Spitz Cornetto
Cima Cornetto

Stützpunkt

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
  
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

Uli Mößlang / Volker Jeschkeit

 

Die Exkursion war ein voller Erfolg. Das Wetter war schön und warm, wenn 
auch die Fernsicht durch Dunst getrübt. Es begann in Vazon um 8.30 
morgens. Mit dem Mercedes Jeep von meinem Freund Lino Nicolussi und 
natürlich mit meinem anderen Freund Franco Zobele starteten wir. Es 
hatte die Tage vorher geregnet, der Boden war noch sehr weich und 
natürlich war die Grasnarbe mit Morgentau überzogen. Lino hatte Zweifel, 
ob wir ankommen. Der Weg zum Fuße des Cornetto ist steil, eng und sehr 
rutschig. Was macht man also: Man packt das ein, was normalerweise bei 
uns im Winter fast nie gebraucht wird. Die Schneeketten! Lino´s alter 
Mercedes Jeep mit dem 3 Liter Dieselmotor ist 24 Jahre alt und hat 
303000 km auf dem Buckel. Das Auto ist unverwüstlich und jedem heutigen 
super-elektronisch ausgerüsteten und kontrollierten 4x4 Antrieb 
überlegen. Auf dem aalglatten Gras dreht jede Elektronik durch, sie 
weiß nicht, was sie machen soll. Die mechanisch zuschaltbaren 
reduzierten 4x4 Gänge sind hier ein einfaches, aber total überlegenes 
Konzept: Im 1.Gang den steilen Armierungsweg hoch, der 3 Liter Diesel 
gibt dabei das notwendige Drehmoment bei geringster Geschwindigkeit. Und 
doch klappte es nicht: An einer steilen und glatten Stelle war nichts zu 
machen: Das Fahrzeug rutschte einfach auf allen Vieren auf der nassen 
Grasnarbe völlig unkontrolliert bergabwärts- Auslaufen lassen in einem 
"weichen" Unterholz, es krachte und knirschte, aber der Mercedes stand, 
Bremsen war zwecklos, einfach nur leicht steuern oder gegensteuern. 
Danach die Schneeketten montiert auf einer relativ planen Wiese und 
weiter ging es. Diesmal klappte es, die Ketten griffen gut im weichen 
Untergrund. Bis zum Berg Cornetto kommt man aber nicht, vorher muss man 
parken, der Rest dann zu Fuß. Also nichts für Uli! 
Anmerkung von Uli: 
Ich bin nur zu faul zum laufen wenn es sich vermeiden lässt. Volker setzt üble
Gerüchte in die Welt.
Der Weg ist steil und rutschig, meine Knie machten aber mit. Dann waren wir 
auf dem fast 2200m hohen Gipfel und die eigentliche Erkundung begann.
Ein Wort zu meinem Freund Lino:
Lino´s Vater war Trentiner Landesschütze und baute als detachierter 
Soldat diese feldmäßigen Befestigungen auf dem Cornetto mit. Während des 
Krieges wurde er in Russland 3 x mal schwer verwundet und im Juli 1918 
als Oberjäger entlassen mit offizieller Entlassungsurkunde. Er wurde 
auch mit Verdienstmedaillen ausgezeichnet, die ihm im August 1918 
zuerkannt wurden. Diese Auszeichnungen kamen aber nie an, er hat von 
seinem Vater nur die entsprechenden Urkunden geerbt, wie auch den 
Militärmantel, die Mütze, das Koppel und die Bergstiefel.
Lino´s Vater wurde durch russische Bajonette 3 x mal schwer verwundet, 
das letzte Mal wurde er von ungarischen Soldaten gerettet und in einem 
Feldhospital einigermaßen zurecht gepflegt. Er machte fast alle 
Angriffe mit der blanken Waffe mit und überlebte sie. In den Dokumenten 
im Familiennachlass bescheinigen seine Vorgesetzten ihm 
außerordentliche Tapferkeit und benannten ihn mehrmals für 
Auszeichnungen und Beförderungen. Da er anscheinend ein "nicht 
vertrauenswürdiger Trentiner italienischer Sprache" war, wurde bis Juli 
1918 daraus nichts. Die Beförderungen kamen erst Anfang 1918, die 
Tapferkeitsmedaillen in Silber kamen nie an, nur die Urkunden. Lino´s 
Vater glaubte an den Kaiser, da er nur ihn als einigende Autorität 
erachtete. Er glaubte fest an Österreich, an seine Ordnung und 
Gerechtigkeit. In vielen Briefen, die alle mit "Viva Austria!" endeten, 
beklagt es sich aber bitter darüber, das die KuK Offiziere seiner 
Trentiner Einheit immer misstrauten, obwohl diese äußerst tapfer an der 
russischen Front in Galizien kämpfte. Allerdings wurde so manche Passage 
von der Militärzensur gelöscht. Andere Einheiten, ja sogar selbst 
Kaiserjägerkompanien zogen sich zurück, sein Bataillon hielt erbittert 
die Stellungen und deckte sehr oft den Rückzug von Truppenteilen. Den 
Trentinern baute man sogar abends die Schlösser aus den Gewehren aus, 
und gab sie ihnen erst zum Angriff oder zur Abwehr eines feindlichen 
Angriffes zusammen mit der Munition zurück. Er beklagte sich häufig über 
diese absurde Situation in seinen Erzählungen nach dem Kriege. Allgemein 
ist aber auch die Aussage, das sein Regiment viel lieber gegen die 
Welschen marschiert wäre! Sie hätten ihre Trentiner Heimat entschlossen 
verteidigt.
Noch auf dem Sterbebett soll er seiner Frau gesagt haben: Viva Austria! 
und das er hoffe, das der Kaiser endlich zurückkäme und die "Sache hier 
im Trentin" wieder in Ordnung bringe.
So bin ich also heute mit Lino und Franco auf den Gipfel des Cornetto 
gegangen, der höchsten Stellung der Festung Trient auf fast 2200m Höhe. 
Meine Erwartungen wurden erfüllt. Der Gipfel ist rundherum stark 
befestigt, Kavernen, Stollen, Geschützstellungen und MG Kasematten 
allerorten. Betonierte und vollständig mit Betondächern eingedeckte 
Schützengräben. 
Gruß VJ

 

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