Der Starnberger See
einst und jetzt mit Tauchgangsbeschreibungen von Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker Die Alpen entstanden vor rund 100 Millionen Jahren
aus dem Grund des großen alten Mittelmeeres, das schmal und
langgestreckt die alten Nord- und Südkontinente voneinander schied. Die
Mulde, die das vorzeitliche Mittelmeer erfüllte, bezeichnet man als Geosynklinale,
ein langsam absinkender Trog, den das Meer ständig mit seinen
Ablagerungen auffüllte, also
kurz vor dem Ende der Saurierzeit. Als Ergebnis finden wir
zum Beispiel eine 5000 bis 6000m mächtige Schichtfolge in den
Kalkalpen. Die Meeresablagerungen wurden später zu Gesteinen
verfestigt. Die angehäuften kalkschaligen Organismenreste und die Riffe
bildeten Kalkgestein, das durch Zunahme des Magnesiumgehalts auch zu
Dolomit werden konnte. Viermal wurde das Gebirge durch einen
Eispanzer fast völlig eingehüllt. So schoben sich die Gletscher talwärts und formten nicht nur die tiefen Trogtäler, sondern auch viele typische Bildungen der Hochgebirgsregion, spitze Felsgrate und Türme der Kammregionen, steile Pyramiden und tiefen Kare. Durch die Ausdehnung der Gletscher nach Süden und durch das viermalige, fast völlige Abtauen des Eispanzers wurden riesige Mengen Schutt, sowie grober und feiner Sedimente zu Tal getragen und an den Talausgängen sowie im Vorland des Gebirges abgelagert. Die dadurch entstandene, nach Norden geneigte Fläche wurde von den Alpenflüssen zerschnitten und erhielt im Pleistozän teils von den Gletschern, teils auch von den abfließenden Wassermassen ihr heutiges Aussehen. So entstand eine abwechslungsreiche Landschaft, in den Grund- und Endmoränen mehrere größere Seen, der Ammersee, Chiemsee, Starnberger See. Auf meiner Skizze sind die Seen mit ihrer heutigen Fläche dunkelblau eingezeichnet. Die eiszeitliche Ausdehnung ist hellblau markiert. Links ist der Ammersee mit den zwei kleinen Wörthsee und Pilsensee, rechts befindet sich der Starnbergersee.
Wir dürfen uns den Eiskörper nicht als flache Zunge vorstellen, sondern seine Vorderfront sieht wie ein Ungetüm aus. Man bräuchte Steigeisen um an ihm hochzusteigen. Er ist zerklüftet, mit tiefen Spalten und schimmert grün-bläulich. An manchen Stellen ist er stellenweise grau, denn sein Eis führt Gesteinsschutt von feinster Körnung bis zu riesigen Felsbrocken mit die heute noch als Findlinge auf den Feldern stehen. Ein kristalliner Findling befindet sich im Garten eines Hauses im Weiler Gut Schweige. Sein Ursprungsort muss deshalb in den Zentralalpen liegen und seine Reise dauerte ungefähr 1000 Jahre. In dieser Gegend befinden sich mehr als 12 tiefe Mulden, sogenannte Toteislöcher. Sie entstanden dort, wo riesige Eisbrocken oft erst Hunderte von Jahren später abschmolzen, so dass keine Gesteinsverfüllung erfolgen konnte. Noch heute ist es an diesen Stellen im Sommer feucht und kühl mit einem vielfältigen, Nässe liebenden Pflanzenbewuchs. Hinter dem Gasthaus in Leutstetten, mit sehr schönem Biergarten und einem guten Essen, befindet sich die innere Endmoräne, die das 20m höhere Ufer des damaligen See´s bildete. Den Gletschergrund, auf dem der Eiskoloss einst entlanggefahren ist, können wir nicht sehen oder betreten. Er wird von einer 10m bis 20m dicken Seetonschicht bedeckt. Schon 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung wählten Menschen der Jungsteinzeit das nordöstliche Ufer von Kempfenhausen für ihre Pfahlbauten. Nach Kelten und Römern gründeten Bajuwaren im 7. Jh. n. Chr. Kempfenhausen und gaben dem Ort den Namen. Der Starnberger See oder Würmsee liegt nur gute 20 km südwestlich von München und wird liebevoll die "Badewanne Münchens" genannt. Obwohl der einstige "Fürstensee" heute für die Münchener "Prominenten-Gesellschaft" en vogue ist, hat er sich sein urbayerisches Gepräge bewahrt. Wer hier lebt, hat wenigstens einen Trachtenjanker im Schrank. Das gilt für die Einheimischen wie für die "Zua'groasten" die nach einer kurzen Eingewöhnungsphase die eifrigsten Verfechter der bayrischen Lebensart werden. Die Grundstückspreise bewegen sich auf dem obersten Level. Einige Uferstücke sind nicht zugänglich. Die folgenden vier Bilder vom Tiefenprofil des Starnberger See wurden mir freundlicherweise vom Lino, www.abtauchen.com zur Verfügung gestellt.
Der Starnberger See ist etwa 21 Kilometer, zwischen Starnberg und Seeshaupt lang und in der Tutzinger Bucht bis zu
4 km breit. Er weist noch einen wesentlichen Unterschied
zu den anderen großen bayerischen Seen auf: Er hat keine starken Zuflüsse aus
den Alpen und so wird kein Geröll und Schlamm hineingetragen. So gehört dieser See
zu den saubersten Gewässern Bayerns.
Mit einer Fläche von 5636 ha ist er nach dem Chiemsee der
zweitgrößte See Bayerns, der Wasserreichste, mit 3 Mrd. m³
und hat eine Uferlänge von 49,2 km. Aufgrund dieses
enormen Wärmespeichervermögens friert er als letzter der Voralpenseen
zu, was ca. alle 10 Jahre geschieht. Mit 584,5 m
über NN kommt er nahe an die Bergseegrenze heran. Die tiefste Stelle
ist bei Allmannshausen mit 128 Metern. Das ist die berühmteste Stelle
für ein unvergessliches Taucherlebnis. Dem wird nur durch eine Zufahrtsbeschränkung
ein Riegel vorgeschoben, die durch die Polizei gnadenlos überwacht
wird.
In der Ortschaft Berg, an der östlichen Uferseite,
befindet sich ein großer Parkplatz der zum Schlosshotel Berg gehört.
Für Besucher des Biergartens mit einer wunderschönen Aussicht auf den
See und das Alpenpanorama ist das Parken erlaubt. Ein guter Grund, die
nichttauchenden Begleiter zum Platzhalten im Biergarten vorauszuschicken.
Bei uns in Bayern darf jeder ins "Paradies". Es wurde einst von der Stadt München gekauft und ist das ganze Jahr über auch für Nicht-Münchner geöffnet. Damit nun aber keine falschen Hoffnungen entstehen, unser bayrisches Paradies ist nicht im weiß-blauen Himmel, sondern liegt am westlichen Ufer des Starnberger Sees zwischen Starnberg und Possenhofen. Mit großen Parkplätzen und herrlichen Liegewiesen lädt dieser Abschnitt zum Baden ein. Frühes Aufstehen wird mit einem günstigen Parkplatz und kurzem Weg zum Tauchplatz belohnt. Stege führen in den See hinaus. Dieser Tauchplatz zeichnet sich nicht durch spektakuläre Unterwasserlandschaften aus. Aber man kann versunkene Ruderboote oder Bäume sehen. Es kann für die ganze Familie ein schönes Tauch- und Badewochenende mit Alpenblick bedeuten. Im Winter liegt der Platz verlassen da. Frühmorgens reflektiert sich die Sonne auf dem spiegelglatten See und die Fernsicht ist unvergleichlich. Zwischen dem Paradies und Feldafing liegt die Roseninsel, auf die übergesetzt und das kleine Schloss, das gerade renoviert wird, besucht werden kann. Das Gebiet dahinter ist Fischlaichgebiet und darf nicht betaucht werden.
Gegenüber am Ostufer im flachem
Wasser steht ein Kreuz,
das nicht zum Festmachen von Booten gedacht ist, sondern erinnert an unseren In Garatshausen, nördlich vor Tutzing liegt ein einfacher Tauchplatz. Kurz vor Tutzing fährt man nach links, den Berg hinunter. Nach ca. 4km erreicht man die Seeuferstraße, auf der man bis vor das Ortsschild "Tutzing" fährt. Dann ist auf der linken Seite das Freibad der Gemeinde Tutzing bereits ausgeschildert. Geht man an diesem Steg ins Wasser, so findet man in 10m Tiefe ein altes Ruderboot. Der Erhaltungszustand ist nicht mehr der Beste. Bitte das Boot nicht berühren, die Bretter sind sehr morsch und brüchig. In Tutzing gibt es zwei problemlose
Tauchplätze.
Auf 45 Metern befindet sich ein neueres,
vermutlich bei einer Strandfeier verlorengegangenes Alufass. Es grenzte
schon an Zufall, als wir in den unendlich erscheinenden Weiten das Fass
fanden. Die Wassertemperatur beträgt konstant 4 Grad. In dieser Stelle
fällt der Seeboden nur langsam ab und durch das durch die Dunkelheit
stark eingegrenzte Blickfeld kann leicht die Orientierung verloren
gehen. Daher ist ein Kompass neben einer starken ausdauernden Lampe
unentbehrlich. Beide sollten nicht eng nebeneinander gebraucht werden,
da das Magnetfeld der Lampe die Kompassnadel ablenken kann und sich der
Taucher trügerisch vom rettenden Ufer entfernt.
Fundgegenstände aus dem Raum Tutzing:
Die folgenden zwei Bilder wurden mir
vom Förderverein Ölbild
eines Lastenseglers mit Bierfässern während eines Sturmes zwischen
Tutzing und Ammerland. Das historische Bild befindet sich in den Im Vordergrund das mit Segelkraft fahrende
Bierschiff,
Tauchgang zu einem versunkenen
Ruderboot, beladen mit Steinschindeln: Natürlich werde ich die Stelle dieses Fundes nicht verraten um einer Plünderung vorzubeugen. Bitte keine Mail´s diesbezüglich, sie werden nicht beantwortet.
Im Süden befindet sich das große Erholungs- und Badegebiet St. Heinrich. Zum Tauchen sind der Süden und Norden, mit dem Badegebiet Kempfenhausen nicht geeignet, da die Wassertiefe über eine große Fläche sehr gering ist (2m-4m). Der Seeboden besteht aus einer flachen Seetonschicht, die sich bei der geringsten Bewegung im Wasser ausbreitet und die Sicht auf Null sinken lässt. Die Sichtweiten unter Wasser sind sehr vom Wetter abhängig. Maximal 20m, im Durchschnitt 5m - 10m. Erstaunlich ist ab und zu die Strömung die am Ufer entlang läuft. So haben wir schon sehr schöne Drifttauchgänge machen können. Leider ist die Strömung nicht vorhersehbar. Wann, wo, und in welche Richtung ist die Überraschung. Die Oberflächentemperatur steigt im Sommer auf +22 Grad und auf 15m beträgt die Wassertemperatur nur noch +4 Grad. Im Winter haben wir an der Oberfläche mit einem geeichten Thermometer +0,5 Grad gemessen. Das Wasser fing schon an zu gelieren und einige kolbengesteuerte, kaltwassertaugliche Automaten verabschiedeten sich und gaben die wertvolle Pressluft frei. Neben der klaren super Sicht im Winter freut man sich auf die warmen +4 Grad Wassertemperatur in der Tiefe. |