Fische im Starnberger See

Uli Mößlang

 

Ulrich Mößlang der Tauchbrillenspezialist + zertifizierter Sport-Optiker

Die Geschichte der Fischerei im Starnberger See ist fast so alt wie der See selbst, also fast 30000 Jahre. Auf der Roseninsel, eine der ältesten Siedlungsstätten unserer Gegend, fand man bei Ausgrabungen einen bronzenen Angelhaken. Die Netze aus organischem Material sind spurlos verrottet und nicht mehr nachzuweisen. 1989 konnte an der Roseninsel ein Einbaum aus dem 8.-9. Jahrhundert v. Chr. geborgen werden und soll in dem geplanten Südbayrischen Schifffahrtsmuseum ausgestellt werde.
Das Jagen und Sammeln ist in unseren zivilisierten Gegenden fast verschwunden, das Angeln hat sich bis heute als Nahrungserwerb, ob privat oder gewerblich erhalten. Die alten ansässigen Fischerfamilien verbindet die langen Familientraditionen am gleichen Beruf, oft noch in den alten Höfen am Seeufer. Sie sind teilweise mit den alten Zunftzeichen und der Jahreszahl geschmückt.

Nicht immer ist das Nebeneinander von Sportanglern und Berufsfischern in der heutigen Zeit ungetrübt. Stellen sich die Sportangler oft an den Dampferstegen zum Fischen auf, was den Berufsfischern ein Dorn im Auge ist, da die Angler ihre Köder wesentlich weiter draußen im See platzieren können und somit einen scheinbaren Vorteil haben. Den Berufsfischern wird vorgeworfen, dass sie bei einem sichtbaren Anglerglück einiger Petrijünger sofort kormoranmäßig ihre Netze genau an dieser Stelle auswerfen und abfischen.

In einer Urkunde von 1811 steht eine abwertende Notiz in der es heißt: Zeugnis, dass die Fischer kein Gewerbe ausüben, sondern im eigentlichen Sinn Fischknechte des Königs sind.
Fischer bewegen sich seit jeher mit ihrer schweren Arbeit in engen Grenzen, die sie selbst nur bedingt beeinflussen können. Diese sind die Obrigkeit, das Wetter, die Natur, die wirtschaftliche Situation und die Techniken zum Fischfang.

Konnten die früheren Siedler fischen wann sie wollten, oder  nötig wurde und waren keinem Rechenschaft schuldig, änderte sich die Lage jedoch, als die bajuwarischen Adelsgeschlechter um 1000 n.Chr. die Fischerei durch Leibeigene, gegen Abgaben und Scharwerk durchführen ließen. Später gaben die bayrischen Herzöge an Hofmarksherrn oder Klöster "in Gunsten und Gnaden" die Rechte zu fischen ab. 1346 wird ein Richter in Starnberg erwähnt, der das Seerichteramt inne hatte und die Hoffischer zu überwachen hatte. Hauptinhaltlich dürfte die Sicherung der Fischlieferungen an die Hofküche Inhalt gewesen sein. Die Fische der bayrischen Seen gehörten neben dem Wild zu den bevorzugten Spezialitäten. Der Überschuss an Fischmaterial, billig angenommen, wurde auf dem Markt in Rechnung für den Hofstaat verkauft und war somit eine nicht unwesentliche Einnamequelle, von der die Fischer nicht profitierten.

Die Fische wurden in edle, geringere und in letztes in Fischwerk eingeteilt. Zu den edlen Fischen zählten  Seesaibling, Seeforelle und die Renke. Waller, Karpfen, Hechte, Rutten und Brachsen zählten zu den geringeren Sorten. Alle anderen Sorten waren das letzte Fischwerk. Der Brotfisch des Sees, d.h. das Hauptnahrungsmittel war die Renke. Ob gekocht, gebraten oder geräuchert, sind sie heute noch genauso geschätzt wie vor 100 Jahren und werden in jedem Gasthaus um den See fangfrisch angeboten. Wogen früher 4 Stück ca. ein Pfund, bringen heute schon 2 Stück ein Pfund auf die Waage. Die Bedeutung der Saiblinge als besondere Delikatesse war so groß, dass eigene Fangbücher geführt werden mussten. Die besten Fanggründe waren damals und auch noch heute die Unterwasserberge. Neben den Renken waren früher die Hechte sehr wichtige Fische, so dass sie lange als Brotfisch galten. Eine Hechtpest zum Ende des 18. Jahrhunderts dezimierte diese Fischsorte so drastisch, dass sich der Bestand bis heute nicht mehr erholte.


Hecht, Foto: Bio-Uli


Rutten Foto: Lino


Brachse Foto: Wauki


Karpfen Foto: Wauki


Renke Foto: Wauki


Seeforelle Foto: Wauki


Waller Foto: Wauki

An vielen Orten vertragen sich die Fischer und Taucher nicht. 
Warum ist das so? 

Die Sportfischer, deren Erträge z.B. im Starnberger See im laufe der Jahre immer schmäler wurden, schimpften oft über die Taucher, dass sie die Fische verscheuchten. Dass dem nicht so ist, kann in langen Gesprächen an einem Fischerstammtisch widerlegt werden, wenn man den Petrijüngern erklärt, dass man sich bis auf ein paar cm einen Hecht nähern kann und nur argwöhnisch beäugt wird. Der Hecht bleibt an seinem für ihn sicheren Platz und hält nach einer leichten Beute Ausschau. Sinnvoll ist es auch mit selbstgeschossenen Fotos die Unterwasserwelt den Sportanglern näher zu bringen. So können für beide Seiten nützliche Erkenntnisse zustande kommen.  Den Anglern kann man Tipps über Unterwasserhindernisse geben  und manch verloren gegangenes Gerät bergen. An aufgefundenen Blinkern, die sich an Ästen und Müll verfangen haben, kann der Taucher die Führigkeit und die Farbgestaltung nachvollziehen und so den Sportanglern zu Erkenntnissen verhelfen, die er so aus erster Hand nicht erhält. Der Dank ist dem Taucher gewiss und es setzt sich nachhaltig fest, die Taucher sind gar nicht so schlimm.

So hat sich eine Freundschaft zwischen uns und der dort fischenden Zunft entwickelt. Es wird über die Sicht der Sprungschicht, die gesehenen Fische in welcher Tiefe geratscht. Wir konnten bei unseren Tauchgängen öfter einen Schwarm Fische beobachten, der sich um einen Köder versammelte und ihn entweder verachtete, mit ihm spielte oder ihn gierig verschluckte. Unsere Anwesenheit, natürlich in gebührender Entfernung störte die Fische in keinster Weise und die Abläufe des Petriglücks oder Pechs tragen immer zu Erheiterung bei.

Oft werden wir schon sehnsüchtig erwartet und bekommen einen kleinen Auftrag, die versenkten Utensilien, oder den nagelneuen Blinker zu bergen. Auch helfen wir gerne der Berufsfischerei bei etwaigen Problemen, oder Aufräumarbeiten, wenn z.B. der Winter kommt und Kelterwannen versetzt werden müssen. Die einen lassen uns dann als Gegenleistung vor ihrem Grundstück parken, die anderen geben ein Bier aus und alles festigt die Freundschaft zwischen Angler und Taucher.

 

zurück