Feldmäßige Befestigung
des Monte Calisio

 

 

Die Panzerhaubitzbatterie auf dem Gipfel

 

 

Die feldmäßige Befestigung des Monte Calisio wurde Ende 1915 ausgeführt.  

Außer enormen und tief liegenden Galerien und Kavernenstellungen für eine Vielzahl von Geschützen wurde auch eine Panzerhaubitzbatterie in den harten Felsen gebaut, die über 2 Stück drehbare Panzerhaubitzkuppeln 15cm/M99 verfügte, welche aus dem desarmierten alten Werk Romagnano stammten.  

Die hauptsächlichen Bauarbeiten wurden im Dezember 1915 beendet, die Haubitzbatterie Anfang 1916 als feuerbereit gemeldet.  

Laut Auskunft von hiesigen Ortsansässigen (ich wohne unterhalb des Monte Calisio im Ortsteil Villamontagna-Trento) hat die Batterie ab Januar 1916 Schusserprobungen durchgeführt in Richtung Val Sugana-Tal (Schussrichtung Ost) und in Richtung Etschtal (Schussrichtung Nord-West).  

Die Reichweite der 15cm Haubitze betrug 6200m und konnte damit die Verteidigungsstellungen des Bereiches Civezzano-Eingang Val Sugana-Tal-Fersina Schlucht bis zum Gebiet Celvet-Monte Celva wirkungsvoll überdecken.  

Im Unterschied zu der unterirdischen Panzerhaubitzbatterie des Typs 10cm/M5 auf dem Monte Celva und der  unterirdischen Panzerhaubitzbatterie „Zampetta“, ,2 Stück 15cm/M99, knapp südlich des alten Hauptwerkes Mattarello, von der diese auch stammen, fällt eine Besonderheit dieser Stellung sofort auf:  

Beide Stellungen besitzen eine eine sehr starke und tief reichende Frontpanzerung der Kuppeln.
Die Anlage auf dem Monte Calisio war die letzte, die im Bereich der Festung Trient fertig gestellt wurde.

 

Sowohl die Geschützbrunnen auf dem Monte Celva, als auch die der Batterie Zampetta wurden tief gebohrt, die Bautiefe liegt um ca. 10m, aber ihre Frontpanzerung ist schwächer.

Gleiches gilt auch für die Panzerhaubitzbatterie auf dem Stützpunkt Busa Granda (2 Stück 10cm/M5 Panzerhaubitzkuppeln), welcher oberhalb Levico in der Localität Compet zu finden ist.  

Auch wurden alle diese Stellungen zum größten Teile in Stampfbeton ausgeführt, lediglich auf dem Monte Calisio kam Stahlbeton zum Einsatz.  

Das Genie von Trient beherrschte die Anwendung des Stahlbetons, so wie er auch heute noch ausgeführt wird, perfekt.

Viele feldmäßige Befestigungen legen davon noch heute deutlich Zeugnis ab (Candriai, Soprasasso, Castellar della Grua als Beispiele).  

Die Panzerhaubitzbatterie auf dem Monte Calisio war von der Bautechnik her gesehen die fortschrittlichste Anlage der damaligen Zeit.

Sie war auch absolut beschusssicher.

 

Der bemaßte Ausschnitt aus der Original-Linearskizze (Ausschnittskopie und von mir nachgezeichnet aufgrund der schlechten Qualität) im Masstabe 1:250 vom Dezember 1915 verdeutlicht diese Tatsache. Ich habe die Kopie vorher kontrolliert, da auch ich eine Kopie des Originales besitze, sie ist authentisch.

Allerdings kann meine Originalkopie aus Copyright-Gründen hier nicht veröffentlicht werden.  

Obgleich im harten Fels gebohrt , mit einer Tiefe von ca. 12m der beiden Geschützbrunnen, war die Frontpanzerung im Durchmesser sehr stark (ca. 7,5m bis 9m im Durchmesser) mit einer Bautiefe von ca.3m.

Laut Linearskizze resultieren senkrechte umlaufende und massive Stahlpanzerungen der Kuppel in der Tiefe, sowie auch horizontale und in der Oberfläche um die Kuppel umlaufende Stahlpanzerungen, die im darunter liegenden umlaufenden Stahlbeton mit Zugankern eingelassen waren.

Zudem muss man sich vergegenwärtigen, das der Kranz der Frontpanzerung eingebettet war im harten Felsgestein, welches die Batterie im Mittel ca. 10m auf der Rückseite und ca. 40 m auf der Frontseite gegen Beschuss sicherte (senkrechte Quote der Überdeckung). Die horizontale Stärke der Felspanzerung um die Batterie war im Mittel ca. 60m.  

Die Haubitzbatterie war zum großen Teil von der möglichen Feindseite her nicht einsehbar, ein direktes Zielen gegnerischer Geschütze auf die Kuppeln war nicht möglich. Der Gipfel des Calisio ist etwas höher und sorgte damit zusätzlich für eine weitere Panzerung der Anlage gegen Feindbeschuss (insbesondere gegen evt. eingesetzte schwere Flachbahngeschütze des Gegners) und für direkte Sichtdeckung.  

Beide Haubitzstellungen waren mit den tiefer liegenden unterirdischen Galerieanlagen der Kavernenbatterien verbunden.

Diese Anlagen waren weitläufig und großzügig ausgebaut, es gab selbstverständlich elektrische Beleuchtung, große Unterkünfte und Munitionsmagazine.

Versorgt werden konnte diese größte Verteidigungsanlage der Festung Trient durch gleich  2 Militärstrassen: der Sabbionare von Martignano aus kommend und der Carbonaia vom Werk Casara aus.  

Der Monte Calisio besaß eine Vielzahl von Kavernenbatterien und oberirdische Artillerie- und sonstigen Verteidigungsstellungen der Infanterie.

Mehrere Eingänge führten zu den unterirdischen Anlagen.  

Kernstück dieser größten feldmäßigen Befestigung der Festung Trient war aber seine bombensichere Haubitzbatterie.  

Die montierten Panzerkuppeln waren zwar älteren Typs mit geringerer Reichweite als die modernen Panzerkuppeln 10cm/M9 auf den Werken der Hochfläche, hatten dafür aber ein größeres Kaliber und Geschossgewicht und waren weitaus besser geschützt gegen jegliche Feindeinwirkung.

Lediglich ein Zufalls-Volltreffer hätte diese außer Gefecht setzen können, da die Feindartillerie aufgrund fehlender direkter Sicht und somit der fehlenden Schussbewertung sich nicht  auf das Ziel  hätte einschießen können.

 

Von der Feindseite her gesehen schoss man „blind“ gegen diese Stellungen zudem aus zwangsläufig wesentlich tiefer liegenden Positionen (zum Beispiel Val Sugana-Tal).Die höher liegenden möglichen feindlichen Stellungen waren für die Reichweite der damaligen Geschütze viel zu weit entfernt, selbst eine evt. durchführbare Feuerleitung aus diesen Positionen hätte unter den Entfernungsverhältnissen enorm gelitten (Wir sprechen in diesem Falle von  wesentlich höher gelegenen möglichen Beobachtungspunkten mit einer Distanz von 30 Km Entfernung oder mehr).  

Das Genie von Trient baute hier wirklich eine einzigartige Anlage. Bis heute vergessen und nicht gewürdigt.

Von der angewandten Bautechnik her gesehen wurden alle Erfahrungen und neue technische Erkenntnisse konsequent umgesetzt (Stichwort:Stahlbeton).  

Waren es letztendlich die Erfahrungen aus dem schweren Beschuss der Werke der Hochfläche von Lavarone /Folgaria und deren schweren Beschädigungen, die diese Anlage bis Ende 1915/Anfang 1916 in dieser Art entstehen ließ?  

Wer könnte diese Frage jemals erforschen und ggf. bewahrheiten?

 

Villamontagna-Trient, September 2004 
Volker Jeschkeit  

Diese Skizze und vorläufiger Plan muss natürlich noch von uns durch Erkundung genau vermessen werden.
 Die Skizze gibt nur einen ersten unvollständigen Eindruck von der vermutlichen Größe der Anlage.

Die Erkundung am 16.Mai 2005

und wieder hat sich gezeigt, dass die Originalpläne nicht genau sind, bzw. anders gebaut wurde.

  

 Panarotta - Rohjoch