Cevedale

die 3. Kanone

Ulrich Mößlang /  Wendl Pircher


 
Fernkampfwerke, Bunker, Infanteriestützpunkte, Stellungen und Festungen der Österreicher und Ex Forte der Italiener aus dem ersten Weltkrieg in den Alpen, Dolomiten, Verona, Venezien und Friaul.  Denkmäler in München, Bayern und dem Rest der Welt.


1. Kanone  2. Kanone  3. Kanone


 

Die Geschichte der 3 Kanonen am Inneren Kofel - Cevedalepass.

 

Wenn man genau hinsieht wirken diese alten 3 großen Rohre schon komisch.

Es sind eindeutig die alten überschweren 149er Feldgeschütze der italienschen Armee,

der Berg aber wo sie liegen lag weit hinter der Front auf Tiroler Seite.

Diese 149er Geschütze waren um die Jahrhundertwende der Stolz der ital. Armee,

bei Kriegsbeginn 1915 aber schon veraltet. Aber da sie zu Hunderten in den Arsenalen standen

und enorme Mengen an Geschossen vorhanden waren, wurden sie zum Arbeitstier der Italiener.

Überall kamen diese Geschütze zum Einsatz, selbst dort wo eigentlich schwere Feldgeschütze nichts mehr

verloren hatten, so z.B. am der Adamellofront.

Die drei vom Cevedale jedoch standen  Ende 1917 im Tiefland, irgendwo hinter der Isonzofront. Als im Spätherbst 1917 die 12. Isonzoschlacht losging

änderte sich die Front. Deutsche und Österreichische Truppen durchbrachen die Front und rückten in italiensche Friaul ein. Durch den schnellen Vormarsch bis zum Piavefluss

musste die gesamte ital. Dolomitenfront geräumt werden, alles schwere Material mußte zurückgelassen werden.

Die österr. Truppen erbeuteten Unmengen von Geschützen und dazu passenden Granaten.

Dadurch wurde es möglich  das nun auch abgelegene Fronten wie die am Cevedale zu einigen zusätzlichen Geschützen kamen.

An der Ortlerfront herrschte stets Mangel an Geschützen und die wenigen die zugeteilt wurden, waren meist klein und oft Uralt.

Für den Sommer 1918 war eine große Offensive von Seiten Österreich geplant, das Unternehmen "Lawine". Für dieses Unternehmen wurde die Ortlerfront ab Frühjahr 1918

massiv mit schweren Geschützen aufgerüstet, von modernen Skoda Rücklaufhaubitzen bis zu den 149er Beutegeschützen wurde alles in die Höhenstellungen befördert.

Für den Cevedalepass wurden zunächst 2 149er vorgesehen. Die beiden Geschütze wurden mit der Eisenbahn durch den Vinschgau bis zum Bahnhof Goldrain, von dort wurden sie mit Lastautos über die neue

Martellerstrasse bis zum Lager Zufall (bei der heutigen Zufallhütte).

Hier wurden die 5 Tonnen schweren Geschütze zerlegt und nun mit 120 Mann auf Schlitten langsam über den Fürkeleferne hochgezogen bis zum Inneren Kofel.

Dabei musste ein Höhenunterschied von über 1000mt bewältigt werden. Das Rohr alleine wiegt 3300kg plus Schlitten, damit musste die Steilstufe bei der heutigen Martellerhütte überwunden werden,

danach ging es leichter über den Geltscher. Zu den Geschützen musste auch noch ein Kran zur Montage hochgeschafft werden, die schweren Rohre mussten ja in die fast 2mt hohen Lafetten eingebaut werden.

Nachdem zwei Geschütze erfolgreich in Stellung waren wurde auch noch die dritte in gleicher Weise hochgeschafft. Kleinmaterial und die Granaten konnte mit der Seilbahn Zufall - Eisseepass befördert werden.

Die Geschütze standen weit hinter der Front am Cevedalefront und vor Beschuss sicher, aufgrund der Reichweite von gut 11 km und die überhöhte Lage auf 3300mt schossen die 149 weit ins Val Forno hinunter,

die Kanoniere selber sahen dabei nichts, sie hatten keine Sicht auf den Feind, gleitet wurde das Feuer per Telefon von einem Beobachter auf der  Königsspitze.

Bis zum Kriegsende blieben die 149er in Betrieb, beim Rückzug am 3 Oktober 1918 wurden nur die Verschlüsse abgenommen und in eine nahe Gletscherspalte geworfen.

Auf einem Bild kurz nach dem Krieg stehen die Geschütze noch in Stellung, erst später in den 30er Jahren versuchten Schrottsammler die Geschütze zu bergen, 15 Tonnen Eisen lockten.

Die Geschütze wurden umgestürzt und die Lafetten von Hand in kleine Stücke zersägt und abtransportiert. Die mühvolle Arbeit scheint sich dann aber nicht geloht zu haben und wurde aufgegeben.

Und so liegen die 149er noch heute oben am Inneren Kofel. Über eine Bergung der Geschütze wurde schon nachgedacht, aber noch heute währe das kein leichtes Unternehmen

Denn einfach wie üblich an einen Hubschrauber hängen und runterfliegen geht nicht, auf 3300mt Höhe die 3300kg schweren Rohre zu heben schafft wohl noch keiner.

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