Zusammenfassung
über das umfangreiche Befestigungssystem um den Monte Celva vom 1. Weltkrieg

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist

Ulrich Mößlang Optik Heydenreich der  Tauchbrillenspezialist  und  zertifizierter Sport-Optiker  
      
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.

 

Nach nunmehr 3 Erkundungen des Monte Celva ergibt sich folgendes Ergebnis:

1.  Betrachtet man die Fotos der weiter unten liegenden Batterien Cimirlo und
     Roncogno, zeigt sich hier direkt der Fortschritt, der bei der Entwicklung der
     Artilleriewaffe am Ende des 19.Jahrhunderts, bzw. zu Beginn des
     20.Jahrhunderts erreicht wurde. 
2.  Die alten Batterien lagen auf niedrigen Hügeln, die für sich wirkungsvoll den
      Ein- und Ausgangsbereich des Cimirlo-Passes bestreichen konnten, aber auch
      nicht weiter. 
3.  Sie konnten lokal das Eindringen oder den Vormarsch eines Gegners
     aufhalten. 
4.  Die Batterie Roncogno konnte noch bis ins Etschtal schießen (nahe Trient).
5.  Sie waren nicht geschützt (Batt.Cimirlo)oder nur unzureichend gepanzert
     (Batt.Roncogno).
6.  Feindliche Artillerie konnte diese Batterien wirkungsvoll bekämpfen.
7.  Die Batterie Cimirlo hatte die Kanonen in offenen Wallstellungen. 
8.  Im Gegensatz dazu waren die Befestigungen auf dem Monte Celva ganz
     anderer Natur.
9.  Der Monte Celva liegt als Stellung wesentlich höher und weiter entfernt von
     dem zu schützenden Eingang zum Cimirlo-Pass. Seine Batterien kontrollierten
     aber gleichzeitig das Valsugana Richtung Civezzano zusammen mit den
     Werken des Festungskomplexes Civezzano und die Reichweite war wesentlich
      höher. 
10.  Diese Stellungen konnten auch einen eindringenden Gegner im Bereich des
       Etschtales zusammen mit den anderen Befestigungen wirkungsvoll
       bekämpfen.
11.  Die Größe der Kavernen von den 3 Kanonenwerken lässt mit Recht den
       Schluss zu, dass hier Kanonen oder Haubitzen des Kalibers 100mm bis
       150mm standen. Also Reichweiten zwischen knapp 9 Km bis ca. 12 Km
       erreicht wurden, die die zu bekämpfenden Bereiche in allen Richtungen
       wirkungsvoll abdecken konnten, ohne selbst Gefahr zu laufen, jemals in ihren
       bombensicheren Stellungen zerstört zu werden. 
12.  In Hinblick auf die neuen Artilleriewaffen war daher der Monte Celva eine
       ideale und strategisch hervorragende Wahl. Nicht zu vergessen, das schwer
       gepanzerte Haubitzenwerk auf dem oberen Gipfel mit 2 drehbaren
       Panzerkuppeln. 
13.  Betrachtet man die Stellungen heute, kommt man auf
       eine mögliche Bewaffnung des Monte Celva in folgender Größenordnung: 
* 2 Panzerkuppeln mit 100mm Haubitzen,
* 3 Kanonenwerke a 2 Geschützen mit einem Kaliber von 150mm(die Kavernen
      waren bei weiten groß genug und geeignet für solche Geschütze),
* 1 Batterie für Gebirgskanonen Kaliber 75 mm(2 Stellungen der 4.Batterie),
      verbunkerte Gipfelstellungen mit mindestens 3 schweren Kanonen oder
      Haubitzen bis zu 150mm auf dem unterem Gipfel.
* Weitere offene Feldstellungen für Haubitzen/Kanonen des Kalibers
     100mm/M17,mindestens 4 Stellungen. 
* Dazu sehr viele Mg-Stellungen der Nahverteidigung (MG-Bunker aus
     Stahlbeton oder Kavernen), betonierte Schützengräben, Infanteriewerke aus
     Beton, Sappenstellungen, Unterstände...........
14.  Reste von umfangreichen Stacheldrahtverhauen im Vorfeld. 
15.  Das gesamte Befestigungswerk zur Rundumverteidigung fähig, eingegraben
       in Stahlbetonstellungen. 
16.  Hinzu kam der logistische Bereich in unterirdischen Stollen: Munitionslager,
       Lagerräume, Kasernen, Küche, sanitäre Anlagen (für heutige Begriffe sehr
       rudimentär, aber immerhin vorhanden), Wasserversorgung aus Zisternen,
       aber auch Quellen (es gibt 2 davon), Kommandobereiche und B-Stellen sowie
       Feuerleit-Unterstände. 
17.  In kurzen Worten: der ganze Berg mit seinen 2 Gipfeln eine schwer
       bewaffnete und zum größten Teil bombensichere Festung, komplettiert bis
       zum Jahre 1915. 
18.   Diese Festung kann man nicht alleine und für sich betrachten, sie war nur
       Teil eines umfassenden absolut beschusssicheren Befestigungsystems. 
19.  Sie liegt in Sichtweite eines weitaus schwereren und größeren Werkes:
       Die Festung auf dem Monte Calisio! Auch diese komplettiert im Jahre
       1915, mit weitaus umfangreicherer und schwererer Artillerie als auf dem
       Monte Celva. Kilometerlange Stollen unter dem Gipfel (1096müNN). Im
       Valsugana -Tal die Kavernenstellungen der unteren Sperre Civezzano
       (3x 150mm Kanonen in Stollen), der oberen Sperre Civezzano(2 x 150mm in
       gedeckter Stellung), gedeckt wiederum durch die bombensicheren Anlagen
       der Höhe 593(Castel Vedro). 
20.  Insofern war der Monte Celva nur Teil eines umfangreichen
       Verteidigungssystems moderner Bauart. Für sich alleine genommen sehr
       beeindruckend, aber nur Teil einer Verteidigungslinie Richtung Ost und
       Süd-Ost. Über die Befestigungen des Monte Chegul und des Marzola
       Massivs bis in die Ebene des Etschtales................... 
21.  Der italienische Gegner des damaligen Konfliktes beschoss die Werke der
       Hochebene der 7 Gemeinden mit zehntausenden von Granaten, ohne jemals
       eines davon komplett zu zerstören oder zu erobern. Ihre
       Verteidigungsfähigkeit wurde zeitweilig schwer beeinträchtigt. Zehntausende
       von Granaten hätten den Monte Celva zwar umgepflügt, seinen
       Kanonenwerken aber sicherlich keinen Schaden zugefügt und seine
       Verteidigungsfähigkeit nicht eingeschränkt. 50 m Felsüberdeckung konnte
       die damalige Artillerie nicht durchdringen. Selbst ein kleiner MG-Bunker auf
       dem Gipfel hatte schon bis zu 2m Stahlbeton-Überdeckung und zusätzlich
       mehrere Meter Erdbedeckung. Die Geschützbrunnen der gepanzerten
       Haubitzenkuppeln auf dem oberen Gipfel sind mehr als 15 m tief. Selbst der
       berüchtigte Skoda-Mörser 30,5cm/M11 wäre mit seinen 380Kg schweren
       Sprenggrananten an dem harten Fels gescheitert. 
22.  So gesehen war das Konzept des KuK -Pioniergenies schon vom Ansatz her
       richtig, in Kenntnis der Wirkung der modernen Artillerie die richtige
      Verteidigungsstrategie zu wählen, die strategisch wichtigen Berggipfel
       unterirdisch zu befestigen. 
23.  Von daher ist der Monte Celva ein würdiges Beispiel für die Bauleistung der
       KuK-Verteidigung räumlich ein weites Umfeld wirkungsvoll zu verteidigen im
       Zusammenspiel gleichartiger Befestigungsanlagen. 

Villamontagna-Trient  09.11.03 
Volker Jeschkeit


Monte Celva Frontseite
Auf diesem Bild erkennt man sehr gut den unteren Gipfel, den verbindenden Bergrücken mit dem oberen Gipfel, auf dem sich das Haubitzenwerk befindet.


Monte Celva, im Hintergrund Monte Calisio


Monte Celva, vom Valsugana aus gesehen, liks Batterie Cimirlo

Wenn man sich das mal genau vor Augen führt, war der Monte Celva schwerer bewaffnet
und absolut bombensicherer als die Werke auf der Hochebene der 7 Gemeinden.
-4 drehbare Haubitzenkuppeln
-3 bombensichere Kanonenwerke a 2 Geschützen, sagen  wir mal als 
   Beispiel 6 x 100mm/M17 Feldhaubitzen
-4 Kanonenwerke mit 2 Geschützen, kleinkalibrige Schnellfeuerkanonen
-verbunkerte Stellungen auf dem unteren Gipfel für 3 schwere Kanonen,
   sagen wir auch hier mal 3x100mm/M17  
-Flankenbunker unterer Gipfel und die beiden oberen Flankenbunker des
   Haubitzenwerkes:5 MG(1+2+2)
-die kleine 4.Batterie mit als Beispiel 2x75mm Kanonen, verbunkert
-das Infanteriewerk am Eingang mit mindestens 3 MG im Kavernenstellung
Nicht gezählt die vielen Stellungen auf dem Bergrücken für Artillerie und MG.
Da kommt ne Menge Zeugs zusammen.
Wichtig aber:
Man konnte vielleicht vieles mit der Belagerungsartillerie
zerschießen, übrig bleiben immer 6 schwere Kanonen in Kavernenstellungen und die
Infanterie konnte immer Zuflucht "im Berg" suchen (Verbindungsstollen).
Ist schon eine strategisch hervorragende Anlage der Monte Celva.
Volker


Zurück zur Monte Celva-Seite