von Hauptmann Schönherr 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 73 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“: 4 Offiziere und 138 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 3x15cm/M61, 5x12cm/M61, 2x9cm/M75 und 3 Gewehrlafetten Eintragung: „Gegen Einzeltreffer feldgeschützsicher“ (Laut Geniedirektion Res.Nr.3244 /1913) Desarmierung verfügt mit Erlass vom Kriegsministerium Abt.8/Nr.891 res vom 13.11.1913
Werk (Batterie) Casara: Letzte Eintragungen im Jahre 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 43 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 3 Offiziere und 95 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 6x9cm/M75 (Nach Umbau hatte die Batterie Casara 4x9cm/M75)
Straßensperre Buco di Vela: Letzte Eintragungen von Oberleutnant Amorth im Februar 1915: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 2 Offiziere und 47 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 2 Offiziere und 79 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 3x9cm/M04, 2x8cm/M75 und 3 Gewehrlafetten
Blockhaus Dos di Sponde: Letzte Eintragung von Oberleutnant Amorth im September 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall „R“: 51 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“: 58 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 2x12cm/M61, 2x9cm/M75/96 und 12 Gewehrlafetten
Batterie Candriai: Letzte Eintragungen von Oberleutnant Amorth im Februar 1914: Besatzungsstärke Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 52 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Kriegsfall „I“: 2 Offiziere und 129 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 8x9cm/M75/96 und 11 Gewehrlafetten
Blockhaus Mandolin: Letzte Eintragungen von Oberleutnant Amorth im Februar 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall „R“:2 Offiziere und 49 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“: 2 Offiziere und 62 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x7cm/M75 Gebirgskanonen und 12 Gewehrlafetten
Oberer Stützpunkt Palon: Letzte Eintragung von Oberleutnant Amorth im Februar 1914: Besatzung : 36 Mann (Unteroffiziere und Mannschaften) Bewaffnung: 6 MG
Unterer Stützpunkt Palon: Letzte Eintragung von Oberleutnant Amorth im Februar 1914: Besatzung: 48 Mann (Unteroffiziere und Mannschaften) Bewaffnung: 4x9cm/M75/96 und 4 MG
Stützpunkt Pale`: Letzte Eintragung von Oberleutnant Amorth im Februar 1914: Keine Besatzungsstärke angegeben Bewaffnung: 4x10cm/M99 Haubitzen
Werk Romagnano: Letzte Eintragung durch Hauptmann Jedliczka im März 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall „R“: 2 Offiziere und 106 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“: 4 Offiziere und 148 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x12cm/M96 MSK, 2x15cm PZH, 3x8mm/M93 MG in Panzerständen, 8x8mm/M93 MG in Panzerkoffern und 4 Gewehrlafetten
Stadtsektion VIII-Trient:
Batterie Martigniano: Letzte Eintragung von Hauptmann Schönherr im Jahre 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall „R“: 1 Offizier und 57 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“: 2 Offiziere und 62 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x12cm/M61, 2x9cm/M75 und 11 Gewehrlafetten Eintragung: „splittersicher“
Dos Trento: Keine Eintragungen, Bewaffnung wie vorher beschrieben
Die Befestigungen Dos Trento und Batterie Martigniano dienten zur Beherrschung der Stadt Trient und hatten für die Verteidigung der Festung und ihrer Gürtelbereiche keine direkte Aufgabe.
Werk San Rocco: Letzte Eintragung von Hauptmann Jedliczka im März 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall „R“: 2 Offiziere und 70 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“: 4 Offiziere und 134 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x15cm/M61, 2x12cm/M80 im Gruson-Panzerturm und 17 Gewehrlafetten
Sperre Tenna (im Valsugana):
Werk Tenna: Letzte Eintragung im Februar 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall“R“: 5 Offiziere und 186 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke Im Kriegsfall „I“: 7 Offiziere und 275 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 8x12cm/M80 MSK, 2x10cm PZH, 4x11mm Mitrailleusen und 4 Gewehrlafetten
Werk Colle delle Benne: Letzte Eintragung durch Hauptmann Zeidler im Februar 1914: Besatzungsstärke im Kriegsfall „R“: 4 Offiziere und 133 Unteroffiziere und Mannschaften Besatzungsstärke im Kriegsfall „I“: 5 Offiziere und 197 Unteroffiziere und Mannschaften Bewaffnung: 4x12cm/M80 MSK, 2x10cm PZH und 10 Gewehrlafetten
Am 11.8.1915 schreibt die Geniedirektion Trient an das AOK, registriert in dessen Akten unter AOK Nr.14.215:
Hauptwerk Mattarello: Desarmierung in Durchführung Obere Batterie Mattarello: Desarmierung in Durchführung Untere Batterie Mattarello: Desarmierung in Durchführung Batterie Dos Fornas: Desarmierung anbefohlen Batterie Brusa Ferro: Desarmierung anbefohlen Batterie Maranza: Demoliert Blockhaus Maranza: Demoliert Batterie Roncogno: Desarmiert Batterie Cimirlo: Demoliert Untere Straßensperre Civezzano: Bewaffnung 3x8cm/M75/94 auf Vorderpivot Schlittenlafette, Gewehrgalerie Bahnhof Civezzano “bombensicher” Obere Straßensperre Civezzano:: Entwaffnet Hauptwerk Civezzano: Demoliert Werk Casara: In Demolierung begriffen, (altes Werk im Mai 1915 gesprengt) Straßensperre Buco di Vela: Teilweise entwaffnet Blockhaus Dos di Sponde: Als Fortifikationsobjekt aufgelassen und desarmiert (nur als Scheinbau) Batterie Candriai: Teilweise Demolierung in Ausführung Blockhaus Mandolin: Teilweise Demolierung in Ausführung Werk Romagnano: a) desarmiert, b) permanente 12cm/M96 Ersatzkanonenbatterie schussbereit, c) 15cmPZH ausgebaut, Sprengarbeiten auf Monte Kalis in Ausführung, d) permanente 12cm/M96 Kanonenbatterie Marzola schussbereit, Betonierungsarbeiten größtenteils fertig
Verteidigungssektion VIII-Trient:
Batterie Martigniano : Desarmiert Werk San Rocco: Panzerturm S.Rocco desarmiert
Dieses Schreiben dokumentiert das Ende der alten Festung Trient mit seinen Werken und Batterien. Die nicht demolierten Befestigungen dienten danach nur noch als Scheinbauten und als Lager oder Unterkunft. Die in 3 Abschnitten bis 1898 im so genannten „Trientiner Stil“ errichteten Befestigungen hatten ausgedient. Sie waren in wenigen Jahren wertlos geworden. Der Grund dafür ist nicht nur die rasante Entwicklung der Artillerie mit ihren modernen und durchschlagsfähigen Geschossen gewesen, sondern ist auch im Baustil selbst zu suchen. Der „Trientiner Stil“ war eine Fehlentwicklung in der Befestigungstechnik. Schon während der letzten Baufase wurde darüber im Kriegsministerium debattiert. Aufgrund des zu geringen Budget und damit verbunden der chronische Geldmangel mussten diese Werke und Batterien auf engsten Raume errichtet werden. Anstatt weitläufiger Batterieblöcke mit getrennten und entfernten Unterkunftsbereichen wurden mehrstöckige und kompakte permanente Befestigungen errichtet. Das war billiger und konnte bezahlt werden. Die Geschütze standen in ihren Kasematten dicht zusammen, die Werke selbst mussten mehrere Stockwerke haben, um alle erforderlichen Ausrüstungen und auch die Besatzungen unterbringen zu können. Weithin sichtbar waren sie gute Ziele für die feindliche Belagerungsartillerie, die sich in kurzer Zeit präzise auf diese Werke und Batterien einschießen konnte und sie damit in kurzer Zeit zerstört hätte. Schon damals diskutierte man über bombensichere Batterien in Kavernen; doch waren diese Konstruktionen in Friedenszeiten zu teuer und blieben Einzelfälle, wie zum Beispiel die Kavernenbatterie der unteren Straßensperre Civezzano. Im Jahre 1915 spielte Geld keine Rolle mehr, die Finanzierung der modernen Festung Trient erfolgte über die Zeichnung von Kriegsanleihen und Aufnahme von Krediten.
Anmerkung:
MSK = Minimalschartenkanone PZH = Panzerhaubitze in um 360 Grad drehbarer bombensicherer Panzerkuppel PZK = Panzerkanone in um 360 Grad drehbarer Panzerkuppel, nicht bombensicher AOK = Armeeoberkommando Kriegsfall „R“ = Kriegsfall Russland Kriegsfall „I“ = Kriegsfall Italien
Die Verteidigungssektionen der Festung Trient sind entgegen dem Uhrzeigersinn gezählt und beginnen im Süden (Etschtal) mit der Sektion I. VJ |
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