Josefine Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker
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Der Hin Die
Geschichte um die Erforschung der Hintergründe des Wracks
„Josefine“ an der Steilwand bei Allmannshausen begann im Herbst vor
einem Jahr. Bei einer Tauchlehrerprüfung machte ich Bekanntschaft mit
Wolfgang Zettel von den Tech divers Germany. Er erzählte mir abends
beiläufig von einem Wrack, das in über 80m Tiefe vor der Steilwand in
Allmannshausen liegt. Er
hatte das Wrack im Frühjahr 2001 bei einem Trainingstauchgang zufällig
entdeckt, und seitdem mehrmals betaucht. Mein
Interesse für die Geschichte war geweckt. 3 Jahre zuvor hatte ich ein
Boot vor Berg gefunden. Seitdem habe ich mich viel mit der Geschichte
der Fischerei und dem Transportwesen am Starnberger See beschäftigt.
Bei meinen Recherchen stieß ich immer wieder auf den
Namen „Fischermichl“. Das war der Hausname der Familie Böck.
Die Geschichte dieses Ammerlander Fischlehens lässt sich bis ins 16.
Jahrhundert zurückverfolgen.
Neben
der Fischerei betrieben damals viele Fischerfamilien zudem noch
Landwirtschaft und Frachtfahrten über den See. Transportiert wurde
dabei alles mögliche; vom Baumaterial und Möbeln bis zu benötigten
Nahrungsmitteln. Die Lastkähne dieser Zeit wurden „Fahren“ genannt,
ihre Steuerleute Fargen.
So
wurde zum Beispiel Bier von der Brauerei in Tutzing am Westufer in die
Wirtshäuser ans Ostufer Ammerland geliefert. Einige von diesen Fässern
sind heute noch im See zu finden. Der Transport über den See dauerte
rudernd ca. 2-3 Stunden bei Windstille, bei günstigem Wind konnten
viele Boote auch gesegelt werden. Die größeren „Fahren“ wie die
Josefine hatten oft ein einfaches Rahsegel, das ermöglichte ein Segeln
bei achterlichem Wind. Der Mast der Josefine war vermutlich auch zum Be-
und Entladen des Schiffes als Kran zu benutzen.
Der
Untergang der Josefine fällt in die Zeit um 1900. Seit dieser Zeit zog
es immer mehr wohlhabende Städter an den Starnberger See. Die Bautätigkeiten
nahmen überall stark zu, es entstanden viele Villen an den Ufern. Die
„Josefine“ war das größte Transportboot dieser Zeit am See. Es
hatte eine Länge von ca. 13 Metern und konnte laut Überlieferung 3000
Ziegel, bzw. 22 Tonnen Fracht aufnehmen. Ob das Boot noch vom Vater Joseph Böck (1828-1891) angeschafft wurde, oder von seinem legendären Sohn Georg (1862-1921), konnte nicht sicher geklärt werden. Vater und Sohn waren über die Gemeindegrenzen bekannt, der Vater für seine Trinkfestigkeit (Legenden berichten von 30 halben in einem Zug), der Sohn für seine äußerst kräftige Erscheinung, die ihm auch den Namen Herkules von Oberbayern einbrachte.
An der Stelle, an der sich früher diese Kiesgrube befand, steht nun das so genannte „Bayerische Haus“. Tauchern ist dieses Gebäude bekannt, es ist die ansprechende gelbe Villa gegenüber der Wasserwacht, die wohl jeder Steilwandliebhaber gerne sein eigen nennen würde: Vom dazugehörenden Seegrundstück aus kann man sich direkt in die Steilwand fallen lassen.
Vor der heutigen Wasserwachtstation wiederum war der Liegeplatz der
„Josefine“. Nicht sehr weit entfernt hat sie Ihren letzten Ruheplatz
gefunden, in über 80 Meter Tiefe. Der
Untergang Wann
genau die „Josefine“ gebaut wurde, sie stammte ursprünglich vom
Ammersee, und wann sie in den Besitz der Fam. Böck gelangte, ist nicht
sicher festzustellen. Genauso ist es mit Ihrem Ende vor der Steilwand.
Es gibt zu Ihrem Untergang 3 verschiedene Geschichten: A.
Das Boot wurde vom Eis abgetrieben, zerdrückt und sank. In Frage kommt
hierbei das Jahr 1895, danach war der See erst wieder 1914 zugefroren. B.
Die Josefine sank 1908 in einem Sturm vor der Steilwand. C.
Die Ankerkette brach im Sturm und das Boot versank im Winter 1899/1900. Welche
Version des Untergangs die Richtige ist, lässt sich nicht sicher
beantworten. Bei
Recherchen zu großer Politik oder stolzen Schlachtschiffen
kann man meist auf umfangreiche Archive zurückgreifen. Man
findet dort schriftlich fixierte Daten, die meist zudem zur Zeit des
Geschehens erstellt wurden. Bei Recherchen zur Geschichte der
Schifffahrt am Starnberger See ist man aber zumeist auf mündliche Überlieferungen
der alten, ortsansässigen Familien angewiesen, weitergegeben über
Generationen und nur manchmal später niedergeschrieben. Auf der anderen
Seite gab es Schriftsteller, die das Landleben am See blumig
schilderten, sich aber nicht unbedingt an exakte historische Daten
hielten. Vielleicht können weitere Tauchgänge am Wrack die Frage
beantworten.
Tauchgänge zum Wrack
Die Schwierigkeit dieses Tauchganges
zeigen auch einige Unfälle aus den letzten Jahren, die mit der
Erforschung des Wracks in zu tun haben. Um
die Josefine genauer untersuchen zu können, sind im Herbst mehrere
Tauchgänge mit dem Wolfgang geplant. Diese werden jedoch vom Boot aus
durchgeführt, der Ab- und Aufstieg erfolgt über eine Grundleine. Somit
wird die Zeit der An- und Abreise zum Wrack reduziert, einerseits ein
Gewinn an Grundzeit, die wir direkt zu Forschungen am Wrack verwenden können
und zudem ein großer Gewinn an Sicherheit. An der Grundleine können
zusätzliche Notflaschen befestigt werden und durch die kurze Distanz
zum Wrack können Sicherungstaucher effektiv eingesetzt werden. Bei
diesen Tauchgängen soll neben einer Photo/Videodokumentation
das Wrack genau vermessen werden. Evtl. finden sich auch Spuren
der Untergangsursache. Noch
eine zweite Josefine? Auch nach dem Untergang der „Josefine“
arbeiteten die Böcks weiter im Transportwesen des Starnberger See’s.Bei den Recherchen zu dem Wrack an der
Steilwand ist mir ein Photo aufgefallen. Dieses Photo ist angeblich 1910
entstanden, es zeigt ein Mitglied der Böck Familie auf einem mit Bierfässern
beladenen Boot namens Josefine. Auch bei dem Photo der „neuen“
Josefine ist diese Schnecke gut zu erkennen. Handelt es sich bei diesem Boot
um das Schindel-Wrack vor Berg ? Dieses Boot hatte ich vor 4 Jahren zufällig
beim Tauchen in Berg entdeckt, und seitdem öfter mit Uli Mößlang und
Es versank 1910 vor Berg mit einer Ladung Dachschindeln aus Schiefer, die für das Schloss Berg bestimmt waren.
1974 wurde es von einem Münchner Taucher entdeckt, die Bugschnecke geborgen und einige Jahre später dem Förderverein Südbayrisches Schifffahrtsmuseum e.V. übergeben. Danach geriet das Wrack wieder in Vergessenheit. Bei dieser Bugschnecke handelt es sich um eine typische Verzierung, die man auf vielen alten Zeichnungen, Stichen und Gemälden finden kann. Leider ist meines Wissens außer dieser Schnecke keine andere am Starnberger See erhalten geblieben.
Mehrere Indizien sprechen dafür, dass das Boot vor Berg zur Flotte des Fischermichl’s gehörte:
Auch hierzu gibt es nur mündliche Überlieferungen, vielleicht werden aber auch hier weitere Tauchgänge (Im Starnberger See und den Archiven der Gemeinden), genauere Informationen liefern. Die
Legenden vom Fischermichl: Neben
den 2 Wracks im Starnberger See haben die Böcks der Nachwelt noch
mehrere Geschichten hinterlassen. Eine Unzahl von Gerüchten und Erzählungen
ranken sich um den Vater Joseph und seinen Herkulesstarken Sohn Georg. Legenden
berichten von unglaublichen Kraftakten, so sollen die 2 Böcks mit
eigener Kraft, Zugwagons aus den Schienen heben können. Wenn das Vieh
beim pflügen müde war, wurde halt der Herkules Georg vor den Pflug ges Bei schlechter Laune soll schon mal das ganze Mobiliar mitsamt einem Kind durchs Fenster auf den Hof geflogen sein, übereinstimmend sprechen aber alle Quellen von einem sehr gütigen, loyalen Menschen mit Herkules Gestallt. Recherche: Dank an Wolfgang Zettl vom TSCB in Bobingen, der mir von dem Wrack erzählt und die Stelle des Untergangs genannt hat. Die Recherchen zur Josefine haben mich letztendlich auch dem Wrack vor Berg, der zweiten Josefine näher gebracht. Dem Förderverein Südbayerisches Schifffahrtsmuseum e.V für historische Fotos. Dank
dem Wrack-Uli vom Taucher.net,
der unverdrossen bei Wind und Wetter auch die langweiligsten, schlammigsten
Stellen mit mir betaucht, immer auf der Suche nach neuen und interessanten
Spots im See. Mitgewirkt haben auch meine Kollegen vom BGfU, die immer mit Rat und Tat zur Seite standen, sowie meinem Tauch-Verband ITD (www.itd.info), der mir durch das technische Tauchen neue Bereiche des See’s erschlossen hat.Last
but not least, Dank an alle Ortsansässigen und Heimatgeschichtler, mit
denen ich in den letzten Jahren gesprochen und Informationen gesammelt
und ausgetauscht habe. Dank
vor allem auch an den guten Gletscher, der mit viel Mühe vor langer
Zeit den wunderschönen Starnberger See geschaffen hat. |