Festung Gampenpass 
Caposaldo Malga Mais

Optik Heydenreich Ulrich Mößlang der  Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker / Wendl Pircher


Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen und Dolomiten 

 

Fotos und Text Wendl Pircher

Lage der Festung:  

Die Festung ist direkt auf dem Gampenpass im Fels hinter dem Gasthaus eingebaut, von außen ist fast nichts davon zu sehen. Die Geschützpforten sind in Hauptrichtung Meran angeordnet und befinden sich in der Nordwand des Felsmassiv und sind kaum zugänglich.  Den Gampenpass kann man von Meran aus über Lana erreichen, oder von Bozen über den Mendelpass, Hinweisschilder beachten.  
 

Das Festungssystem:  

Die Anlage war Teil der Sperrlinie Bozen-Süd, der Letzten Sperrlinie des Aplenwalls. In allen Tälern die Zugang zur Stadt Bozen bieten wurden bis zur 3 Sperrgruppen vor Bozen errichtet. So sind zum Beispiel im Vinschgau eine Sperre am Reschen, dann in Mals - Tarsch (auch hier eine Riesenfestung) und auf der Töll kurz vor Meran, erst nach Durchbruch dieser 3 Sperrgruppen wäre Meran und Bozen verloren gewesen..

Südlich der Stadt Bozen wurde noch ein letztes System gebaut, welches, sollte die Stadt Bozen aufgegeben werden, das Etschtal absperren sollte. Dieses letzte System wurde massiv aufgebaut mit zahlreichen Bunkern und mehreren gr. Kavernenfestungen, im ganzen ca. 60 Anlagen! Bozensüd war daher sehr stark ausgebaut, ca. 60 Anlagen. Um eine Umgehung der Sperrgruppe zu vermeiden musste der Gampenpass gesperrt werden, über diesen wäre ein Durchbruch nach Trient möglich gewesen. Zwischen dem Gampenpass und Bozen befindet sich das Felsmassiv des Gantkofels welches nur schwer zu überwinden  gewesen wäre. Auf der anderen Seite zieht sich eine Bergkette bis zur Ortlergruppe hin, ohne einen Übergang unter 2000mt zu bieten.

 

Aufbau der Anlage:  

Üblicherweise wurden die Sperrgruppen aus einzelnen Bunkern gebildet um eine starke Zergliederung der Gruppe zu ermöglichen,  Anhand der Erfahrungen aus den Festungskämpfen des 1 Weltkrieges wußte man das kleinere Anlangen schwer zu Treffen sind.

Aufgrund der Enge des Passes und der Möglichkeit die Anlage komplett im Fels zu bauen wurde hier eine zusammenhängende Großfestung angelegt. Die Anlage hat drei Stockwerke wobei das mittlere auf Höhe des Passes liegt, das untere dürfte gut 30 bis 40 m tiefer liegen. Da die Treppe nach unten nicht fertig gebaut wurde ist ein Zugang nicht möglich. Beim Bau wurde von den Kampfständen ausgehend das untere Stockwerk ausgebrochen sodann wurde die Treppe von unten aus nach oben gebaut. Nach Fertigstellung der Treppe wären erst die Kampfstände gebaut worden. Bei Baueinstellung wurden diese Zugänge von außen zugemauert. Das Untergeschoß hatte Kampfstände für MG und PAK (= Panzer Abwehr Kanone),  und Kasematten für die Mannschaft. Im mittleren Stockwerk waren die 75mm Batterie und Nahkampfstände untergebracht. Die Geschütze konnten von hier aus den ganzen Meraner Talkessel unter Feuer nehmen. Die MG und Panzerabwehrkanonen hatten die Aufgabe  angreifende Panzer und Infanterieverbände zu bekämpfen.  Im mittleren Stockwerk war Raum für die Unterkunft und Versorgung der Mannschaft.

Ein Treppenturm mit parallelen Aufzugschacht führt nach oben zum 3 Stock und weiter bis zum Gipfel des Felsmassiv auf dem ein Beobachtungsturm gebaut werden sollte. Das 3te Stockwerk dürfte noch gut 50 bis 60 mt Felsüberdeckung haben. Auch dieses Stockwerk verfügt über einen Zugang, der auf den Berg oberhalb des Passes liegt. Der Stollen ist auch hier so groß das mit LKW  eingefahren werden konnte. Auch dieser Stock ist nur teilweise fertig gestellt, es wurde an allen Stockwerken zugleich gebaut. Im Obergeschoss war eine zweite 75mm Batterie vorgesehen, sowie MG und PAK. Als MG war das neue Luftgekühlte MG37 von Fiat vorgesehen, meist kamen im Alpenwall aber die Beute MG´s von Schwarzlose aus dem WK1 zum Einsatz .

Gebaut wurde die Anlage von Baufirmen aus Süditalien, das gesamte Baugelände war Sperrgebiet und wurde vom Militär bewacht. Der einzige Südtiroler der die Anlage betreten durfte war der Pfarrer vom St. Felix, der gelegentlich zu letzten Ölung von verunglückten Arbeitern gerufen wurde. Die Arbeit in solchen Anlagen war schwer und gefährlich, jedoch konnten man gut verdienen sodass Arbeiter genug zur Verfügung standen. Die Anlage wurde im März 1940 geplant und sofort angefangen. Im Juli 1941 wurde aufgrund von Materialknappheit  und der Verbindung von  Berlin und Rom (deutsche Kriegshilfe für Italien) der Bau eingestellt.

Die Festung war für ca. 150 Mann Werksbesatzung ausgelegt. Die Bewaffnung sollte 12 MG´s, 4 75mm Kanonen, 2 PAk und 2 Scheinwerfer betragen. Anhand der Anzahl am Geschützpforten dürften aber 6 Haubitzen geplant gewesen sein.  Zusätzlich sollte die Unterbringung von Mannschaften und Waffen für Gegenangriffe möglich sein. Die Anlage sollte ein Gesamtvolumen von 25.500 Kubikmeter haben, die Kosten ohne Innenausstattung waren mit 7,000.000 Lire vorgesehen.   

Die Anlage befindet sich heute in dem Zustand wie sie vor über 60 Jahren versiegelt wurde,  durch den bereitliegenden Schotter in den Rohstollen und noch verschalte Betonwände  hat man das Gefühl als ob die Arbeiter erst vor kurzem abgezogen wären. Die Mauern der Zugänge waren sehr dünn, was dazu führte das sie eingerissen wurden um die Anlage zu besichtigen. In den 80er Jahren stiegen 2 Deutsche in die Anlage ein und stürzen durch den Treppenschacht in den Tod, daraufhin wurde die Anlage gründlich vermauert. Später wurde am Haupteingang ein Massives Stahltor eingebaut durch dieses man die Anlage heute betreten kann. Aufgrund der Ungesicherten Schächte ist die Anlage verschlossen.

Die Anlage gehört inzwischen dem Land Südtirol. Die Landesverwaltung will die Anlage der Gemeinde St. Felix übertragen, Verhandlungen laufen bereits.  

WP

Halbfertiger Verbindungsstollen, man kann gut den Aufbau der Stollen erkennen.
In Gang der Vizebürgermeister der Gemeinde St. Felix, Weiss Luis
der uns die Besichtigung der Anlage ermöglichte.


Rohausbruch der Stollen, an den Seiten bereitgestellter Schotter für die Betonauskleidung.


Die Stollen sind teilweise so breit das zwei Lkw Platz finden würden.


Die Stollenauskleidungen der Hauptstollen, ganz vorne der noch nicht fertige Rohausbruch.


 Der Schacht ins untere Stockwerk.


Nicht fertiger Stollen zu den Kampfständen

Der kleine Schacht, die Holzverschalung ist nicht mehr entfernt worden.

Der Hauptschacht, in diesem hätte der Treppenaufstieg eingebaut werden sollen,
auch hier noch die Verschalung.


Das Ende des Schachtes ist nicht zu sehen.


Stand einer 75mm Kanone auf Minimalschartenlafette.


Zisternenbecken


Latrine



Halbfertiger MG Stand,
hier fehlt noch das Panzerschild, das anscheinend nachträglich von innen eingebaut wurde.


Zugang zu einem MG Stand


MG Stand mit schwerem Panzerschild aus Chromnickelstahl mit einem Gewicht von 3100 kg.


Detail der Betonauskleidungen


Steffen Bissinger vor dem Gang.


Der Betongang, oder besser gesagt Betonhalle.


Aufzugschacht zum Gipfel des Festungsfelsen.


 Aus-Eingang des oberen Stockwerks der auf einer Wiese oberhalb des Gampenpass mündet.
Der Eingang wurde nach Einstellung des Baues zugemauert worden.


Auch hier bereitgelegter Schotter


Gang zu den Kampfständen des Obergeschosses.


Blick nach oben im Stiegenhausschacht.
Die Treppe wurde nicht mehr weiter nach oben gebaut


Man kann das Ende des Schachtes noch erkennen,
bei Baueinstellung wurde der Schacht von oben mit Brettern verschlossen.


Der Treppenaufstieg, teilweise noch eingeschalt,
man hat den Eindruck das die Mauerer nur bei der Mittagspause sind.


Eine Tomatenmarkdose die hier stehen blieb.

Zeitungsberichte

 

 

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