Nach nunmehr 3 Erkundungen des Monte Celva ergibt sich
folgendes Ergebnis:
1. Betrachtet man die Fotos der weiter unten liegenden
Batterien Cimirlo und
Roncogno, zeigt sich hier direkt der
Fortschritt, der bei der Entwicklung der
Artilleriewaffe am Ende des 19.Jahrhunderts,
bzw. zu Beginn des
20.Jahrhunderts erreicht wurde.
2. Die
alten Batterien lagen auf niedrigen Hügeln, die für sich wirkungsvoll
den
Ein- und Ausgangsbereich des Cimirlo-Passes bestreichen
konnten, aber
auch
nicht weiter.
3. Sie konnten lokal das Eindringen oder den Vormarsch
eines Gegners
aufhalten.
4. Die Batterie Roncogno konnte noch bis ins
Etschtal schießen (nahe Trient).
5. Sie waren nicht geschützt (Batt.Cimirlo)oder
nur unzureichend gepanzert
(Batt.Roncogno).
6. Feindliche Artillerie konnte
diese Batterien wirkungsvoll bekämpfen.
7. Die Batterie Cimirlo hatte die
Kanonen in offenen Wallstellungen.
8. Im Gegensatz dazu waren die
Befestigungen auf dem Monte Celva ganz
anderer Natur.
9. Der Monte Celva
liegt als Stellung wesentlich höher und weiter entfernt von
dem zu schützenden
Eingang zum Cimirlo-Pass. Seine Batterien kontrollierten
aber
gleichzeitig das Valsugana Richtung Civezzano zusammen mit den
Werken des Festungskomplexes Civezzano und die Reichweite war wesentlich
höher.
10. Diese Stellungen konnten auch einen eindringenden Gegner im Bereich des
Etschtales zusammen mit den anderen Befestigungen wirkungsvoll
bekämpfen.
11. Die Größe der Kavernen von den 3 Kanonenwerken lässt mit Recht den
Schluss zu, dass hier Kanonen oder Haubitzen des Kalibers 100mm bis
150mm standen. Also Reichweiten zwischen knapp 9 Km bis ca. 12 Km
erreicht wurden, die die zu bekämpfenden Bereiche in allen Richtungen
wirkungsvoll abdecken konnten, ohne selbst Gefahr zu
laufen, jemals in
ihren
bombensicheren Stellungen zerstört zu werden.
12. In Hinblick auf die
neuen Artilleriewaffen war daher der Monte Celva eine
ideale und strategisch hervorragende Wahl. Nicht zu
vergessen, das schwer
gepanzerte
Haubitzenwerk auf dem oberen Gipfel mit 2 drehbaren
Panzerkuppeln.
13. Betrachtet man die Stellungen heute, kommt man auf
eine mögliche Bewaffnung des Monte Celva in folgender
Größenordnung:
* 2 Panzerkuppeln
mit 100mm Haubitzen,
* 3 Kanonenwerke a 2 Geschützen mit einem Kaliber von
150mm(die Kavernen
waren bei weiten groß genug und geeignet für solche
Geschütze),
* 1 Batterie für Gebirgskanonen Kaliber 75 mm(2 Stellungen
der 4.Batterie),
verbunkerte Gipfelstellungen mit mindestens 3 schweren
Kanonen oder
Haubitzen bis zu 150mm auf dem unterem
Gipfel.
* Weitere
offene Feldstellungen für Haubitzen/Kanonen des Kalibers
100mm/M17,mindestens 4 Stellungen.
* Dazu sehr viele Mg-Stellungen der Nahverteidigung (MG-Bunker aus
Stahlbeton oder Kavernen), betonierte
Schützengräben, Infanteriewerke
aus
Beton, Sappenstellungen,
Unterstände...........
14. Reste von
umfangreichen Stacheldrahtverhauen im Vorfeld.
15. Das gesamte
Befestigungswerk zur Rundumverteidigung fähig, eingegraben
in
Stahlbetonstellungen.
16. Hinzu kam der logistische Bereich in
unterirdischen Stollen: Munitionslager,
Lagerräume, Kasernen, Küche,
sanitäre
Anlagen (für heutige Begriffe sehr
rudimentär, aber immerhin
vorhanden), Wasserversorgung aus Zisternen,
aber auch Quellen (es gibt 2
davon), Kommandobereiche und B-Stellen sowie
Feuerleit-Unterstände.
17. In
kurzen Worten: der ganze Berg mit seinen 2 Gipfeln eine schwer
bewaffnete und zum größten Teil bombensichere
Festung, komplettiert bis
zum Jahre 1915.
18. Diese Festung kann man nicht alleine und für sich
betrachten, sie war nur
Teil eines umfassenden absolut beschusssicheren
Befestigungsystems.
19. Sie liegt in Sichtweite eines weitaus schwereren und größeren
Werkes:
Die Festung auf dem Monte Calisio! Auch diese
komplettiert im Jahre
1915, mit weitaus umfangreicherer und
schwererer Artillerie als auf dem
Monte Celva. Kilometerlange Stollen
unter dem Gipfel (1096müNN). Im
Valsugana -Tal die Kavernenstellungen
der unteren Sperre Civezzano
(3x 150mm Kanonen in Stollen), der oberen
Sperre Civezzano(2 x 150mm in
gedeckter Stellung), gedeckt wiederum durch
die bombensicheren Anlagen
der Höhe 593(Castel Vedro).
20. Insofern war der
Monte Celva nur Teil eines umfangreichen
Verteidigungssystems moderner
Bauart. Für sich alleine genommen sehr
beeindruckend, aber nur Teil einer
Verteidigungslinie Richtung Ost und
Süd-Ost. Über die Befestigungen des
Monte Chegul und des Marzola
Massivs bis in die Ebene des Etschtales...................
21. Der italienische Gegner des damaligen Konfliktes beschoss die Werke der
Hochebene der 7 Gemeinden mit zehntausenden von
Granaten, ohne jemals
eines davon komplett zu zerstören oder zu
erobern. Ihre
Verteidigungsfähigkeit
wurde zeitweilig schwer beeinträchtigt. Zehntausende
von Granaten hätten
den Monte Celva zwar umgepflügt, seinen
Kanonenwerken aber sicherlich
keinen Schaden zugefügt und seine
Verteidigungsfähigkeit nicht
eingeschränkt. 50
m Felsüberdeckung konnte
die damalige Artillerie nicht
durchdringen. Selbst ein kleiner MG-Bunker auf
dem Gipfel hatte schon bis
zu 2m Stahlbeton-Überdeckung und zusätzlich
mehrere Meter
Erdbedeckung. Die Geschützbrunnen der gepanzerten
Haubitzenkuppeln auf
dem oberen Gipfel sind mehr als 15 m tief. Selbst der
berüchtigte
Skoda-Mörser 30,5cm/M11 wäre mit seinen 380Kg schweren
Sprenggrananten
an dem harten Fels gescheitert.
22. So gesehen war das Konzept des KuK
-Pioniergenies schon vom Ansatz her
richtig, in Kenntnis der Wirkung der
modernen Artillerie die richtige
Verteidigungsstrategie zu wählen, die
strategisch wichtigen Berggipfel
unterirdisch zu befestigen.
23. Von daher
ist der Monte Celva ein würdiges Beispiel für die Bauleistung der
KuK-Verteidigung räumlich ein weites Umfeld wirkungsvoll zu verteidigen
im
Zusammenspiel gleichartiger Befestigungsanlagen.
Villamontagna-Trient 09.11.03
Volker Jeschkeit
Monte Celva Frontseite
Auf diesem Bild erkennt man sehr gut den unteren Gipfel, den
verbindenden Bergrücken mit dem oberen Gipfel, auf dem sich das
Haubitzenwerk befindet.
Monte Celva, im Hintergrund Monte Calisio
Monte Celva, vom Valsugana aus gesehen, liks Batterie Cimirlo
Wenn man sich das mal genau vor Augen führt, war der Monte Celva schwerer bewaffnet
und absolut bombensicherer als die Werke auf der Hochebene der 7 Gemeinden.
-4 drehbare Haubitzenkuppeln
-3 bombensichere Kanonenwerke a 2 Geschützen, sagen wir mal als
Beispiel 6 x 100mm/M17 Feldhaubitzen
-4 Kanonenwerke mit 2 Geschützen, kleinkalibrige Schnellfeuerkanonen
-verbunkerte Stellungen auf dem unteren Gipfel für 3 schwere Kanonen,
sagen wir auch hier mal 3x100mm/M17
-Flankenbunker unterer Gipfel und die beiden oberen Flankenbunker des
Haubitzenwerkes:5 MG(1+2+2)
-die kleine 4.Batterie mit als Beispiel 2x75mm Kanonen, verbunkert
-das Infanteriewerk am Eingang mit mindestens 3 MG im Kavernenstellung
Nicht gezählt die vielen Stellungen auf dem Bergrücken für Artillerie und MG.
Da kommt ne Menge Zeugs zusammen.
Wichtig aber:
Man konnte vielleicht vieles mit der Belagerungsartillerie
zerschießen, übrig bleiben immer 6 schwere Kanonen in Kavernenstellungen und die
Infanterie konnte immer Zuflucht "im Berg" suchen (Verbindungsstollen).
Ist schon eine strategisch hervorragende Anlage der Monte Celva.
Volker
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