Einbaum im Starnberger See

Lino v. Garzen

 

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

Einbäume haben am Starnberger See eine sehr lange Tradition. Der bislang älteste Einbaum (mit einer Länge von 13 Metern) wurde in den 80er Jahren bei der Roseninsel entdeckt. Er konnte auf die Zeit um 900 v. Chr. datiert werden, was ihn zum ältesten Einbaum ganz Bayerns macht.
Mehr als 10 Funde im Starnberger See wurden dokumentiert, darunter auch ein Exemplar aus dem Mittelalter um 1000 n. Chr.
Der letzte nachgewiesene Einbaum wurde 1868 gebaut, er markiert den Endpunkt dieser jahrtausende alten Tradition. Er hat seinen letzten Liegeplatz nun in Archäologischen Staatssammlung in München und kann dort besichtigt werden.
Auch im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum in München wird ein Einbaum im Bereich der Fischereigeschichte ausgestellt.

Durch einen glücklichen Zufall haben wir 2005 erneut einen Einbaum im Starnberger See gefunden:

Die Fa. Mantz Unterwassertechnik hatte vor einigen Jahren mit einem Side Scan Sonar im Starnberger See nach den Spuren eines schwedischen Heeres gesucht. Bei einem Besuch zeigte mir Harald Mantz ein dabei entstandenes Sonarbild eines unbekannten Unterwasserobjekts.

Der Einbaum hat eine Länge von 6m, eine Breite von 85cm, liegt in nordöstlicher Orientierung auf Grund. Heck- und Bugbereich ragen aus dem Sediment. Der restliche Bootskörper befindet sich nach 15 cm freiliegender Bordwand unter schützender Sedimentabdeckung. Der Bug verläuft verjüngend und nach oben gezogen aus. An Steuer- und Backbord befinden sich runde Löcher in der Wandung unterhalb des Freibords. Im Innern des insgesamt breiter ausgearbeiteten Heckbereichs liegen mehrere große Steine mit einem Durchmesser von ca. 40 cm. Im "Achterschiff" des Einbaums bei den Steinen wohnt die obligatorische Wrack-Quappe (Aalrutte), diese Form der neuen Nutzung hat auch eine lange Tradition bei den Wracks im Starnberger See.
Aufgrund der Form des hochgezogenen Buges, der sehr guten Holzbearbeitung und des ausgezeichneten Zustandes gehen wir momentan davon aus, dass es sich um einen Einbaum aus den letzten Jahrhunderten handelt. Im nächsten Jahr werden gegebenenfalls weitere Untersuchungen durchgeführt, um eine genauere Altersbestimmung zu ermöglichen.

Anhand der GPS-Koordinaten haben wir das Suchgebiet bestimmt und Taucher der BGfU (Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie) konnten dort im September 2005 einen ersten Tauchgang durchführen. Auf 37m Tiefe fanden wir nach kurzer Zeit einen sehr gut erhaltenen Einbaum. Eine Markierungsboje wurde gesetzt und Details photographiert. Nach einer erneuten Positionsbestimmung an der Boje haben wir eine Fundmeldung erstellt und das Landesamt für Denkmalpflege informiert.

Im Oktober haben wir einen zweiten Tauchgang durchgeführt um den Einbaum zu
vermessen:

Da wir am und mit dem Starnberger See aufgewachsen sind, interessieren wir uns schon lange für die Geschichte des Sees und forschen Über- und vor allem Unterwasser nach Spuren und Erinnerungen aus längst vergangene Zeiten. Das dabei entstandene Wissen und die Erfahrung wird mit gleich gesinnten Forschern geteilt und fließt auch in unsere Tauchausbildungen ein.
Spezieller Schwerpunkt unserer Forschung ist dabei jüngere Fischerei- und Schifffahrtsgeschichte am Starnberger See. Aus diesem Grund war die Entdeckung des vermutlich "neuzeitlichen" Einbaums für uns ein besonders wichtiger Fund und da im Zeitraum der Entdeckung und Untersuchung des Einbaums unsere Tochter "Emma" geboren wurde, wurde dann auch der bis dahin namenlose Einbaum auf "Emma" getauft.

Bei den Tauchgängen waren dabei: Marcus Thier, Lena & Lino von Gartzen und Christian Müller von der BGfU. Jan Jirasco hat noch einige Detailsphotos für eine Photodokumentation erstellt.

Der Einbaum im Museum für Jagd und Fischerei, München

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